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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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waren nur noch die Spritzer ihrer Flossen zu sehen.
    Sam legte die Arme an den Körper und folgte ihr. Sie schwamm, so schnell sie konnte. Die Strömung zog sie nach links, also schlug sie mit dem rechten Bein stärker aus, um die Sogwirkung auszugleichen.
    Ihr blieb viel zu viel Zeit, sich Gedanken zu machen. Sie überlegte, ob sie die Druckluftflaschen abwerfen sollte, um leichter vorwärts zu kommen. Würde ihr
Out There
die Kosten für die verlorene Ausrüstung vom Lohn abziehen? Erst war ihr Partner gestorben, dann hatte die Polizei ihren Pass beschlagnahmt. Als Nächstes war sie von einem übelgelaunten Fischer bedroht und schließlich von zwei weiteren hintergangen und ausgesetzt worden. Und dann sollte sie auch noch diese Kosten übernehmen?
    Plötzlich wurde ihr die Absurdität ihres Gedankengangs bewusst. Wieso machte sie sich Sorgen um verlorengegangene Ausrüstungsgegenstände? Sie würde dieses Abenteuer doch kaum lebend überstehen. Selbst wenn sie es bis zu dem Felsen schafften, lag die Insel immer noch in unerreichbarer Ferne. Bis zufällig ein Schiff vorbeikam, konnte es Tage dauern. Verdammte Scheiße, sie hätte nie von einem Boot ins Wasser springen dürfen, das von Eduardos Cousin, einem Fischwilderer, gesteuert wurde.
    Sie stellte sich vor, wie die Leute von
Out There
heute Abend fluchend auf ihre Beiträge warteten. Würden sie Alarm schlagen und eine Suchaktion starten? Würde Eduardo das tun?
    Sie hob den Kopf, um zu überprüfen, ob ihre Richtung noch stimmte. J . J.s Flossen wühlten in zehn Metern Entfernung das Meer auf. Es sah nicht so aus, als seien sie dem Felsen schon wesentlich näher gekommen. Sie tauchte den Kopf wieder unter Wasser. Die Galapagoshaie – sie zählte fünf – hielten mit ihnen Schritt, immer parallel zu ihnen.
Konzentrier dich aufs Schwimmen
. Sie versuchte, sich ihre Beine als Kolben vorzustellen, angetrieben von der Energie der strahlenden Sonne hoch oben. Armzug, Armzug, Armzug, tief und langsam einatmen, Armzug, Armzug, Armzug, langsam ausatmen.
    Plötzlich tauchte vor ihr eine riesige silberfarbene Gestalt auf. Ausgebreitete Brustflossen, dreieckige Rückenflosse. Sie achtete nicht mehr auf Armzüge und Atemholen. Ihr Magen krampfte sich in der Erwartung zusammen, dass der Hai zustieß, dass diese mächtigen Kiefer sich in ihr verbissen.
Wenn dich einer angreift, tritt um dich, schlag zu. Der Hai muss Schmerzen fühlen
, erinnerte sie sich an die Worte ihres Ausbilders.
Der Hai muss glauben, dass sich der Kampf nicht lohnt
. Sie konnte den Wasserdruck spüren, als die Bestie in letzter Sekunde abdrehte. Sam benötigte ein paar Sekunden, ehe sie den treuherzigen Dackelblick des Tiers bewusst wahrnahm, dazu die waagerechte Schwanzflosse. Ein Delfin.
    Als sich ein zweiter näherte, war sie vorbereitet. Sie streckte den Arm aus, aber das Tier schoss davon und verschwand in J . J.s Luftblasennebel. Nachdem Sam einige Meter verbissen weitergeschwommen war, kamen die beiden Silbergeschosse zurück, drehten aber kurz vor ihr ab, als würden sie von einem Kraftfeld abgestoßen. Elegant führten sie ihre Pirouetten, Überschläge und Loopings vor.
    Machten sich die Delfine über das plumpe Herumgestocher der Menschen lustig? Offensichtlich kannten die beiden die Legenden nicht, in denen Delfine Schwimmern in Not zu Hilfe kamen. Vielleicht warteten sie aber auch nur, bis die Menschen tatsächlich kurz vor dem Ertrinken waren, ehe sie sich als Lebensretter betätigten. Sam hatte das Gefühl, es würde nicht mehr lange dauern, bis sie leblos auf den Meeresboden sänke.
    Etwa zehn Meter unter ihr bezog ein Galapagoshai Stellung. Die Kreatur hatte leblos wirkende weiße Augen. Kamen jetzt alle Haie näher? Die Delfine drehten spielerisch ihre Runden, wobei sie den Haien nicht mehr Beachtung schenkten als dem Schwarm Stachelmakrelen, durch den sie einfach hindurchschossen. Sam schwamm unbeirrt weiter.
    Von allen Seiten trafen sie Wellen, sodass sie sich wie ein Tischtennisball vorkam. Die Brandung wurde vom Felsen und der Lavahügelkette zurückgeworfen, die sich zwischen den beiden Frauen und der Inselküste erstreckte. Sam trat ein paar Mal kräftig aus, wurde aber immer wieder zurückgetrieben. Ihre Muskeln brannten. Sie blickte auf. Der steinerne Speer war immer noch so weit entfernt.
    Zum Teufel damit. Sie musste die Druckluftflaschen loswerden.

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