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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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er im Ausfallschritt Hügel erklimmen und auf Schneebrücken Flüsse überqueren.
    Sie würde ihm zeigen, warum Skilanglauf dem Abfahrtslauf überlegen war. Sie würde ihn auf Hasen- und Vogelspuren hinweisen und den Rufen der Eulen lauschen, die sich zwischen den schneebeladenen Zweigen der Nadelbäume versteckten. Und wenn sie mittags eine Pause einlegten, würden ihnen die Meisenhäher einen Besuch abstatten – federleichte Vögel, die ihre zarten Krallen um menschliche Finger schlossen, während sie Brotkrumen aus den Handflächen pickten. Die Häher, die auch »Whiskey Jacks« oder »Camp Räuber« genannt wurden, waren wilde, dreiste Gesellen. Einmal hatte sich einer der flauschigen grauen Gauner von einem Ast gestürzt und ein Stück aus dem Erdnussbutter-Sandwich in ihrer Hand herausgerupft. Die Erinnerung daran ließ sie lächeln. Das war im Kaskadengebirge gewesen. Sie stutzte. Gab es in Utah überhaupt Meisenhäher?
    Es klopfte leise an ihrer Tür. Sie setzte die Maske ab und unterbrach die Sauerstoffzufuhr. Gerade als ihr das Wort
pase
wieder einfiel, schlüpfte Eduardo herein, begleitet von Kapitän Quiroga. Herrje, gab es auf diesem Boot denn keinerlei Privatsphäre? Sie versicherte den beiden Männern, dass es ihr gut ging, und hob zum Beweis die Arme und wackelte mit den Fingern.
    Â»In ein paar Minuten gibt es Mittagessen«, teilte der Kapitän ihr mit.
    Bei dem Gedanken an Essen wurde ihr übel. Sie musste ein wenig grün im Gesicht geworden sein, denn Quiroga schlug vor: »Soll ich Ihnen eine Suppe bringen lassen?«
    Sam nickte. »Danke.«
    Ohne auch nur ein Wort über die Frau zu verlieren, die angeschossen worden war, verließen die beiden Männer die Kabine.
    Sam raffte sich auf, stieg aus dem Bett und steckte das Telefon in die Ladestation. Dann trottete sie in die Dusche und spülte sich das Salz ab, das ihr die Haare verklebte und ihre Haut zum Jucken brachte. Sie tauschte ihren Badeanzug gegen Shorts und ein T-Shirt.
    Als sie aus dem winzigen Bad kam, stand ein Tablett mit einer Schale dampfender Suppe und einem Stück Brot neben ihrem Laptop auf dem Schreibtisch. Ihr Bett war gemacht. Dass es in ihrem Privatbereich zuging wie in einem Taubenschlag, war ihr ganz und gar nicht geheuer.
    Gedämpfte Geräusche aus dem Nebenraum verrieten ihr, dass die Reisegruppe zurückgekommen war. Sie hörte Ken sagen: »Du Idiot!«, worauf erst ein lauter Schlag gegen die Wand und dann allgemeines Gelächter folgte.
    Mit jedem Tag kam ihr der Aufenthalt hier surrealer vor. Die Sonne schien, die Landschaft war atemberaubend. Erst vor ein paar Stunden hatten sie und J . J. ein fantastisches Riff erkundet. Sie teilten sich eine Yacht mit einer Horde unbekümmerter Touristen. Aber Dan war tot, und vor Kurzem hatte jemand versucht, Zing zu ermorden. Irgendwie war sie in einem verdrehten Paralleluniversum gelandet.
    Zur Abwechslung erschien ihr das Internet wie ein Verbündeter und nicht wie ein Feind. Sie fuhr ihren Computer hoch, schloss die Kamera an und spielte ihr Video vom Angriff auf Bergit ab. Zunächst zeigte das Bildmaterial nur blaue Weite, aber als sie genau hinsah, entdeckte sie die Kugeln, die durch das Wasser zischten. Sie konnte sich zwar nicht daran erinnern, aber offensichtlich hatte sie, auch als sie bereits zur Oberfläche hinaufstrampelte, Bergit weiterhin im Visier behalten und die blutige Szene in erschreckenden Großaufnahmen festgehalten. Danach folgten nur noch wilde, schwindelerregende Schwenks, als sie die Kamera fallen ließ und sie an ihrer Leine hinter sich herschleppte, während sie mit Bergit und J . J. zum Boot hinüberschwamm. Nachdem Sam die Kamera hatte fallen lassen und an der Leine hinter sich hergeschleppt hatte, war der Apparat von allein ausgegangen, um die Batterien zu schonen.
    Sam löschte alle unscharfen Bilder und speicherte den Rest des Videos zusammen mit den farbenprächtigen Schnappschüssen von den Fischen und dem Schlangenstern auf ihrem Laptop.
    Sie schloss ihr Telefon an den Computer an und öffnete die
Out There
-Homepage. Auf der rechten Bildschirmseite befanden sich nach wie vor das Foto von Dan und die Worte
Rätselhafter Todesfall
, aber darüber blinkte eine neue Nachricht: SCHÜSSE AUF ZING !
    Was? Sie klickte auf die Schlagzeile, und eine weitere, kurze Notiz erschien:
    Eine anonyme Quelle auf den Galapagosinseln hat

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