Gefaehrliche Tiefen
allen möglichen Nachrichten, die die Namen
Summer Westin
,
Zing
oder
Daniel Kazaki
enthielten, und landete bei einem Artikel der
Gazeta Galápagos
. Natürlich auf Spanisch. Sie lieà die Ãbersetzungsmaschine von Google darüberlaufen.
Das entstellte Ergebnis war schwer zu entschlüsseln, im Prinzip aber wurde behauptet, dass Summer Westin wegen des Mordes an Dr. Daniel Kazaki verhaftet worden war, weil â das durfte doch nicht wahr sein â Westin »eifersüchtig wegen Kazakis Annäherungsversuchen an Zing« gewesen sei. NPF oder illegales Fischen wurde mit keinem Wort erwähnt.
Mist!
Sie hatte Kazaki nicht nur ermordet, sondern auch noch wegen einer schmutzigen Dreiecksgeschichte. Wobei die dritte Person noch nicht einmal existierte.
Sam seufzte.
Das Ganze wäre lustig gewesen, hätte sie nicht in dieser furchtbaren Lage gesteckt. Die
fiscalia
hatte ihr Messer. Und ihren Ohrring. Und jetzt wurde ihr auch klar, dass die seltsame Kaffeezeremonie auf dem Polizeirevier nur dazu gedient hatte, an ihre Fingerabdrücke zu kommen.
Sie hatte Daniels Leiche gefunden und dies als Erste gemeldet. Hier, in der Lokalpresse, verbreitete mindestens eine Person Gerüchte über sie. Tagtäglich wurden Menschen mit weniger Beweisen schuldig gesprochen.
Sie saà in einem fremden Land im Gefängnis. Konsulat und Botschaft ihres Landes verfolgten misstrauisch, was sie im Schilde führen mochte. So weit ihr bekannt, waren Tausende Amerikaner irgendwo im Ausland für Verbrechen eingesperrt, die sie nicht begangen hatten.
Für Wut hatte sie jetzt keine Zeit. Sie stand auf und schlug sich mit der Hand an die Stirn.
Denk nach, denk nach, denk nach
â
Summer, du dumme Kuh, du hast geglaubt, das hier sei ein toller Urlaub
â
wer sonst kann dir vielleicht helfen?
Wyatt wusste bereits Bescheid. Ihr Vater war in Europa unterwegs und nicht zu erreichen. Und was hätte er auch tun sollen? Für ihre Freilassung beten? Sie könnte versuchen, Kontakt mit ihren neuen Schwägerinnen, Jane oder Julie, aufzunehmen, aber der Gedanke, ihnen ihre missliche Lage zu schildern, war unerträglich, und wie hätten die beiden ihr auch helfen sollen?
SchlieÃlich konzentrierten sich Sams Gedanken auf ihre einzige Bekanntschaft, die über etwas Einfluss verfügte: Adam Steele, inzwischen ein bedeutender Nachrichtensprecher in Kalifornien. Zweifellos besaà er Verbindungen, von denen sie nur träumen konnte. Sollte sie es wagen? Zwei Sekunden starrte sie die Gitterstäbe ihrer Zelle an, dann war die Frage beantwortet. Gott sei Dank hatte er noch dieselbe Telefonnummer. Sie tippte die Ziffern in das Tastenfeld von Skype auf dem Monitor ein.
Natürlich landete sie auf seiner Mailbox: »Ja, dies ist die Nummer, die Sie angerufen haben. Sagen Sie mir, wer Sie sind und was Sie wollen, dann rufe ich zurück, wenn ich will.« Sie sah auf die Uhr â neun Uhr vierzig Ortszeit, das hieÃ, in Kalifornien war es erst sechs Uhr vierzig. Adam war sicher noch nicht zur Arbeit gefahren.
»Adam, hier ist Sam. Du musst mir helfen. Es ist dringend â¦Â«
»Hi, SüÃe«, unterbrach Adam sie. »Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?«
»Tut mir leid.« Sie lachte verkrampft. »Du errätst nie, wo ich gerade bin, Adam.«
»Ein Schuss ins Blaue: im Gefängnis von Puerto Ayora auf den Galapagosinseln?«
»Toll geraten.« Sie atmete nervös aus. »Woher weiÃt du das?«
»Nachdem du mich nie anrufst, habe ich dich auf Google Alert gesetzt. Hast du diesen Typen wirklich umgebracht? Ich meine, ich weià ja, dass du zu merkwürdigen Dingen fähig bist. Denk nur an deinen letzten Auftritt auf der Bühne, samt Messer und so. Aber diesmal hast du echt den Vogel abgeschossen. Du hättest mich trotzdem anrufen sollen.«
Warum hatte sie eigentlich Mitgefühl von ihm erwartet? »Erstens: Ich war irgendwie beschäftigt, Adam. Zweitens: Nein, ich habe niemanden umgebracht. Wie kannst du so etwas überhaupt fragen? Dan Kazaki war mein Freund. Man hat mich reingelegt.«
»Interessant«, sagte er. Er machte sich offenbar Notizen. »Wer hat dich reingelegt?«
Sie schnaubte. »Hier haben so viele Interessensgruppen ihre Finger im Spiel, das glaubst du gar nicht. Kannst du mir helfen?«
»Kannst du mir ein Interview mit Zing ermöglichen?«
Sie lachte verbittert auf. »Hol mich hier raus, und du
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