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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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erhaschen – in ihrem Führer stand, dass man in dieser Gegend häufig auf Pinguine traf.
    Schatten bewegten sich unter Wasser, aber keiner gehörte zu einem der schwarz-weißen Vögel. Während sie noch näher zu dem Lavagestein paddelte, zählte sie mindestens ein Dutzend junge Seelöwen, die aufgeregt bellend aus dem Wasser auftauchten, um sich gleich wieder in die Tiefe zu stürzen.
    Das Wasser hier war überraschend klar. Unter ihr schossen die halbwüchsigen Seelöwen zwischen den Vertiefungen hin und her wie Raketen, deren Radarsystem Amok lief. Was für ein armes Wesen sie da wohl gerade terrorisierten? Eduardo hatte ihr erzählt, dass es irgendwo am Fuß dieser Felsformation eine lange, röhrenförmige Höhle gab – ein Schlafplatz für Haie und ein beliebtes Forschungsobjekt für Taucher. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie zwischen den herumtollenden Seelöwen einen Taucher. Unter einem Felsvorsprung ragten neoprenüberzogene Waden und schwarze Schwimmflossen hervor. Merkwürdig. Sie drehte sich zum Strand um. Nirgendwo ein Boot. War der Taucher vom Strand aus hierher geschwommen?
    Sam richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Wasser und beobachtete, wie die jungen Seelöwen um den Taucher herumwirbelten und an den langen Schwimmflossen zupften. Der größte der Seelöwen packte die rechte Schwimmflosse und zerrte daran. Sie löste sich, und das Tier schoss mit seinem Schatz davon. Seine Kameraden rasten ihm hinterher, wie Hunde, die sich um einen Knochen balgen.
    Sam stockte der Atem. Wieso hatte der Taucher nicht nach dem Seelöwen getreten? Durch das klare Wasser starrte sie auf den fast bewegungslosen bleichen Fuß, und plötzlich überlief es sie kalt.
    Keine Luftblasen. Aus dem Atemregler des Tauchers strömten keine Luftblasen.
    Nein.
Das durfte einfach nicht sein. Sie schob ihr Paddel unter das Gurtnetz, dann zog sie das aufgerollte Bugseil unter dem Netz hervor und band sich die Nylonschnur um ihr Handgelenk. Ihre Taucherbrille – hatte sie die mitgenommen? Ja. Sie fand sie in dem Beutel hinter ihrem Sitz und setzte sie rasch auf. Wo war ihr Schnorchel? Ach verdammt, den brauchte sie doch gar nicht. Sie hievte sich im Kajak hoch, atmete rasch ein paarmal ein und tauchte mit einem Hechtsprung unter Wasser. Mit kräftigen Armzügen und energischen Beinstößen schwamm sie nach unten.
    Allmählich konnte sie deutlicher erkennen, was geschehen war. Ein sichelförmiger Riss im Hosenbein des Taucheranzugs entblößte zerfetztes weißes Fleisch. In dieser Tiefe gab es eine Strömung, die die Beine des Tauchers, bei dem es sich um einen Mann handelte, hin und her bewegte. Er befand sich nicht in der röhrenförmigen Höhle, sondern hatte sich mit dem Arm in einem Spalt des Lavagesteins verfangen.
    Sams Lungen schmerzten. Die Schnur des Kajaks zerrte an ihrem Handgelenk. Nur mit Mühe gelang es ihr, nicht von der Strömung abgetrieben zu werden. Sie schaffte es in den Windschatten der Lavasäule und packte mit beiden Händen den nackten Fußknöchel. Keine Reaktion. Sie zog. Der Taucher glitt nach hinten, wobei seine Druckluftflasche mit einem Geräusch über den Felsen schabte, das Sam mehr spürte als hörte. Der Körper drehte sich in ihre Richtung und rollte auf den Rücken. Eine tiefe Schnittwunde reichte von seinem Hals über die Kieferpartie bis hinauf zur Schläfe. Das Mundstück seines Atemreglers hatte er verloren.
Meine Güte!
    Sams Lungen waren kurz vorm Platzen, und ihr Kopf fühlte sich an, als müsse er gleich explodieren. Die Strömung trieb sie von den Felsen weg, gleichzeitig zerrte sie der Haltestrick des Kajaks nach oben. Noch während sie davongezogen wurde, zwang sie sich, einen genauen Blick auf das Gesicht des Tauchers zu werfen. Lange dunkle Haarsträhnen trieben über die verschwollene, blau verfärbte Haut an seiner Stirn. Violette Lippen. Seine Taucherbrille war voller Wasser, aber die leblosen braunen Augen waren deutlich zu erkennen.
Nein. Nein. Das konnte nicht sein.
    Sam trat mit den Füßen, um an die Oberfläche zu kommen, und schoss nach Luft schnappend aus dem Wasser. Die
Papagayo
ankerte außer Sichtweite hinter einer felsigen Halbinsel. Zu weit weg – um Hilfe schreien würde nichts bringen.
Haie
, ermahnte sie sich.
Hör auf zu strampeln.
Der Taucher war nicht mehr zu retten. Sie zählte ab zehn

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