Gefaehrliche Sehnsucht
nicht gehört zu haben. Er starrte sie ungläubig an. »Du bist Ilysa«, sagte er leise. »Aber du kannst nicht Ilysa sein ...«
Er blickte in die grünen Augen und erkannte einen zärtlichen Ausdruck darin. Die junge Frau lächelte ihn an und er entdeckte das Grübchen auf ihrer linken Wange.
»Du bist Ilysa ... die junge Ilysa ...«
»Ich werde körperlich nicht älter«, flüsterte Ilysa, »das kann ich nicht ändern …«
George brachte kein Wort heraus. Er starrte auf Ilysa.
»Ich kann nicht glauben, dass du Ilysa bist. Du bist so jung. Du müsstest viel älter sein ...«
»Was spielt es für eine Rolle, ob ich jung oder alt aussehe?«, sprach Ilysa.
»Warum hast du mich verlassen? Hast du mich nicht mehr geliebt?«, flüsterte George und fühlte sich verrückt, dass er zu glauben begann, dass seine Frau vor ihm saß.
Ilysa schüttelte den Kopf. »Ich ... Nein ...«, stammelte sie, »es ist nur ... ich bin kein gewöhnlicher Mensch. Die McLauchlans altern nur, bis sie erwachsen sind. Ich werde immer so aussehen, wie jetzt. Auch in fünfzig Jahren ... und deshalb muss ich immer weiterwandern ...«
George stand, während sie sprach, auf und bewegte sich auf sie zu.
»Ich mag es nicht, wenn man sich mit mir Scherze erlaubt«, sagte er.
»Unser Hochzeitstag ist der achtzehnte Mai«, sagte sie und sah ihm dabei in die Augen. In seinem Blick sah sie Unglaube und Schmerz. »... und wir sind nicht geschieden.«
»Warum altern die McLauchlans nicht?«
Ilysa sah, dass er sie am liebsten an sich gerissen hätte, aber sein menschliches Denken, das ihre Worte nicht fassen konnte, hielt ihn zurück. Ilysa konnte seine Gedanken lesen. Sie lächelte ihn an und ging auf ihn zu. Zärtlich fuhr sie ihm mit ihrer Hand über seine Wange.
»Ich mag deinen Dreitagesbart«, sagte sie, »er macht dich für mich unwiderstehlich.«
George starrte sie an. Hatte er Wahnvorstellungen? Oder war er dabei, seinen Verstand zu verlieren? Das schien die einzige Erklärung zu sein. Aber für den Moment war ihm das alles egal.
Wie in Trance griff er nach der jungen Frau und zog sie an sich. Ohne nachzudenken senkte er seinen Mund auf ihren.
»Ilysa«, flüsterte er zärtlich. Seine Lippen waren weich und warm. Sie war schon lange nicht mehr so zärtlich geküsst worden. Seine Zunge glitt sanft über ihre Lippen und sie schienen nicht genug von ihr zu bekommen. Ilysa schmiegte sich glücklich in seine Arme. George öffnete seine Augen.
Ihr Anblick entlockte ihm ein glückliches Lächeln. Sanft gab er sie frei und blickte ihr in die Augen.
»Ich liebe dich«, sagte er, »und ohne dich habe ich mich immer einsam und ... verloren gefühlt.«
Ilysas Blick hing an seinem Mund. »Ich möchte am liebsten für immer bei dir bleiben«, sagte sie traurig, »aber was werden die Leute sagen, wenn ich aussehe wie deine Tochter und später wie deine Enkelin.«
»Es ist für mich nicht wichtig, was andere Leute denken.«
»Aber sie werden Fragen stellen ...«
»Ich habe deine Mutter nie kennengelernt. Sieht sie auch so jung aus wie du?«, fragte George interessiert.
»Meine Mutter ist tot«, sagte sie.
»Wo ist sie beerdigt?«
»Irgendwo in Schottland. Ich weiß nicht, wo genau. Sie verschwand ohne ein Wort des Abschieds. Sie wollte mir nicht zumuten, ihr beim Sterben zuzusehen.«
»Dieses Verschwinden ohne Abschied scheint bei euch McLauchlans in der Familie zu liegen«, lächelte er sie zärtlich an.
Ilysa schlang ihre Arme um Georges Hals und küsste ihn, bevor sie antwortete.
»Es gibt Situationen, da weiß man nicht, wie man etwas erklären soll«, sagte sie.
»Aber ich liebe dich doch«, sagte er, »du kannst mir alles sagen.«
»Ich habe geweint, als ich dich verlassen habe«, sagte sie leise.
»Dann bleib doch wieder bei mir«, sagte er.
»Ja. Wir finden einen Weg, wie wir zusammen sein können«, antwortete Ilysa.
»Was hältst du davon, wenn ich mir für heute frei nehme und wir den Tag gemeinsam verbringen«, schlug er vor.
»Wir haben noch genug Zeit für uns«, sagte sie, »erst einmal müssen wir Aidan schützen. Sie ist in großer Gefahr.«
»Aidan geht es gut«, widersprach George. »Ich wüsste, wenn etwas nicht in Ordnung wäre.«
Ilysa schüttelte ihren Kopf. »Hier geht es nicht um Dinge, die du kennst. Hier geht es um etwas, das in den menschlichen Köpfen als Schauermärchen gilt. Aidan wird von einem Vampir verfolgt.«
Sie gab George alle Details, die sie wusste. Nur über den Thornhill Clan verlor sie
Weitere Kostenlose Bücher