Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
Vom Netzwerk:
über Wasser halten. Neben ihr brüllte J . J. immer noch. »Ihr blöden Wichser!«
    Ayalas Kopf tauchte über dem weißen Fiberglasbogen auf, und einen Moment lang konnte Sam beobachten, wie sich die gesamte Szenerie in spiegelnden Brillengläsern reflektierte. Der Rest des Gesichts, das von dem Designerstück nicht verdeckt wurde, erweckte einen finsteren Eindruck. Neben Ayala kam nun auch Guerrero ins Blickfeld. Er wirkte gleichfalls besorgt. Vielleicht auch wütend – schwer zu sagen, weil ihre Atemmaske von einer Salzkruste überzogen war. J . J. wechselte ins Spanische. »
Idiotas!
« Ob das klug war, die beiden ausgerechnet jetzt so zu beschimpfen?
    Guerrero wuchtete eine lange Metallstange hoch. Zischend fuhr sie durch die Luft direkt auf J . J.s Kopf zu. Diese wich seitlich aus, und die Stange verkeilte sich in einem schwarzen Gesteinsbrocken hinter ihr. Guerrero drückte das Boot von den Lavavorsprüngen weg und bellte Ayala auf Spanisch einen Befehl zu. Der verschwand. Kurz darauf tauchten seine dunklen Locken wieder auf. Offenbar schleppte er sich mit etwas ab. Einem Gewehr? Einer Harpune? Sam wartete schon darauf, dass sich der Lauf einer Waffe über die Reling schob.
    Da platschte direkt vor ihr eine Schiffsleiter ins Wasser, eins von diesen unglaublich billigen Dingern aus Metallketten und Plastiksprossen. Sofort wurde die Leiter abgetrieben, und Ayala hatte alle Mühe, sie festzuhalten. Sam packte eine Kette. J . J. klammerte sich an eine gelbe Plastiksprosse. Sams Bein drohte, unter den Rumpf gezogen zu werden, kämpfte sich aber rasch wieder hoch.
    Ayala schrie etwas auf Spanisch. »Flossen!«, drang J . J.s Stimme laut und deutlich an Sams Ohr.
    Sie ließ die Leiter los, sank unter Wasser und kämpfte sich aus den Schwimmflossen. Als sie gegen die Strömung wieder nach oben in die Welt der Lungenatmer gelangen wollte, prallte sie mit dem Kopf gegen den Schiffsrumpf. Sie kam gerade noch rechtzeitig hoch, um J . J.s muskulöse Waden und schlanke Füße hinter der Bootswand verschwinden zu sehen.
    Ayala nahm Sam die Flossen ab. Sie schnappte sich die Ketten und zwang einen Fuß auf die unterste Sprosse. Nur noch wenige Zentimeter, sagte sie sich. Du schaffst es. Es kann noch eine Weile dauern, aber … Plötzlich wurde sie an den Unterarmen gepackt, und Ayala hievte sie an Deck. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, brach aber zusammen und landete mit Schultern und Kopf am Rücksitz. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie neben der Tarierweste und den Druckluftflaschen auch ihre Kamera verloren hatte. Die Leute von
Out There
würden sich freuen.
    Die Fahrt im Boot war alles andere als angenehm. Als das Boot gegen einen Felsen stieß, kreischten die Planken furchterregend. Vor Schreck biss Sam sich auf die Zunge. Der metallische Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Vorne im Cockpit erhob sich lautes Gebrüll, gefolgt von einem hektischen Hin und Her. Das Boot schlug gegen etwas, prallte zurück, geriet ins Schlingern. J . J.s Druckluftbehälter und die daran befestigte Tarierweste wurden über Bord geschleudert, blieben an einem Schiffshaken hängen und knallten ins Cockpit. Krachend folgte J . J.s Kamera.
    Sams Kopf schmerzte. Die Zunge tat ihr weh. Magensäure brannte in ihrem Hals, aber um sich zu übergeben, hätte sie sich aufraffen und den Kopf über den Bootsrand halten müssen. Dafür fehlte ihr die Kraft. Lieber schloss sie die Augen und konzentrierte sich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    Die heftigen Schläge gegen das Boot wurden weniger, das Geschaukel nahm ab. Das verbesserte die Lage zwar, ihr Magen zeigte dennoch weiter deutliche Tendenzen zu rebellieren. Sie spürte die Vibrationen der Motoren, als Guerrero wieder in den Vorwärtsgang schaltete. Kaum war sie sicher, ihr Magen werde durchhalten, schlug Sam die Augen auf und begutachtete den durchweichten Haufen neben ihr. Juanita Jane Bradley lag auf dem Boden, den Kopf auf einer Schwimmweste, und streckte alle viere von sich. Schön, dass es J . J. auch nicht besser ging als ihr.
    Ein braunes Auge öffnete sich. »Allmächtiger«, stöhnte die Afroamerikanerin.
    Â»Amen«, antwortete Sam.
    Guerrero hatte das Steuer übernommen. Ayala klammerte sich an die Rückenlehne eines Sitzes und hielt ein Satellitentelefon ans Ohr.
»Las llevamos ahora.«
Er schnaubte wütend.
»Claro, vivas.«
    J . J.

Weitere Kostenlose Bücher