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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Gitterstäbe der zweiten Zelle, während Schwartz aufsperrte. An jeder der drei Betonwände stand ein Bett. In einer Ecke befand sich eine Metalltoilette ohne Sitz. Wenige Zentimeter über dem Spülkasten klebte ein braungefleckter Gecko an der Wand. Als Schwartz die Tür öffnete, drehte die Echse den Kopf.
    Auf dem mittleren Bett lag ein junger Mann und blickte hoch. Sam schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Seine Khakishorts hingen ihm auf den Knien und gaben den Blick auf gut fünf Zentimeter seiner Unterhose oberhalb der Gürtellinie frei. Er trug kein Hemd, Gesicht und Brust waren stark gebräunt. Seine nackten Füße steckten in Nikes. Der Mann hatte helles, schulterlanges Haar und farblich dazu passende Bartstoppeln am Kinn. Musste sie sich mit dem die Zelle teilen?
    Schwartz deutete mit dem Kopf auf die offene Tür. Der junge Mann stand auf und flitzte an den Polizisten vorbei.
    Â»Keinen Ärger mehr«, schnauzte Schwartz ihn an. Der Mann lächelte unsicher, dann war er auch schon draußen.
    Sam starrte Schwartz an, während der sie in die Zelle zog. »Ich habe doch gewusst, dass Sie Englisch sprechen.«
    Er zuckte nur mit den Schultern, dann trat er hinter sie, um ihr die Handschellen abzunehmen. Anschließend fiel die Zellentür scheppernd ins Schloss. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Â»He, Moment mal«, schrie sie ihm nach. Sie umklammerte die Stäbe. Die Tür war solide, sie ließ sich nicht einmal rütteln. »Wo ist mein Handy? Wie geht es jetzt weiter?«
    Als einzige Antwort kam ein gedämpftes Schimpfen aus der anderen Zelle, vermutlich das spanische Gegenstück zu »Halt die Klappe!«.
    Plötzlich gingen die Lichter aus, und die Vordertür fiel ins Schloss. Heute Abend würde sie bestimmt keine Antworten mehr erhalten. Durch das einzige Fenster weit oben fiel nur mattes Licht, deshalb tastete sie sich langsam zur gegenüberliegenden Wand vor. Sie setzte sich auf die harte Matratze, die der junge Mann geräumt hatte. Dann setzte der Schock ein. Die Matte lag direkt auf einem Betonvorsprung. Keine Federn. Kein Kissen. Sie legte eine der übrigen Matratzen auf die erste, die letzte rollte sie notdürftig zu einem Kissenersatz zusammen. Erträglich, dachte sie, als sie sich ausgestreckt hatte. Aber sie fand nur eine dünne Wolldecke, obwohl es bereits empfindlich kühl geworden war. Zudem saß in dem Fenster keine Scheibe, nur ein dickes Gitter.
    Konnte sie irgendwie Hilfe herbeirufen? Sie stellte sich auf den Vorsprung und steckte die Finger durch das Gitter. Auf Zehenspitzen lehnte sie sich an die Mauer und streckte sich, bis sie über den rauen Betonrand spähen konnte. Sie blickte auf einen steinigen Acker mit ein paar Grasbüscheln, der von der nackten Glühbirne auf der Rückseite des Gebäudes schwach beleuchtet wurde. Auf der mageren Weide graste ein geschecktes Pferd.
    Â»Hilfe!«, rief sie leise. Der Schecke hob den Kopf, stellte die Ohren auf und kaute nachdenklich vor sich hin. Sollte dieser Ausblick ab jetzt für sie die Außenwelt repräsentieren?
    Sie ließ sich auf die Matratze sinken, schlug die Beine übereinander und die Hände vors Gesicht.
    Was sollte sie bloß tun? Was konnte sie überhaupt tun? Zumindest den Leuten von
Out There
musste auffallen, dass etwas nicht stimmte. Sie waren bestimmt schon außer sich, weil ihre Artikel nicht rechtzeitig eingetroffen waren. J . J. würde jemandem in den Ohren liegen. Vermutlich mehr als einem.
    Sie legte sich hin und zog die Decke hoch. Etwas huschte über den Boden, dann hörte sie es knirschen. Der Gecko hatte wohl eine Mahlzeit ergattert, wahrscheinlich eine Kakerlake. Die ewige Geschichte vom Jäger und Gejagten, sogar in einer Gefängniszelle. Kurz bekam sie Mitleid mit der Kakerlake.
    Aus der Zelle nebenan drang ein Schnarchen zu ihr, hörte kurz auf und begann von Neuem. Sam schloss die Augen und versuchte, sich ein Bild vorzustellen: sie, zu Hause auf der Couch, Simon schnurrend auf ihrem Schoß, Blake, der in der Küche kochte, und an ihrer Seite Chase.

24
    Sam wurde vom Klappern der Stahltür geweckt. Zunge und Rachen waren ausgetrocknet. Sie schlug die Augen auf und sah gerade noch Monteros Beine, die in einem Uniformrock steckten und sich von ihr wegbewegten. Dann knallte die Eingangstür zu. Einer der Männer in der Nachbarzelle schrie ihr etwas auf Spanisch nach. Diesmal klang es

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