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Gefaehrliche Spur

Gefaehrliche Spur

Titel: Gefaehrliche Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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hätte sie sich im Bad kaltes Wasser ins Gesicht g e schüttet, aber nach diesem heftigen Flashback ertrug sie die Enge des Bad e zimmers und seine weißen Wände nicht einmal, wenn sie die Tür sperrange l weit offen gelassen hätte. Sie brauchte mehrere Anläufe, bis sie sprechen konnte.
    „ Es … es war deine Frage, was mein – Problem ist. Nicht nur. Aber die in Verbindung mit diesem engen Zimmer … Und du bist ein Mann … Sorry“, sie schüttelte den Kopf, „das ist nicht diskriminierend gemeint, aber …“
    „ Ich verstehe das schon richtig, keine Sorge. Aber du weißt natürlich, dass nicht jeder Mann ein potenzieller Vergewaltiger ist.“
    Sie brachte ein bitteres Lachen zustande, das erschreckend hysterisch klang. „Das ist so ziemlich das Einzige, was er mir nicht angetan hat.“
    Tom blickte sie mitfühlend an. „Wenn du darüber reden willst, höre ich gern zu.“
    Sie wollte nicht reden. Das brachte nichts. Andernfalls hätten die Therapi e sitzungen bei Dr. Serkova ihr schon längst ihren Seelenfrieden zurückgeg e ben. Vielleicht lag es an seinen Fuchsaugen und dem dadurch vermittelten Eindruck, dass er nicht ganz von dieser Welt war, vielleicht war es auch das Gefühl, dass er als Veteran sie sehr viel besser verstehen konnte als Dr. Se r kova, die Traumata, wie Rya ein e s erlebt hatte, nur in der Theorie kannte, das sie schließlich doch reden ließ.
    „ Vor einem guten halben Jahr hatte ich einen Fall, bei dem ich im Auftrag einer Immobilienfirma einen Mitarbeiter überprüfen sollte, der in Verdacht stand, verschiedene von ihm betreute Objekte heimlich zu vermieten, bevor er sie verkaufte. Der Firma war bei den Objekten Stromverbrauch aufgefa l len, den es nicht hätte geben dürfen, wenn sie leergestanden hätten. Routin e auftrag; eigentlich.“ Der sich zu dem schlimmsten Albtraum ihres Lebens entwickelt hatte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und wiegte sich vor und zurück.
    „ Alles okay“, sagte Tom.
    Wie schaffte es der Mann, dass seine Stimme so vertrauenerweckend klang?
    „ Ich nehme an, du kennst diese Technik: Stell dir vor, dass du die Ereigni s se auf einer Leinwand ansiehst wie einen Film, in dem zwar jemand mitspielt, der so aussieht wie du, aber dass das, was die Person erlebt, nicht dein Erle b nis ist.“
    Sie lächelte schwach und nickte. „Diese Methode wenden wohl alle Ther a peuten an?“
    Er lächelte und nickte ebenfalls . „Zumindest meiner hat sie benutzt. Mit Erfolg. Also, wir haben hier eine Leinwand“, er deutete auf die gegenüberli e gende Wand, „und sehen darauf deinen Film an. Wie geht er weiter?“
    Rya atmete tief ein. „Ich habe mich bei dem Haus auf die Lauer gelegt, das aktuell Stromverbrauch aufwies. Es schien leer zu sein. Zumindest die Rä u me, in die ich durch die Fenster sehen konnte, waren definitiv nicht bewohnt. Also dachte ich, dass die Verantwortlichen erst abends kommen würden.“ Sie nickte. „Ich hatte recht . Aber der Mann, der kam, war nicht der verdächtige Makler. Eigentlich sah er ganz normal aus. Wie ein Geschäftsmann. Aber das war er ganz und gar nicht. Das heißt, das war er schon, aber …“
    Sie rieb sich wieder die Oberarme und blickte zum Fenster über dem Bett. Es war dunkel geworden. Der schwarze Himmel mit den Sternen, den sie draußen sehen konnte, gab ihr das Gefühl von Weite und Freiheit. Genau das, was sie brauchte. Ja, der Mann hatte wie ein unauffälliger Durchschnitt s bürger ausgesehen, der gerade von der Arbeit kam.
    „ Warum hast du dich nicht verkleidet, Ryanne?“, fragte Grandma, als sie Rya an Ha l loween zur Trick-or-treat-Tour abholte.
    „ Weil ich als Psychopath gehe, Grandma. Die sehen alle aus wie ganz normale Me n schen.“
    Damals als Zehnjährige hatte sie nicht geahnt, wie sehr diese Behauptung zutraf. Bis sie dem Skinner in die Hände gefallen war, diese grausamen Hä n de, die … Sie schluckte.
    „ Ich habe gesehen, dass er durch die Außentür hinter dem Haus in den Keller gegangen ist. Er blieb zwei Stunden da unten. Ich habe gewartet, bis er wieder weg war und mir dann Zutritt zum Keller verschafft.“ Indem sie das Vorhängeschloss geknackt hatte, mit dem er die Tür gesichert hatte. War mit ihrem speziellen Lockpicker ganz leicht gewesen. Sie hatte sich seitdem u n zählige Male gewünscht, dass es nicht leicht gewesen wäre und am besten überhaupt nicht geklappt hätte.
    „ Du hast etwas entdeckt, das du nicht erwartet hattest“, vermutete Tom.
    Sie nickte.

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