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Gefaehrliche Spur

Gefaehrliche Spur

Titel: Gefaehrliche Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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„Einen komplett weiß gekachelten Raum. Und darin …“ Sie schluckte. „Da war ein Verschlag. Nicht größer als ein Hundekäfig. Ebenfalls in Weiß. Alles in Weiß.“ Sie rieb wieder ihre Oberarme. Ihr war kalt.
    „ Es ist nur ein Film, den wir ansehen. Nicht real.“
    Wieder half ihr seine ruhige Stimme, sich zu fassen. Er hatte recht . Es war vorbei. Nur noch Erinnerungen wie ein Film. „In Washington ging damals ein perverser Mörder um. Die Presse nannte ihn den Skinner. Er hat Frauen entführt und sie tagelang gefangen gehalten und am Ende hat er ihr Gesicht enthäutet.“ Ihre Hand zuckte zu der Narbe, und sie zog hastig das Haar da r über. „Man hat später in einem Lagerhaus, das ihm gehörte, eine Sammlung von Ledermasken gefunden, die er aus der Haut dieser Frauen gemacht ha t te.“
    Und Ryas Gesicht wäre um ein Haar auch zu einer geworden. Sie zitterte und hatte wieder das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen, als das Grauen sie erneut packte und zu ersticken drohte.
    „ Ganz ruhig, Ryanne. Es ist nicht real. Hier ist ein sicherer und geschützter Raum.“
    Wieder beruhigte Toms Stimme sie. Dennoch brauchte sie eine Weile, ehe sie weitersprechen konnte. „Zuerst dachte ich, dass der Mann, den ich be o bachtet hatte, im Keller eine illegale Tierarztpraxis betreibt. Wegen des K ä figs, und auf einem Operationstisch lag ein Tablett mit Skalpellen und Spri t zen und anderen medizinischen Instrumenten. Die Wahrheit habe ich dann am eigenen Leib erfahren.“ Wieder brauchte sie eine Weile, bis sie weite r sprechen konnte. „Er hat mich überrascht und niedergeschlagen. Als ich zu mir kam, steckte ich in einem weißen Kittel im Käfig.“ Wieso erzählte sie ihm das alles?
    Er nickte. „Ich habe damals über den Fall in der Presse gelesen. Ein Name wurde zwar nicht genannt, aber ich erinnere mich, dass da stand, es wäre seinem letzten Opfer gelungen, ihn zu töten.“
    Mörderin .
    So hatten nicht nur seine Verwandten sie genannt, die nicht glauben wol l ten, dass ihr Sohn, Ehemann und Bruder ein solches Monster gewesen war. Auch andere Leute wollten das nicht glauben, besonders solche nicht, die sich beim Schönheitschirurgen Dr. Conrad Carrington freiwillig unters Messer gelegt hatten. Ein Blick in Toms Augen zeigte ihr, dass er sie nicht für eine Mörderin hielt. Darin las sie Bewunderung und Hochachtung.
    Sie nickte. „Er hat mich vier Tage in dem Käfig gehalten.“
    Der zu klein gewesen war, um darin zu sitzen, sodass sie nur in Embryoha l tung hatte liegen können. Auf dem kalten Kachelfußboden in einem ung e heizten Raum, der ihr Verhängnis geworden wäre, wenn der Oktober nicht so unglaublich warm und sommerlich gewesen wäre. Ihre Knochen und Mu s keln hatten wahnsinnig wehgetan.
    „ Und er hat mir morgens und abends irgendwas unter die Haut im Gesicht gespritzt.“ Das furchtbar gebrannt hatte. „Schließlich hat er mich auf den Operationstisch geschnallt und …“
    Und hatte begonnen, ihr ohne Betäubung das Gesicht zu enthäuten. Rya spürte wieder den entsetzlichen Schmerz und die Todesangst und die Hilfl o sigkeit. Aber sie war nicht hilflos gewesen. Sie hatte sich gewehrt, was das Zeug hielt. Als er sich tiefer über sie gebeugt hatte, um mit seinem Gewicht mehr Druck auf sie ausüben zu können, damit sie den Kopf stillhielt, hatte sie zugebissen. Wie ein Tier in seinen Hals. Und wie ein Tier hatte sie festgeha l ten und nicht losgelassen, hatte gewusst, dass sie sterben würde, wenn sie losließe, und umso fester zugebissen. Weil sie leben wollte.
    Erst sehr viel später, als der Mann schon lange auf ihr lag und sich nicht mehr rührte, hatte sie sich getraut loszulassen. Und das Blut in ihrem Mund geschmeckt, es auf ihrem Körper gefühlt, seinen Gestank gerochen; zunächst metallisch, später süßlich, als es geronnen war und ihre Haut, ihr Gesicht und ihr Haar verklebt hatte. Sie wusste nicht , wie lange sie dort gelegen hatte. Nur dass es viele, viele Stunden gewesen waren, bis es ihr gelungen war, das Ska l pell in die klammen Finger zu bekommen und damit die Manschette aufz u schneiden, mit der sie an den Tisch gefesselt war. Wobei sie sich mehrfach in die Hand geschnitten hatte; weitere Narben, die niemals verschwinden wü r den.
    Irgendwann war sie frei und hatte sich aus dem Keller ans Licht gekämpft. Mitten hinein in eine Polizeistreife, die Dr. Carrington suchte, weil sein W a gen in der Nähe des Hauses stand. Sie hatten den Skinner gesucht, weil er ein

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