Gefaehrliche Sehnsucht
MacLain, der von Elijah bereits informiert wurde, wartete bereits im großen Salon auf die Ankommenden.
Als er Riley hinter Elijah in das Haus kommen sah, verzog sich sein Mund zu einem Lachen.
»Ich wusste, dass du bald wieder nach Hause kommen würdest, mein Junge«, sagte er und ging mit schnellen Schritten auf Riley zu. »Du hast uns gefehlt.«
Er legte seinen rechten Arm um Riley und seinen linken um Elijah. »Ich brauch euch beide«, sagte er, »und ihr beide braucht euch einander auch.«
Elijah nickte. »Das stimmt«, sagte er und blickte zu Riley, »ohne dich ist unsere Familie nicht komplett.«
Riley spürte es in seinem Inneren warm werden. Er war auch froh, wieder zu Hause zu sein.
»Die heutige Nacht hätte schlimm ausgehen können. Wir müssen Aidan und ihre Freunde besser schützen.
»Ja, das müssen wir«, flüsterte John und holte eine Blutkonserve für Noah. Der Junge tat ihm leid, aber es gab Schlimmeres, als ein Vampir in Shadow Fields zu sein.
Elijahs Griff nach dem Schlüsselbund holte John aus den Gedanken.
»Hast du heute noch etwas vor?«, fragte er seinen Sohn.
»Ich fahre nochmals in die Park Road und hole Aidan und Leah. Es ist nicht gut, wenn die beiden heute Nacht alleine sind«, sagte Elijah.
»Das ist seit langem deine beste Idee«, sagte Shelly. Sie hatte sich nicht gut dabei gefühlt, Aidan und Leah in ein paar Minuten von Noahs Überfall zu berichten und sie dann mit ihren sorgenvollen Gedanken alleine zu lassen.
Kapitel 15
E s wehte ein kühler Wind durch die Straßen der Stadt. Es war merkwürdig still. Ilysa hörte laut das Klappern ihrer Absätze auf dem Asphalt. Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken. Sie fühlte die Gefahr, in der sie war und sie fühlte die Gefahr, der Aidan ausgesetzt war. Die Gabe, die alle weiblichen Nachfahren der McLauchlan in sich trugen, konnte für andere ein Segen sein, aber für sie selbst war es eine schwere Last. Bis zu dem Tag, an dem sie ihre Mutter schwer verletzt vor ihrer Haustür fand, wusste Ilysa nicht , dass sie anders war als die Menschen um sie herum. Ihr Leben veränderte sich grundlegend, als ihre Mutter ihr das Geheimnis der McLauchlan weitergab.
»Ich habe dir die Kette mit dem Obsidian angefertigt, um alles Übernatürliche von dir fernzuhalten. Nun musst du sie ablegen. Ohne sie sind alle deine Sinne viel intensiver und du kannst Gefahren erkennen, bevor sie dich erreichen. Du bist wie ich eine Elbhexe.«
Ilysa erinnerte sich an diesen Tag, als sei es erst gestern gewesen. Ihre Mutter hatte auf eine alte Truhe gezeigt.
»Dort in der Kiste findest du zwei alte Bücher. Eines ist mein Tagebuch und das andere ist ein jahrhundertealtes Buch der Magie, das du irgendwann an deine Tochter weitergeben musst. Es wird dir in vielen Lebenslagen den Weg weisen.«
Sie legte sich erst ruhig auf ihr Kissen, als Ilysa die beiden in Leder gebundenen Bücher in ihren Händen hielt.
»Und nun muss ich dir noch etwas sehr Wichtiges sagen.« Leise flüsterte sie ihrer Tochter ein schreckliches Geheimnis ins Ohr. Am Tag darauf war Enya nicht mehr da. Nur ein paar Worte auf einem abgerissenen Stück Papier erklärten ihr Verschwinden. »Ich möchte nicht, dass du mir beim Sterben zusehen musst.« Unendlich traurig hatte Ilysa sich mit ihren wenigen Habseligkeiten auf den Weg zu ihrem Onkel gemacht und nach dessen Tod hatte sie im September 1673 eine Schiffspassage auf der Blendford nach Amerika gekauft. Ilysa hatte den Rat ihrer Mutter immer befolgt und niemals mit jemandem über ihre Herkunft gesprochen. Auch nicht mit George Taylor, mit dem sie die glücklichsten ihrer Jahre verbracht hatte. Sie war nie länger als fünfzehn Jahre an einem Ort geblieben, damit niemandem auffiel, dass ihr Körper nicht alterte. Als sie vor sechs Jahren Shadow Fields verlassen hatte, war ihr das sehr schwer gefallen. Seit damals sah sie das Erbe der McLauchlan als einen Fluch. Sie vermisste George noch immer. Er war die Liebe ihres Lebens. Aber die Leute hatten angefangen, sich zu wundern, dass sie noch immer aussah wie zwanzig und auch George hatte angefangen, sie vom Aussehen her mit ihrer Tochter zu vergleichen. Sie hatte ihn von einem auf den anderen Tag verlassen und war mit ihrer Tochter nach Dallas übersiedelt. Kurz nach Aidans Diplom an der Highschool hatte Ilysa plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Besonders nach Einbruch der Dunkelheit fühlte sie die bedrohlichen Schatten in ihrer Nähe. Jemand verfolgte sie und sie
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