Gefaehrliche Sehnsucht
bewegen«, schloss er das Gespräch. Er klopfte George freundschaftlich auf die Schulter und ging zurück an den Seziertisch.
George sah etwas unglücklich vor sich hin. »Und die Möglichkeit, dass vielleicht ein Irrer sich für einen Vampir hält? Was sagen Sie dazu?«
Dr. Grant schüttelte den Kopf. »Ein Mensch kann einen anderen Menschen beißen, aber er hätte nicht die Kraft ihn blutleer zu saugen ... Nein. Ich schließe diese Möglichkeit aus.«
George sah frustriert vor sich hin und überlegte, ob er noch Einwendungen machen sollte. Aber er entschied sich dagegen.
»Schicken Sie mir bitte den Endbericht der Untersuchungen, wenn Sie fertig sind«, bat er und verließ, ohne sich zu verabschieden, die ungemütlichen Räumlichkeiten.
Er würde seine Taktik ändern müssen, wenn er Erfolg haben wollte. Seine bisherigen Bemühungen hatten ihm noch nichts gebracht. Er war mit seinen Untersuchungen keinen Zentimeter weitergekommen.
George verließ das Klinikgelände und streifte durch die Stadt. Er beobachtete die Menschen rund um sich und fragte sich, welche von ihnen die nächsten Opfer sein würden. Ein Gefühl der Leere erfasste ihn, als er plötzlich vor dem kleinen Kaffeehaus stand, in das er mit Ilysa so oft gegangen war. Ein verbittertes Lächeln umspielte seinen Mund. »Vielleicht sollte ich mich wieder für Frauen interessieren.« Aber gleichzeitig wusste er, dass kein weibliches Wesen es mit Ilysa aufnehmen konnte. Er liebte sie noch immer. Mit jeder Faser seines Herzens. Ein merkwürdiges Prickeln durchzog seinen Körper. So wie früher, wenn er sich hier mit Ilysa traf. George raffte sich innerlich auf und fuhr sich mit der Hand über seine müden Augen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um über seine privaten Angelegenheiten nachzudenken. Er war verantwortlich für die Sicherheit der Menschen in der Stadt, was spielte da die unglückliche Liebe zu seiner Frau für eine Rolle. Mit großen Schritten verließ er den Domplatz und ging in Richtung Duncan Road. Ein Windstoß von hinten ließ ihn vorwärts taumeln. Er blickte hinauf zum Himmel und sah wie dichte schwarze Wolken sich vor die Sonne schoben. Er schloss seine Jacke und drückte seinen Hut fester auf seinen Kopf. Gleich würde es anfangen, große Tropfen zu regnen. Er überlegte sich, wie er am schnellsten sein Auto in der Duncan Road erreichen konnte.
Mit schnellen Schritten ging er durch den Stadtgarten, der die Fußgängerzone mit dem Bahnhofsviertel verband. Ein Rascheln aus dem Nichts ließ ihn hinter Bäumen Deckung nehmen. Verblüfft beobachtete George einen jungen Mann, der sich immer wieder umblickend hinter Büschen vorwärts bewegte. George überlegte, ob er den Mann stellen oder warten sollte, ob es vielleicht einen Verfolger gab. Bevor er sich zu einem Entschluss durchgerungen hatte, fing es an, in Strömen zu regnen. Es fiel ihm schwer die Augen offen zu halten. Das Aufklatschen der großen Tropfen überdeckte jedes andere Geräusch. Kurz fuhr er sich mit seiner rechten Hand über sein Gesicht, um das Regenwasser abzustreifen. Als er nach Sekunden wieder in die Richtung der flüchtenden Gestalt sah, erkannte er in kurzer Distanz dahinter einen nassen Blondschopf, der ihm bekannt vorkam. Er vergaß das schlechte Wetter und schlich mit pochendem Herzen hinterher.
Kapitel 11
A idan wälzte sich unruhig im Bett. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.
»Geh weiter, du brauchst dich nicht zu fürchten«, hörte sie in ihrem Kopf eine weibliche Stimme. Sie wollte die Stimme ignorieren, aber es gelang ihr nicht. »Geh weiter, ... geh weiter.«
Aidans Hände verkrampften sich in ihrer Bettdecke. Die Park Road lag weit hinter ihr. Sie stand an der Kreuzung Bradford Drive und Dundee Road. Warum war sie hierher gegangen? Was suchte sie hier? Verwirrt blickte sie auf die Straßenschilder. Es war kalt und abgesehen von den wenigen Autos war es um diese Stunde ruhig auf den Straßen. Plötzlich hörte sie Schritte, die immer lauter wurden. Ohne zu wissen warum, fühlte sie, dass jemand auf der Suche nach ihr war. Außer Atem und mit laut hämmerndem Herzen suchte sie nach einem Versteck für sich. Als sie ein Poltern hinter sich hörte, schnellte sie herum und starrte in die Dämmerung. Erleichtert erkannte sie eine Katze, die sich erschrocken von zerbrochenen Blumentöpfen entfernte. Aber sofort war sie wieder angespannt. Ohne eine Bedrohung zu sehen, spürte sie die Gefahr, die immer näher kam. Hinter einem Schleier von Nebel sah
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