Gefaehrliche Sehnsucht
Krähe.
»Im Dunkeln solltest du nicht unterwegs sein«, sagte sie. »Such dir einen Platz für die Nacht.« Sie wollte dem Vogel einen kleinen Schubs geben, aber bevor sie ihn berühren konnte, löste er sich in Luft auf. Ilysa lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. Plötzlich stieg ihr ein konzentrierter Duft in die Nase. Es roch nach Bergamotte und Sandelholz.
Kapitel 33
D er Dark Lord hatte seinen Wagen am Bradford Drive abgestellt und ging direkt in die Collins Street. Hinter einem großen dichten Busch suchte er nach einem Platz, von dem aus er den Vorplatz des Wohnhauses gut im Auge hatte. Er sah die Hausfassade hoch. Sein Blick blieb am dritten Stock hängen. Um seinen Mund breitete sich ein Grinsen aus, als er sah, dass hinter keinem der Fenster Licht brannte. Er stellte sich auf eine längere Wartezeit ein. Aber das war kein Problem. Er konnte auch die ganze Nacht hier verbringen. Als schon nach zwanzig Minuten ein kleines Auto fast direkt vor seiner Nase parkte und Ilysa ausstieg, konnte er sein Glück kaum fassen. Geduldig sah er zu, wie sie im Haus verschwand und ein paar Minuten später wieder zurückkam. Er wollte sich überzeugen, ob diese junge Frau auch wirklich eine McLauchlan war und setzte sich als Vogel auf ihr Autodach. Als er sicher war, Ilysa vor sich zu haben, stellte er sich in Sekundenschnelle als Vampir hinter sie und grinste. Sein altes Bewusstsein sagte ihm, dass sie jetzt sein war. Langsam drehte sich Ilysa um und schnüffelte mit der Nase. Ein Duft brachte sie aus der Fassung. Es roch nach Bergamotte und Sandelholz.
Im schwachen Schein der Straßenlaterne, sah sie einen großen Schatten hinter sich. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten durcheinander. Sie versuchte sich an die magischen Formeln, die sie in ihrem Kopf für genau diese Situation gespeichert hatte, zu entsinnen. Aber der Schock, der ihr in den Knochen saß, hatte alles ausgelöscht. Zumindest für den Augenblick.
Der Dark Lord blickte zu Ilysa hinunter und musterte sie. Seine ausgeprägten Sinne konnten ihren rasenden Herzschlag und ihren Angstschweiß wahrnehmen. Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr ins Ohr: »Guten Abend, meine Liebe. Du siehst immer noch hinreißend aus ... »
Erschrocken wirbelte sie auf ihrem Absatz herum. Vor ihr stand ein groß gewachsener Mann. Er war mindestens zwei Meter groß. Irritiert blickte sie in sein Gesicht. Sie kannte diesen Mann. Er war ein MacLain. Sie hatte ihn erst vor ein paar Wochen gesehen ... Sein markantes schönes Gesicht und sein schulterlanges schwarzes Haar waren ihr sofort aufgefallen. Nur, bei ihrem letzten Besuch in Darkwood Manor war er ihr freundlich und zuvorkommend gegenüber gestanden. Heute war das nicht der Fall. Mit einer schnellen Drehung versuchte sie unter ihm durchzutauchen und davonzulaufen. Die Straße war nicht weit entfernt und am Bradford Drive herrschte immer reger Verkehr. Wenn jemand auf sie aufmerksam wurde, konnte ihr der Vampir nichts mehr anhaben.
Aber der Vampir schien mit einem Fluchtversuch gerechnet zu haben. Er stürzte sich auf sie und drückte seine Hand auf ihren Mund, damit sie nicht schreien konnte. In Ilysas Kopf machte sich Entsetzen breit. Es war ein fataler Fehler gewesen, sich nicht die Zeit zu nehmen, die Halskette umzulegen. Hätte sie den Schmuck mit der kleinen weißen Perle auf ihrer Haut getragen, wäre sie für einen Vampir unantastbar gewesen. Die Weißbirkenrinde in der Perle war das beste Abwehrmittel gegen die Gestalten der Nacht.
Aber sie befand sich in ihrer Handtasche. Sie versuchte verzweifelt sich aus seinem eisernen Griff zu befreien, aber gegen seine übermenschliche Kraft hatte sie keine Chance. Der Vampir riss sie herum und blickte ihr in die Augen. Er versuchte in ihren Geist einzudringen und sie zu hypnotisieren. Er fluchte leise. Wie bei Stuart spürte er eine Wand, die er nicht durchbrechen konnte.
Er begann zu grinsen und blickte ihr stechend ins Gesicht.
»Es geht auch so«, sagte er.
Ilysa beugte sich über seine Hand und biss zu. Der Vampir schrie auf und ließ sie für einen Augenblick los. Sie konnte sich kurz losreißen.
»Ich denke nicht, dass du mich heute noch los wirst, meine Schöne«, knurrte er und seine Fänge fuhren aus. Mit einem Ruck packte er sie und zog sie wieder an sich.
In Ilysas Kopf wirbelten die Gedanken wirr durcheinander. Sie fühlte die Kälte, die von diesem Mann ausging.
»Du kommst jetzt mit mir mit«, sagte er leise und in einem gefährlichen
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