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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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gehört.«
    Sam ließ den Blick über den Essbereich schweifen und versuchte sich an die Namen all der Leute zu erinnern, die Dan und sie an Bord der
Papagayo
kennengelernt hatten. Maxim, Eduardos dunkelhäutiger Kollege mit dem akkuraten Kurzhaarschnitt, war leicht zu merken. Mit der Uniform der Naturführer des Galapagosparks, bestehend aus Khakihemd und -hose, unterschied er sich sowohl von den Touristen als auch von der Mannschaft. An Jonathan Sanders erinnerte sie sich noch vom vergangenen Abend. Seine hübsche Frau Paige schien sehr viel jünger als er zu sein. Dann waren da noch Brandon und Ken, die Studenten vom Zwischendeck.
    In der Nische vor ihr saßen … die Robinsons? Nein, Robersons. Aus Kabine fünf. Jerry war ein muskulöser Mann mit stahlgrauem Bürstenschnitt und missbilligendem Blick. Er sah aus wie ein pensionierter Polizist, und genau das war er auch. Entweder gehörte er zu den von Natur aus mürrischen alten Männern, oder ihm hatte die Hälfte der Leute an Bord auf Anhieb missfallen, einschließlich Dan und Sam. Seine Frau, Sandy, war das genaue Gegenteil – eine Frau mittleren Alters mit blond gefärbten Haaren, riesigen Papageienohrringen und einem ansteckenden Lächeln.
    Abigail tätschelte schon wieder Sams Hand. »Ich kann es kaum erwarten, heute Nachmittag schnorcheln zu gehen. Haben Sie schöne Fische gesehen, als Sie heute Morgen getaucht sind?«
    Â»In den Gewässern rund um die Galapagosinseln gibt es immer etwas Schönes zu sehen«, mischte Dan sich rasch ein.
    Sam warf ihm einen bösen Blick zu. Dachte Dan etwa, sie sei nicht in der Lage, den Mund zu halten über die gewilderten Haie?
    Â»Sind Sie mit dabei, wenn wir heute Morgen auf Isabela eine Wanderung machen?«, fragte Ronald.
    Sam schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Dan und ich müssen arbeiten.« Heute war ihr Terminplan dem der Touristengruppe genau entgegengesetzt; im Morgengrauen hatten sie getaucht, und jetzt musste sie ihren Artikel schreiben, während die anderen in der Nähe von Tagus Cove wandern würden. Am Nachmittag dann, wenn die Gruppe schnorchelte, würde sie den Wanderweg ablaufen, auf dem die anderen am Morgen unterwegs waren.
    Nachdem sich Sam den letzten Bissen Rührei in den Mund geschaufelt hatte, rutschte sie an den Rand der Sitzbank. »Da wir gerade von Arbeit sprechen – ich sollte allmählich loslegen.«
    Dan nickte. »Sam hat recht. Ich sollte meinen Bericht schreiben, solange ich noch alles im Kopf habe, was ich heute Morgen gesehen habe.« Er stand auf und ging vor Sam die Treppe hinunter.
    Sam trug ihren Laptop und ihr Satellitentelefon auf das Oberdeck, das sie komplett für sich allein hatte. Die Mannschaft war in der Küche beschäftigt, putzte die Kabinen oder begleitete die kleine Gruppe zusammen mit Maxim und Eduardo bei ihrem Ausflug auf Isabela.
    Der einzige Nachteil beim Arbeiten im Freien war die intensive Sonneneinstrahlung. Sie musste den Bildschirm des Laptops nach vorne klappen, um überhaupt etwas erkennen zu können. Die Videos und Fotos von den Haien waren wirklich gut geworden, da musste sie sich glatt selbst loben. Sie wählte die dramatischsten aus und fasste sie in einer Datei zusammen.
    Zwischen der
Papagayo
und der Küste von Isabela flogen kreischende Seemöwen umher und stritten sich mit größeren Vögeln, die schwarze Flügel hatten. Tölpel? Fregattvögel? Vom Schiff aus konnte sie es nicht erkennen. Kurz tauchte ein Seelöwe direkt neben dem Schiff auf, schnaubte, wirbelte das Wasser mit seiner Flosse auf und verschwand wieder.
    Hatte Charles Darwin 1835 von der HMS
Beagle
aus auch diesen Anblick genossen? Sie konnte kaum glauben, dass sie wirklich hier war, wo die Wiege der Evolutionstheorie stand, auf der Spielwiese des berühmten Wissenschaftlers, sechshundert Meilen weit vom Festland entfernt. Es fühlte sich fast wie ein Sakrileg an, an diesem historischen Ort einen Computer zu benutzen und sich auf Satellitentelefone und Internetdienste zu stützen. Selbst in den entlegensten Gebieten entfernten sich die Menschen von Tag zu Tag mehr von der Natur und verließen sich immer mehr auf Maschinen. Irgendwie war das traurig.
    Aber sie war keine Historikerin. Ihre Aufgabe bestand darin, der Welt zu erzählen, wie die Inseln heutzutage waren, nicht damals zu Darwins Zeiten. Eine Weile starrte sie auf den leeren Bildschirm. Womit

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