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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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ich sie gefragt habe, wo du an dem Morgen warst, als Dan verschwunden ist, hat sie behauptet, du seist mit der Gruppe unterwegs. Sie hat dich als ›so einen netten jungen Mann‹ bezeichnet.«
    Die Sonne war mittlerweile fast ganz untergegangen, dennoch sah sie auf seiner Wange eine Träne schimmern.
    Sie hatte nichts mehr zu verlieren. »Du weißt Bescheid, oder?«
    Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke. Er wirkte niedergeschmettert, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Rasch wandte er den Blick ab. »Bescheid?«, fragte er.
    Â»Du weißt, wie Dan gestorben ist.« Als Antwort schluckte er. »Du hast ihn zur Boje 3942 zurückgebracht.«
    Eduardo wagte es nicht, sie anzusehen.
    Â»Man hat seine Leiche im Taucheranzug abtransportiert. In einer Tasche dieses Anzugs befand sich eine Erkennungsmarke von einem verlorenen Fischhaken, den wir dort gefunden hatten.«
    Er kraulte das Pferd hinter den Ohren.
    Â»Gut möglich, dass die Behörden diese Marke einem bestimmten Boot zuordnen können. Vielleicht dem Boot eines Fischwilderers? Vielleicht dem Boot deines Cousins?«
    Flüchtig schaute Eduardo ihr ins Gesicht. Seine Augen baten sie inständig, endlich aufzuhören.
    Â»Dans Frau hat jetzt diese Marke, Eduardo.«
    Er faltete die Hände vor seiner Brust zusammen und senkte den Kopf.
    Â»Ich habe ein Foto dieser Marke. Es stammt von jenem Tag, an dem Dan und ich rausgefahren sind, um an der Boje 3942 zu tauchen.«
    Das Pferd stieß Eduardo leicht in den Rücken, weil es wohl mehr Zuwendung wünschte. Eduardo stolperte einen Schritt nach vorne.
    Â»Ich habe Abigail geglaubt, dass du bei den Touristen warst, aber Abigail konnte sich die Namen nicht richtig merken, oder? Der ›nette junge Mann‹ war in Wirklichkeit Maxim, habe ich recht? Wahrscheinlich hast du die Gruppe auf Isabela abgesetzt und danach Dan zur Boje gebracht. Er hätte niemanden außer dich darum gebeten.«
    Er schloss die Augen und schlug das Kreuzzeichen.
    Â»Hast du Dan ermordet?«
    Â»Nein! Er war mein Freund!« Eduardo schlug die Augen auf, aus denen nun die Tränen quollen. »Er war ein guter Mensch. Er würde nicht wollen …« Seine Stimme verlor sich, ohne den Satz zu vollenden.
    Â»Hast du ihn dem Mörder ausgeliefert? Hast du gesehen, wie jemand anders ihn umgebracht hat?«
    Er zuckte zusammen. »Nein!«
    Sie wartete, dass er weitersprach.
    Er sah weg. »Es war ein Unfall.«
    Â»Ein Unfall?« Sie hatte den durchtrennten Schlauch des Reglers gesehen, die Schnitte in Dans Gesicht und an seinem Hals.
    Â»Ich …« Er stockte kurz, schluckte und fuhr fort. »Ich bringe Dan zu der Boje, wie du sagst.«
    Â»Hab ich’s doch gewusst.«
    Â»Er sagt, es dauert nicht lange. Er will nur noch was holen. Er sagt, für dich ist die Strömung zu stark.«
    Großer Gott!
Deshalb ist er allein getaucht. Er dachte, sie wäre überfordert. Dan hatte versucht, sie zu schonen.
    Â»Als er taucht, sehe ich, wie das Boot meines Cousins kommt. Er hatte da nichts verloren.«
    Â»Hat er illegal gefischt?«, fragte sie. »Hat er dort ein anderes Boot getroffen?«
    Eduardo ließ die Schultern sinken. Man sah ihm jedes einzelne seiner sechzig Jahre an. »Ich weiß nicht. Ich frage nicht. Ich weiß nur, dass er nicht dort sein sollte, wenn Daniel und ich dort sind. Das ist für alle
peligroso
. Ich mache das
Panga
los und fahre hinüber, um ihm zu sagen, er soll verschwinden. Dauert nur eine Minute. Dann wende ich und kehre schnell zur Boje zurück.«
    Was jetzt kommen würde, ahnte sie bereits. Ihr wurde schlecht.
    Eduardo wischte sich eine Träne von der Wange. Erneut schluckte er. »Ich fahre sehr schnell, um mich zu beeilen. Ich bin fast da.«
    Â»Und dann …«, half sie ihm weiter.
    Â»Und dann …« Er ließ den Kopf hängen. »Und dann spüre ich einen … einen Schlag. Ich habe etwas getroffen. Ich stoppe den Motor. Ich sehe Luftblasen. Und dann sehe ich Blut.«
    Eduardo wirkte so elend, dass sie kurz Mitleid mit ihm bekam. Dann fiel ihr ein, dass sie in einer Gefängniszelle hockte, während er draußen stand.
    Er legte die Hände vors Gesicht und begann, hemmungslos zu schluchzen. »Ich habe meinen Freund überfahren.« Er hielt sich den Kopf, dann schien er sich wieder zu fassen. Er wischte sich die Hände am Hemd ab. »Ich befestige

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