Gefaehrliche Sehnsucht
menschliches Dasein gekostet und es hätte dich dein Leben kosten können.«
Er ging auf Shelly zu und nahm sie in seine Arme.
»Du hast mir gefehlt«, flüsterte er in ihr Ohr.
Shellys Gewissen meldete sich, als ihr bewusst wurde, wie unrecht sie diesem Mann getan hatte. Sie sah ihm in die Augen und sah die Wärme darin.
»Du hast allen Grund, böse auf mich zu sein«, sagte sie.
Riley schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich? Du hattest ja Recht. Er hat in etwa meine Größe und mit seinen schwarzen Haaren ist er auch leicht mit mir zu verwechseln.«
»Aber du warst es nicht«, lächelte sie, »und darüber bin ich sehr froh.« Sie ging auf Riley zu und drückte ihm einen Kuss auf seine linke Wange.
Rileys Blick wanderte von Shelly zu Noah. »Wir sollten uns eine Fahrgelegenheit organisieren und uns auf den Weg nach Hause machen«, sagte er.
Shelly zog ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wählte Elijahs Nummer. In kurzen Sätzen erzählte sie ihm, was soeben in der Park Road vorgefallen war und bestellte ihn zu Aidans Haus.
»Wir brauchen ein Auto, damit wir Noah transportieren können. Also beeil dich«, beendete sie das Gespräch.
Riley wurde ein wenig nervös. Gleich würde Elijah eintreffen. Elijah, sein Cousin, Bruder und Freund, aber auch Elijah, der ihn beschuldigt hatte, ein charakterloser Vampir zu sein.
Shelly fühlte, was in ihm vorging und ging auf ihn zu.
»Es tut Elijah schon lange leid, dass er damals mir und nicht dir geglaubt hat. Tief in seinem Inneren hat er immer gewusst, dass du es nicht gewesen sein kannst ... Es war alles meine Schuld«, sagte sie und blickte ihn betroffen an.
»Schon gut. Elijah und ich sind zusammen aufgewachsen. Wir hatten öfter schon einmal eine Meinungsverschiedenheit. Spätestens in zwei oder drei Tagen lachen wir wieder zusammen.«
»Danke«, sagte Shelly und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Und jetzt gehe ich schnell zu Aidan und Leah. Die beiden sollen wissen, was vorgefallen ist. Aber ... ich werden ihnen nicht sagen, dass Noah kein Mensch mehr ist. Sie werden es früh genug merken.
Riley nickte nur und ging neben Noah in die Hocke, um seinen Puls zu fühlen. Als Shelly ein paar Minuten später zurückkam, stand Elijahs schwarzer Cadillac bereits am Straßenrand. Elijah hielt die Tür auf, während Riley Noah hoch hob und auf der Rückbank platzierte.
»Hilfst du uns dabei, Noah in das Vampirleben einzuführen?«, fragte Elijah seinen Cousin. »Du hast da ja mehr Erfahrung als ich.«
Riley setzte sich auf den Beifahrersitz und nickte. »Ich bin sowieso kein Stadtmensch«, sagte er, »deshalb überlege ich mir, ob ich morgen nicht alle meine Sachen vom Motel holen und wieder nach Darkwood Manor ziehen sollte.«
Elijah lächelte und warf einen Blick nach rechts. »Das würde nicht nur mich sehr freuen«, sagte er.
Shelly ließ sich erleichtert in den Rücksitz zurückfallen. Ihre Augen ruhten auf Riley. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Sie war froh, dass Riley im richtigen Augenblick gekommen war. Im richtigen Augenblick, nicht nur, weil er dadurch sie und Noah gerettet hatte, sondern auch, weil sie die beiden Männer gleichzeitig gesehen hatte. Beide waren gleich groß, beide hatten eine ähnliche Statur. Aber ... und das war das Wichtigste, Riley war nicht der gesetzlose Vampir. Sie konnte ihm wieder vertrauen und sie konnte ihren Gefühlen wieder freien Lauf lassen. Sie spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch.
Als sie ihr Auto vor dem Anwesen der MacLains einparkten, begann Noah sich zu bewegen.
»Wo bin ich?«, flüsterte er.
»Du bist in Sicherheit«, sagte Shelly und lächelte ihn an.
»Ich fühle mich elend«, jammerte Noah. »Mein ganzer Körper schmerzt.«
»Ich weiß«, erwiderte Shelly.
Elijah und Riley öffneten die beiden hinteren Türen. Shelly stieg aus und warf Riley einen fragenden Blick zu.
Riley verstand ohne Worte, was Shelly meinte.
»Ja. Ich übernehme das«, sagte er und wusste aus Erfahrung, dass es nicht leicht sein würde, Noah zu erklären, dass er jetzt ein Vampir war.
Erleichtert atmete Shelly auf und drehte sich zu Noah um.
»Kannst du alleine aussteigen oder brauchst du Hilfe?«
»Ich versuche es«, sagte Noah und setzt sich langsam auf. Müde drehte er sich auf die Seite und schob sich vorwärts zur Autortür. Vorsichtig setzt er ein Bein nach dem anderen auf den Boden. Instinktiv griff er nach Shellys Arm.
»Darf ich mich auf dich stützen?«, fragte er.
»Natürlich«, sagte Shelly sanft.
John
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