Gefaehrliche Tiefen
läuft auf Batterie, es gibt keine Steckdose hier, und jede Sekunde kann ein Wachmann auftauchen.«
»Dann fangen Sie lieber schnell an zu schreiben.«
»Wyatt! Tad! Sie müssen mir helfen.«
»Keine Sorge. Wir lassen uns was einfallen. Aber wenn Sie aufschreiben, in welcher Lage Sie sich befinden, ist das Ihre beste Verteidigung. Fangen Sie sofort an.« Damit unterbrach er die Verbindung.
Unglaublich.
Keine Sorge
? Er hatte leicht reden.
Sie rief die US -Botschaft in Quito an. Als sie der Beamtin erzählte, sie sei verhaftet worden, sagte diese: »Ja, man hat uns informiert. Wir prüfen die Lage.«
»Das ist ja fantastisch. Jetzt fühle ich mich gleich
viel
besser. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.« Sie wollte gerade auf
Beenden
klicken, da meldete der Laptop, dass keine Verbindung mehr bestand, was ihr die Mühe ersparte.
Vielleicht hatte Tad Wyatt recht und es war tatsächlich am sinnvollsten, wenn sie ihre Geschichte online stellte. Während der Computer nach einer Verbindung suchte, tippte sie so schnell sie konnte alles ein, beschrieb die Ereignisse des Vortags und fügte hinzu, dass man ihr die Tat anhängen wollte.
Suche
⦠meldete der Laptop. Sie steckte das Kabel ihrer Kamera an und lud die Fotos von gestern auf die Festplatte, damit Wyatt sehen konnte, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte. Allerdings kam es ihr merkwürdig vor, dass sie sich in ihrer momentanen Lage Gedanken über ihren Ruf als Online-Reporterin machte.
Endlich war die Verbindung mit
Casa de GarcÃa
wiederhergestellt. Sie lud den Artikel und die Fotos hoch.
Was nun? Sie kaute auf ihren Fingernägeln herum, trank noch einen Schluck Kaffee und rief schlieÃlich bei sich zu Hause an. Blake meldete sich nicht â bestimmt schlief er noch â, aber sie sprach ihm eine Nachricht aufs Band. Sie hatte keine Ahnung, was ihr Mitbewohner mit der Botschaft anfangen sollte, aber er sollte wenigstens wissen, dass sie möglicherweise eine Weile nicht mehr nach Hause kommen würde. Zumindest konnte er dann die Katze füttern und Strom- und Wasserrechnungen bezahlen.
Von Chase keine E-Mail. Sie überflog die Schlagzeilen für Arizona und die landesweiten Nachrichten.
Schneemengen in den Rocky Mountains erreichen neuen Rekord. Massenkarambolage in dichtem Nebel an der Ostküste. Stillstand im Kongress bei Haushaltsberatungen.
Dann ⦠GroÃer Gott, da stand es: SCHIESSEREI IN WÃSTE VON ARIZONA : ZWEI TOTE UND SIEBEN VERWUNDETE . Ein Schusswechsel zwischen Bundespolizei, illegalen Einwanderern und einer Gruppe, die sich New American Citizen Army nannte. Zwei FBI -Agenten tot, zwei verwundet, ein Einwanderer tot und fünf weitere Personen â ohne nähere Bezeichnung, zu welcher Gruppe sie gehörten â verletzt.
Zwei FBI -Agenten tot. Hatte sie Chase verflucht, als er längst tot war? Vielleicht war auch Nicole tot. Vielleicht gehörten sie aber auch zu den Verwundeten. Sie rief Chaseâ Privatnummer an. Keine Antwort.
»Chase«, begann sie stockend. Ihr steckte ein Kloà im Hals, und sie brachte die einzigen Worte, die gesagt werden mussten, kaum heraus: »
Te quiero
.« Ich liebe dich.
Danach suchte sie die Nummer des FBI -Büros in Salt Lake heraus. »Special Agent Chase Perez, bitte.«
»Er befindet sich im Einsatz, Maâam. Möchten Sie auf seiner Mailbox eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein. Ich bin eine Freundin. Ich muss unbedingt wissen, ob es ihm gut geht.«
»Ich verbinde Sie mit der Personalabteilung.«
Personalabteilung? Wurde sie an eine Art Trauerpsychologen weitergeleitet? Dann war Chase wohl tatsächlich tot.
Aber die Frau am anderen Ende der Leitung kam ihr für eine Trauerpsychologin nicht sonderlich mitfühlend vor. »Um welchen Agenten geht es?«
»Chase ⦠äh, Starchaser Perez.«
»Und wer sind Sie?«
»Sam Westin. Summer Westin«, verbesserte sie sich schnell. »Er nennt mich immer Summer.«
»Ihre Stimme schwankt sehr stark. Haben Sie Rae gesagt?«
Wer zum Teufel war Rae? »Summer! Summer Westin«, brüllte sie.
»Ach so, Entschuldigung. Sie stehen nicht auf der Liste der bestätigten Privatkontakte von Agent Perez. Ich darf Ihnen keine Informationen geben.« Damit beendete die Frau die Verbindung.
Die Batterieanzeige war auf 6 2 % gefallen. Sam wischte sich die Tränen von der Wange und suchte im Internet nach
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