Gefaehrliche Tiefen
eher nach Bitte als nach Fluchen.
Sam setzte sich auf. Eine riesige Kakerlake fiel von der Wolldecke neben ihre FüÃe und landete mit dem Rücken auf dem Boden.
Igitt!
Schlagartig juckte es sie am ganzen Körper. Nach dem gestrigen Abenteuer waren ihre Haare vom Salz ganz steif. Mit den Fingern kam sie gar nicht durch. Gott sei Dank hing hier kein Spiegel herum.
Ihre deprimierende Unterkunft überraschte sie mit ein paar interessanten Gegenständen: Am Boden, knapp vor der Zellentür, entdeckte sie ihre Kleidertasche, eine Papiertüte, einen Becher mit Deckel und erstaunlicherweise ihre Computertasche. Sie hatten ihr den Laptop zurückgegeben?
Rasch durchwühlte sie ihre Habseligkeiten. Ihre Fotoapparate steckten in der Kleidertasche; was für eine Erleichterung. Das Satellitentelefon fehlte allerdings. Ãberprüfte Schwartz die gewählten Nummern? Hoffentlich wählte er sie alle an.
Sie öffnete die Papiertüte. Zwei vertrocknete Zimtschnecken. Na ja, besser als nichts, und für den Kaffee im Becher war sie ganz besonders dankbar. Zwar war er nur lauwarm, dafür aber stark. Und das hatte sie momentan bitter nötig.
Warum hatten sie ihr den Laptop überlassen? In einem amerikanischen Gefängnis konnte man auf so etwas lange warten. Vielleicht hatten sie Bedenken wegen etwaiger Vorwürfe, es gestohlen zu haben? Auf der Tasche stand klar und deutlich: EIGENTUM VON KEY CORPORATION .
Vielleicht glaubten sie, ohne Telefon könne sie keine Verbindung zum Internet aufbauen. Die Leihgabe der Key Corp besaà einen eingebauten WLAN -Empfänger. Aber war so ein Netz überhaupt in Reichweite? Es kam ihr unwahrscheinlich vor, dass das Gefängnis auf den Galapagosinseln ein Hotspot sein könnte.
Wenig überraschend gab es in ihrer Zelle keine Steckdose. Sam fuhr den Laptop hoch und hoffte, dass die Polizisten ihre Festplatte nicht gelöscht oder den Akku entleert hatten.
Das Eingabefeld für ihr Passwort erschien. Alles ganz normal so weit. Sie gab den Code ein, und als Belohnung erschien die Browserseite auf dem Bildschirm. Die Batterieanzeige stand auf neunundachtzig Prozent. Sofort klickte sie auf die Liste der verfügbaren Netzwerke.
Suche
verkündete das Programm. Während sie dabei zusah, fiel die Batterieanzeige auf 81%.
Na los, mach schon
.
Endlich zeigte der Computer drei WLAN s mit ausreichender Stärke an. Für
Cafenovo
brauchte sie ein Passwort, das sie nicht hatte. Aber
Casa de GarcÃa
und Hotel
Milagro
waren frei zugänglich. Sie wählte das Netz mit dem stärksten Signal:
Casa de GarcÃa
. Nachdem die Verbindung hergestellt war, meldete der Laptop das Signal als
»schwach«
. Na wenn schon, wenigstens hatte sie überhaupt eine Verbindung.
Wahrscheinlich hatte ein Angestellter der Key Corp den Laptop benutzt, ehe sie ihn bekommen hatte. Auf E-Mails wollte sie sich nicht verlassen. Es konnte dauern, bis sie ihren Adressaten erreichte. Wie standen wohl die Chancen ⦠Sie durchsuchte die Programme.
Ja!
Skype war installiert. Sie öffnete es und tippte Tad Wyatts Nummer bei
Out There
ein. Bei Key arbeiteten Fanatiker, die in ihrem Büro sogar schliefen. An der amerikanischen Westküste war es noch nicht einmal sechs Uhr früh, aber nachdem sie letzte Nacht ihre Artikel nicht mehr hatte abschicken können, saà er vielleicht schon am Schreibtisch, war stinksauer auf sie und versuchte, Berichte für Zing und Wilderness auszubrüten.
Sie hatte Glück. »Was zum Teufel ist los? Ich habe mindestens zehnmal versucht, Sie anzurufen«, begrüÃte er sie. »Ist noch jemand gestorben?«
Sie schnaubte. »Na ja, J . J. und ich sind gestern fast gestorben, falls das etwas zählt.«
»Ich kann Sie kaum hören«, schrie er. »Wer ist J . J.?«
Sie beugte sich näher zum Mikrofon des Laptops vor. »Ich benutze Skype. Man hat mir mein Telefon abgenommen. J . J. ist die Frau, die Dan Kazakis Stelle eingenommen hat. Aber erwähnen Sie bloà nirgends ihren Namen.«
»Westin, was soll der â¦Â«
»Ich sitze in Puerto Ayora im Gefängnis, Tad«, unterbrach sie ihn. »Man hat mich gestern Abend verhaftet.«
»Wie bitte?«
»Ich soll Dan Kazaki ermordet haben.«
Es folgte eine lange Stille. »Wyatt? Sind Sie noch da?«
»Ich habe Sie gehört. Mord. Gefängnis. Skype vom Laptop aus.«
»Genau, aber lange geht das nicht. Der Computer
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