Gefaehrliche Spur
nommen bis auf das Handy. Offenbar wollte er nicht gefunden werden.“
„ Aber seine Schwester sucht ihn trotzdem.“
Rya schnaubte. „Aus purer Selbstsucht, wie ich inzwischen weiß. Sie ist Firmenmanagerin und hat Ambitionen, in die Politik zu gehen. Ein Bruder, der auf der Straße lebt, macht sich schlecht im Lebenslauf.“ Sie schüttelte den Kopf. „Erst hat sie gar nicht nach ihm gesucht, dann hat sie das flüchtig g e tan, nachdem Ken Olmstead, ein ehemaliger Kamerad von ihm, ihn hier als Obdachlosen gesehen haben will. Aber sie hat die Sache nicht weiter verfolgt. Erst Monate später, nämlich zum selben Zeitpunkt, als ihre politische Karri e re spruchreif wurde, hat sie die Detektei engagiert, für die ich arbeite, um ihren Bruder zu finden.“
„ Was wissen Sie noch über Marty Kirk?“
„ Außer dass er verschwunden ist und den Eckdaten, die seine Schwester uns gegeben hat, nichts. Warum fragen Sie?“
Tom wiegte den Kopf. „Weil ich mir sicher bin, dass die Schläger vorhin nicht zufällig aufgetaucht sind. Und sie haben mich ignoriert und sich z u nächst ausschließlich auf Sie konzentriert.“
Rya nickte. „Weil sie gesehen haben, dass ich Ihnen Geld gegeben hatte.“
Er schüttelte den Kopf. „Es war bereits relativ dunkel. Um das zu sehen, hätten sie erstens besseres Licht haben und zweitens viel näher an uns dran sein müssen. Das konnten die nicht erkennen. Die Behauptung war nur ein Vorwand. Außerdem habe ich gesehen, dass der Pick-up Ihnen gefolgt ist, als Sie kamen.“
„ Wie kommen Sie darauf?“
„ Ich habe Sie vorhin bei Joe gesehen, wie Sie sich erinnern. Sie haben sich schon bei ihm mit Ihren Fragen nach Kirk unbeliebt gemacht. Und mein Freund Cole, der hastig das Weite gesucht hat, als er Sie kommen sah, hat mich gewarnt, dass Sie zu viele Fragen stellen.“
Rya fühlte, wie sich ihr Magen verkrampfte. „Was wollen Sie damit sagen?“
Er zögerte und sah sie auf eine Weise an, die ihr vorkam, als würde er sie belauern. Wie der Skinner sie angesehen hatte, als … Sie hatte Mühe zu a t men und fühlte ihr Herz rasen. Die ersten Anzeichen einer Panikattacke, die von der unaussprechlichen Angst ausgelöst wurde, die sie damals empfunden hatte und die sie allein bei der Erinnerung an jene Ereignisse wieder überfiel. Panik konnte sie sich aber nicht leisten. Sie atmete ein paar M al tief ein, um sich wieder zu beruhigen. Ges chafft.
Tom war ihre Reaktion nicht entgangen. Er zuckte mit den Schultern. Auch diese Geste wirkte sexy. Sinnlich. War ihm das bewusst? Wahrscheinlich nicht.
„ Ich müsste mich schwer täuschen, wenn Sie mit Ihren Nachforschungen nicht irgendwem gewaltig auf die Zehen getreten sind. Jemandem, der nicht will, dass Sie Kirk finden.“
Rya schüttelte den Kopf. „Wieso? Das ergibt doch keinen Sinn.“ Die Art, wie er sie ansah, widersprach dem. „Wissen Sie etwas darüber, Mr. Fox?“
„ Nein“, betonte er, als er wohl an ihrem Gesichtsausdruck sah, dass sie ihm nicht glaubte. „Aber …“ Er zögerte und blickte sie misstrauisch an. Schlie ß lich zuckte er wieder mit den Schultern. „Es verschwinden in letzter Zeit welche von uns von der Straße. Das wäre nichts Schlimmes, denn etliche bleiben so wie ich nicht ständig in derselben Stadt und wandern weiter. Es gibt aber Gerüchte, dass das nicht bei allen der Fall wäre. Nach dem Angriff auf Sie bin ich nicht mehr sicher, ob das wirklich nur Gerüchte sind. Falls da was nicht koscher ist, könnte das für Sie erheblich gefährlicher werden, als dass nur ein paar Schläger versuchen, Sie einzuschüchtern.“
Rya schluckte. Er hatte recht . Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sie im Zuge ihrer Ermittlungen einer harmlosen Spur gefolgt war, die sich als gefährlich erwiesen hatte.
Sie zuckte zusammen, als das Zimmertelefon klingelte. Als sie den Hörer abnahm, zitterten ihre Hände. Der Empfang war dran und teilte ihr mit, dass ihre Lieferung vom Restaurant gekommen war. Rya begrüßte die Gelege n heit, das Zimmer verlassen zu können und holte das Essen herauf. Als sie zurückkam, stand Tom am Fenster und schaute hinaus. Sie hätte gern g e wusst, was er in diesem Moment dachte. An sein verlorenes Zuhause?
Sie hätte ihn nicht herbringen sollen. Er konnte hier nicht übernachten. Und falls er nachher nicht von selbst ging, würde sie ihn bitten müssen, zu gehen. Das wäre verdammt peinlich. Scheiße.
Sie reichte ihm eine der beiden Tüten. Er nahm sie, setzte sich
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