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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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City bringe?«
    »Was springt für Sie dabei raus? Wollen
Sie, dass ich ihn verpfeife?«
    Ich lächelte.
    »Fahren wir«, sagte sie.
    Terry — »Kein Nachname, ich will meinen
Job nicht verlieren« — mochte ihren Arbeitgeber nicht. Das gab sie mehr als
deutlich zu verstehen, während wir auf dem Freeway nordwärts fuhren.
    Austin DeCarlo sei zu reich:
»Das ganze Zeug. Musikanlagen, Fernseher in jedem Raum, riesige Massagewanne,
Mordsweinkeller, ein Boot, schicke Autos. Er muss doch den Staat übers Ohr
hauen.«
    Jede Woche sei das Haus »ein einziger
Saustall«: »Wenn er kochen will, soll er gefälligst auch die Töpfe und Pfannen
sauber machen und den verdreckten Herd. Zeitungen und Illustrierte gehören
nicht auf den Fußboden. Schmutziges Geschirr, Haare im Waschbecken. Und ich
kann nun mal keinen Mann respektieren, der seine teuren Klamotten nicht
aufhängt.«
    Er benehme sich ungehörig für sein
Alter: »Frauen. Immer andere. Junge Dinger. Ständig. Und dabei ist er bestimmt
schon sechzig. Widerlich!«
    Und unhöflich sei DeCarlo auch: »Er
schreit mich an, wenn ich den Staubsauger anmache, während er telefoniert.«
Selbst sein Geschmack in Sachen Haustiere war unselig: »Ein Riesenhund. Irish
Setter. Darf überall mit hin. Hinterlässt überall seine Haare, die ich dann
wegmachen darf. Der Mann behandelt diesen Hund besser, als er die meisten
Menschen behandelt! Hey, das da vorn ist meine Ausfahrt.«
    »Können Sie mir sonst noch was über ihn
sagen?«, fragte ich, während ich den Blinker setzte.
    »Nichts Genaues. Ich meine, ist ja
nicht so, als hätte ich seine Steuererklärung gesehen oder was. Aber ich bin
mir sicher, dass er den Staat übers Ohr haut.«
    »Wieso?«
    »Na ja, er haut diese Indianer übers
Ohr, warum dann nicht auch den Fiskus?«
    »Welche Indianer?«
    »Irgendwo da oben im Norden. Hat mir
mein Ex-Freund Chuck erzählt. Der hat Indianerblut, und er sagt, der gute
Austin versucht, sie übers Ohr zu hauen. Die Indianer.«
    »Inwiefern?«
    »Geht irgendwie drum, dass er eine
Ferienanlage auf ihrem Land bauen will. Mehr weiß ich nicht.«
    »Können Sie mich mit diesem Chuck in
Kontakt bringen?«
    »Nein, das ist vorbei. Der ist vor zwei
Monaten weggezogen.«
    »Sicher, dass Sie sonst nichts mehr
drüber wissen?«
    »Hmm... so einen Ortsnamen vielleicht.
Irgendwas mit Ghost. Nein, das war’s nicht. Spirit? Ja, Spirit
irgendwas.«
    »Spirit was?«
    »Weiß nicht mehr. Hey, setzen Sie mich
hier ab, okay? Ich will nicht, dass Sie wissen, wo ich wohne.«
     
    Spirit.
    Mir war, als sei ich in Zusammenhang
mit Austin DeCarlo schon einmal auf dieses Wort gestoßen. Vielleicht kam es ja
in dem Material über die Firma DeCarlo Enterprises vor, das mir Mick gefaxt
hatte. Ich lenkte den MG auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums und fischte
die Akte aus der Aktenmappe im Gepäckraum hinter mir. Auf ihrer Website pries
sich die Firma als führend in der Planung und Erstellung exklusiver Ferienanlagen:
Saguaro in Santa Fe; Blue Glacier in Homer, Alaska; Merlot im Napa Valley;
Mountain High bei Boulder, Colorado; The Breakers in Neskowin, Oregon. Und das
waren nur die, von denen ich schon gehört hatte. Fotos zeigten imposante
Bauten, Golfplätze, Swimmingpools, Restaurants und Gästebungalows. Gegenwärtig
plane bzw. realisiere das Unternehmen Projekte auf der Hawaii-Insel Lanai, auf
der zu den amerikanischen Virgin Islands gehörenden Insel St. Thomas, in
Sedona, Arizona, sowie in Modoc County, Kalifornien.
    Irgendwo da oben im Norden. Na ja, Modoc County war so ziemlich
das Nördlichste, was es in diesem Staat gab, im Winkel zwischen Oregon und
Nevada. Ich war noch nie dort gewesen, und die einzige nennenswerte Stadt in
dieser Gegend war meines Wissens Alturas, das nicht mehr als ein paar tausend
Einwohner haben konnte.
    Ich griff in die Seitentasche, wo ich
meinen Automobilclub-Führer stecken hatte, suchte den Eintrag. Richtig, Alturas
hatte 4300 Einwohner. Früher — nach dem ersten weißen Siedler — Dorris Bridge
genannt, war es Sitz der Kreisverwaltung von Modoc County und ein Marktzentrum
für die Rancher der Umgebung. Die einzige Touristenattraktion war ein
Geschichtsmuseum, und der Führer empfahl zwei Motels, aber kein Restaurant.
    Ich steckte ihn weg und griff zu meinem Thomas Guide für Kalifornien. Die Gegend bestand hauptsächlich aus
geschützten Waldgebieten, winzigen Ortschaften und Staubecken. Ein großer See —
der Goose Lake — erstreckte sich nordwärts, nach Oregon

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