Gefaehrliche Spur
sich wieder an Tom. „Ich habe unsere Unterlagen durchgesehen. Einen Marty Kirk haben wir nicht in unser Programm aufgenommen. Tut mir leid, dass ich nicht helfen kann, deinen Freund zu finden.“ Sie lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm. „Aber für dich finden wir bestimmt etwas. Privater Wachschutz ist immer knapp mit qualifizierten Leuten. Ich bin sicher, dass wir bald etwas für dich haben. John sieht sich bereits nach einer Unterkunft für dich um.“
„Danke, Silvia. Aber es eilt nicht. Ich bin einiges gewohnt. In der Wüste sind die Nächte eisig. Dagegen ist das Klima hier richtig kuschelig.“
Sie lachte und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir beeilen uns trotzdem.“ Sie nickte ihm und Rya zu und gesellte sich zu der pummeligen Frau, hinter der Rya sich hatte verstecken wollen.
Rya blickte Tom misstrauisch an. „Du hast mir doch gesagt, du kennst Marty Kirk nicht.“
„Tue ich auch nicht. Ich wollte dir helfen, ihn zu finden.“ Er lächelte. „Ich wollte mich für deine Freundlichkeit revanchieren und dachte, dass ich als Obdachloser vielleicht schneller was in Erfahrung bringe als du, wenn ich nach meinem guten alten Kameraden Marty frage. Aber da wir schon mal bei dem Thema sind, entschuldige ich mich in aller Form dafür, dass ich dir mangelnden Respekt mir und meinesgleichen gegenüber vorgeworfen habe.“ Er verbeugte sich.
Das machte Rya verlegen, obwohl die Geste bei ihm alles andere als unterwürfig wirkte, sondern nur respektvoll. Und wie machte der Mann das bloß, dass jede seiner Bewegungen so unglaublich sexy aussah?
„Ich muss mich entschuldigen, Tom, denn dein Vorwurf bestand durchaus zu Recht. Ich hatte – und habe vielleicht noch – zu viele Vorurteile.“
„Unwissenheit“, korrigierte er und berührte ihr Pentagramm. „Du bist eine von uns. Du warst garantiert nicht absichtlich oder aus Arroganz respektlos.“
Er sah sie mit einem Blick an, als würde er auf etwas warten; sie hatte keine Ahnung worauf. Also lächelte sie und schwieg. Durfte sie ihm trauen? Seine Begründung, warum er nach Marty Kirk gefragt hatte, klang plausibel, konnte aber eine Lüge sein. Verdammt, sie wusste nichts von ihm; zumindest nichts, was wichtig gewesen wäre. Nichts, was ihr verraten hätte, was für ein Mensch er war. Aber er hatte die Situation in ihrem Zimmer nicht ausgenutzt. Wenn das kein Beweis dafür war, dass sie ihm trauen konnte, was dann?
Ein Gong richtete alle Aufmerksamkeit auf Silvia. Sie deutete auf zwei handgeflochtene Körbe auf dem Tisch neben sich. „Nachdem wir nun vollzählig sind, heiße ich euch alle erst einmal im Namen der Göttin und des Gottes herzlich willkommen. Seid gesegnet!“ Sie machte eine Geste, als würde sie etwas über die Anwesenden werfen, die sich verbeugten und ihren Segen erwiderten.
„Wir schreiten nun zur Wahl der Maikönigin und des Maikönigs. Jeder schreibt bitte seinen Namen auf einen Zettel und legt ihn in die Körbe. Die Frauen ihre in den gelben, die Männer in den grünen.“
Das hatte Rya gerade noch gefehlt. Immerhin war es nicht schwer, der Gefahr zu entgehen, als Maikönigin gewählt zu werden. Sie brauchte nur einen leeren Zettel in den Korb zu legen. Alles drängte sich um den Tisch, auf dem mehrere Notizblöcke und Stifte lagen. Als sie an der Reihe war, tat sie so, als würde sie ihren Namen schreiben und beugte sich so tief über den Block, dass ihr langes Haar auf den Tisch fiel und verdeckte, dass sie nichts schrieb. Anschließend faltete sie den Zettel zusammen und warf ihn in den gelben Korb.
Gespannte Erwartung lag in der Luft, nachdem alle ihre Zettel abgegeben hatten und Silvia eine Show daraus machte, die Namen zu ziehen, nachdem sie die Zettel ordentlich durchgeschüttelt hatte. Ohne hinzusehen, nahm sie einen Zettel aus dem gelben Korb.
„Unsere Maikönigin ist“, sie las den Namen ab, „Sabrina!“
Die pummelige Frau jauchzte und hüpfte vor Freude mit dem Blumenkranz auf ihrem Kopf um die Wette. Alle applaudierten. John führte sie an der Hand zu dem größeren der geschmückten Stühle und half ihr, sich zu setzen.
Silvia zog den Namen des Maikönigs aus dem grünen Korb. „Unser Maikönig ist – Eric!“
Der bärtige Hüne verbeugte sich lächelnd und nahm auf dem Stuhl neben der Königin Platz, nachdem er ihr die Hand und sie ihn auf die Stirn geküsst hatte. Alle sanken auf die Knie. Rya tat das etwas verspätet und hoffte, dass es niemandem auffiel.
„Willkommen, Göttin!“, sprachen
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