Gefaehrliche Sehnsucht
kein Wort. Sie sprach schnell und leise.
Kapitel 30
A ls Stuart das Haus in der York Street betrat, fühlte er sofort seine Anwesenheit. Schritte und gedämpfte Stimmen klangen vom oberen Stockwerk nach unten. Er ging den Flur entlang und blickte zur Treppe, die nach oben führte. Der Dark Lord schien sein Kommen bemerkt zu haben, denn er war bereits auf dem Weg nach unten. Zuerst sah Stuart seine langen Beine und eine Sekunde später stand der Vampir in seiner vollen Größe vor ihm. In seinem langen schwarzen Kapuzenmantel sah er Angst einflößend aus. Seine schwarzen Haare fielen ihm locker auf die Schultern. Seine grünen Augen starrten sein Gegenüber durchdringend an. Stuart hielt seinem Blick stand. Sein Verstand sagte ihm, er durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Plötzlich tauchten aus dem Nichts ein paar Vampire auf und stellten sich hinter den Dark Lord. Mit leeren Augen blickten sie auf Stuart.
»Ich habe mir meine Ankunft hier anders vorgestellt«, sagte der Dark Lord. Die Worte kamen in einem sanften Tonfall über seine Lippen. Als Stuart schwieg, sprach er weiter. »Wo sind meine Vampire?«
Stuart kannte den Dark Lord. Seine Art, sich väterlich zu geben, war eine Falle. Hinter seiner Fassade war er gefährlich. Mit bedächtigen Bewegungen ging Stuart auf das Sofa zu und ließ sich darauf niederfallen.
»Hamish und Scott sind vor vier Tagen verschwunden und haben mich alleine gelassen ... Ich habe versucht, eine der beiden McLauchlan Frauen alleine in meine Gewalt zu bringen. Aber das ist nicht zu schaffen. Keine von beiden ist je alleine anzutreffen. Immer halten sie sich in einer Gruppe auf.«
Während Stuart sprach, betrachtete der Dark Lord ihn mit einer eiskalten Miene. Er versuchte in Stuarts Gedanken zu lesen. Aber so problemlos er dies bei den Menschen tun konnte, bei Stuart war er immer auf eine undurchdringbare Mauer gestoßen. Und das hatte sich auch jetzt nicht geändert.
»Du warst lange weg«, sagte Stuart belanglos und versuchte die Atmosphäre ein wenig aufzulockern. Der Dark Lord nickte, aber
sein Gesichtsausdruck wurde keine Spur freundlicher. Stuart begegnete diesem Blick ohne Angst. Dieser Mann hatte keine Gefühle in sich und kannte weder Liebe noch Zuneigung. Stuart stand auf und blickte zum Dark Lord. »Ich hole mir aus dem Kühlschrank etwas zu trinken. Möchtest du auch etwas?«
Die Miene des Dark Lords verfinsterte sich.
»Nein«, sagte er und ging den Wohnraum auf und ab.
Stuart fühlte, es konnte ihm nichts passieren. Noch nicht ... Der Dark Lord brauchte ihn. Er wusste noch nicht wofür und er würde es vielleicht nie erfahren, denn Stuart hatte nicht vor, zu bleiben.
Ein Kribbeln in seinem Rücken ließ ihn wissen, dass der Dark Lord ihn mit einem lauernden Blick beobachtete. Ohne Hast nahm er aus dem Kühlschrank eine Flasche Mineralwasser und ging zurück zum Sofa.
»Hamish sagte mir, dass du die Bekanntschaft von Aidan gemacht hast«, sagte der Dark Lord. »Vertraut sie dir?«, fragte er lauernd weiter. »Es wird langsam Zeit, dass wir sie in unsere Hände bekommen.«
Stuart warf ihm einen nichtssagenden Blick zu und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »In ein paar Tagen können wir sie uns holen«, antwortete er mit monotoner Stimme. Tief in sich vergrub er den Ekel, den er für den Vampir vor sich empfand.
Der Dark Lord grinste. »Das ist gut«, sagte er und klopfte Stuart auf den Rücken.
Die anderen Vampire standen gelangweilt um den Tisch herum und grinsten. »Boss, wir haben Hunger«, sagte ein muskulös gebauter Riese.
»Wartet einen Moment. Wir machen gleich einen Stadtbummel«, sagte der Dark Lord und lachte gefährlich. Er ging auf Stuart zu.
»Gestern hatten Brian und ich ein ganz besonderes Festmahl. Ein verliebtes Pärchen hat sich einen Platz nur für sich alleine gesucht und glücklicherweise glaubten sie, es auf der Lichtung vor der alten Ruine hinter dem Stadtpark gefunden zu haben. Wir waren in einer gönnerhaften Laune und haben gewartet, bis sie ihre Liebesspiele beendet haben.«
Die Erinnerung an den Blutschmaus brachte seine Augen zum Glühen.
Stuart blickte seinen Ziehvater emotionslos an.
»Das freut mich für euch«, sagte er lakonisch und ging auf den Vampir zu. Er verzog seine Lippen zu einem Lächeln und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Es durfte kein Zweifel an seiner Ergebenheit aufkommen.
Stuart spürte viele Blicke lauernd auf sich ruhen. Kälte breitete sich in ihm aus. Ohne Hektik bewegte er
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