Gefaehrliche Spur
tun.
*
Morton hörte sich Sergej Nikitins Bericht an und empfand Wut.
Dass die Detektivin nicht ausgeschaltet war, war unangenehm genug. Dass jemand ihr geholfen hatte, der ebenso wie sie Nikitin und seine Leute b e schreiben konnte, verkomplizierte die Sache. Dass der Mann, obwohl ein Obdachloser, sich als fähiger Nahkämpfer entpuppt hatte, trug erst recht nicht zu Mortons Beruhigung bei. Dass die Frau aus ihrem bisherigen Hotel ausgezogen und verschwunden war, bedeutete dagegen nur eine kleine Una n nehmlichkeit, die schnell gelöst sein würde. Jedoch zeigte ihm dieser Feh l schlag, dass es definitiv an der Zeit war, die Zelte in Portland abzubrechen und zu verschwinden. Er würde noch einen letzten Coup durchziehen und sich danach absetzen. Er hatte bereits mit dem nächsten Kandidaten einen Termin vereinbart. Am Freitag war es so weit. Dafür brauchte er natürlich ein Opfer. Diese lästige Detektivin bot sich förmlich an.
„ Soll ich die Frau suchen, Sir?“, fragte Nikitin, nachdem Morton eine Weile geschwiegen hatte. Seine Stimme klang etwas nasal, da seine Nase gebrochen war.
„ Nein. Das mache ich selbst. Gehen Sie und kommen Sie in einer Stunde zurück.“
Nikitin ging, ohne ein Wort zu sagen oder zu fragen. Das liebte Morton an ihm. Der Mann tat, was er ihm befahl, ohne Fragen zu stellen oder überflü s sige Kommentare abzugeben. Er wartete, bis Nikitin die Tür hinter sich g e schlossen hatte, ehe er sie abschloss und das Buch aus dem Safe holte. Er nahm auch ein Telefonbuch, ging ins Nebenzimmer, zu dem nur er allein den Schlüssel besaß, und schloss sich darin ein. Bevor er es umgestaltet hatte, war es ein Abstellraum gewesen und entsprechend klein. Für Mortons Zwecke war es ideal. Er schob den kleinen runden Tisch beiseite und rollte den Te p pich auf, auf dem er gestanden hatte. Darunter kam ein auf den Boden gema l tes magisches Siegel zum Vorschein mit einem Pentagramm in der Mitte. Morton stellte den Tisch in dessen Mitte und holte aus einem an der Wand hängenden Medikamentenschrank eine Räucherschale, Räucherwerk und ein Messer.
Er stellte die Schale neben das Buch auf den Tisch, streute das Räuche r werk hinein und suchte in dem Buch den Zauberspruch, der etwas Verlor e nes finden sollte. Obwohl er ihn nicht zum ersten Mal anwendete, las er ihn und vor allem die Beschreibung des Rituals genau durch. Er hatte einmal gehört, dass es fatale Folgen haben würde, wenn man einen solchen Spruch und das dazugehörige Ritual falsch oder unvollständig ausführte. Vorsicht war besser als Nachsicht. Deshalb achtete er darauf, alles genau nach Vo r schrift zu tun.
Er zündete das Räucherzeug an und blies den Rauch über das Telefonbuch. Danach las er die ersten Worte des Zaubers und schnitt sich nach dessen erstem Teil in den Arm, ließ das Blut in das glimmende Räucherwerk tropfen und sprach den Rest des Zaubers, ehe er den Rauch mit dem Aussprechen des letzten Wortes noch einmal über das Telefonbuch blies.
Ein Windstoß fuhr durch den fensterlosen Raum und wirbelte die Seiten des Telefonbuches auf, schlug sie um und ließ das Buch auf einer Seite geöf f net liegen, auf der eine halbseitige Anzeige des Dark Diamond Hotels g e druckt war. Ein Funken aus der Räucherschale flog heraus und brannte ein Loch in das Symbol des schwarzen Diamanten, der die Mitte der Anzeige zierte, ehe er gleichzeitig mit dem Rest des Räucherwerks erlosch.
Morton lächelte zufrieden. Er hatte seine Antwort bekommen. Er klebte ein Pflaster über die Wunde am Arm, räumte die Gerätschaften weg und verließ die Kammer, die er sorgfältig verschloss. Anschließend schloss er das Buch wieder in den Safe ein.
Als Nikitin zur bestellten Zeit kam, saß Morton an seinem Schreibtisch und arbeitete. Nichts deutete darauf hin, dass er in der Zwischenzeit etwas and e res getan haben könnte, als eben das und vielleicht zu telefonieren. Den G e ruch nach dem Räucherwerk, der an seiner Kleidung haftete, würde Nikitin nicht wahrnehmen, da dessen Geruchssinn durch den Nasenbruch und s o wieso vom permanenten Rauchen eingeschränkt war.
„ Sie ist im Dark Diamond Hotel“, teilte er dem Sicherheitschef mit. „Ich will sie lebend. Fangen Sie sie irgendwie ein und bringen Sie sie zu meinem Haus. Ich muss wohl nicht betonen, dass niemand etwas davon mitbeko m men darf. Weder , dass Sie die Frau entführen, noch wohin Sie sie bringen.“
„ Nein, Sir.“
„ Bis Freitag muss ich sie haben.“ Er beugte
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