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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Monuments in Idaho, und die Kakteen und das Gestrüpp an die Wüste in Arizona.
    Beim Gedanken an Letzere fiel ihr Chase wieder ein. Sie konnte ihn sich einfach nicht mit Glatze vorstellen. Würde sie einen Mann ohne Haare überhaupt erotisch finden können? Die Vorstellung, über einen glänzenden kahlen Schädel zu streichen, ließ sie erschaudern – und das machte ihr zu schaffen. War sie wirklich so oberflächlich? Nein, befand sie. Ihr vorheriger Freund, Adam Steele, hatte wie ein Schauspieler ausgesehen, trotzdem hatte sie mit ihm Schluss gemacht. Er war nach San Diego gezogen, um im Fernsehen eine Show zu moderieren, aber sie waren trotz der Entfernung Freunde geblieben. Gelegentlich sah sie im Internet nach, was er gerade machte. Er rief ab und zu an und fragte, wie es ihr ging. Zu Weihnachten hatte er ihr sogar ein Geschenk geschickt. Sie wusste, dass Chase das nicht gefiel, aber sie hatte nicht so viele Freunde, um einen davon einfach aufgeben zu können. Außerdem war es ein angenehmer Gedanke, dass Chase auf einen anderen Mann eifersüchtig war, auch wenn es dafür nicht den geringsten Anlass gab.
    Ein kratzendes Geräusch drang an ihre Ohren. Es kam von links, jenseits des Wegs. Sie hörte etwas auf den Boden plumpsen, als hätte jemand eine Bowlingkugel fallen gelassen. Was auch immer das da drüben war – es musste ganz schön groß sein. Auf den Galapagosinseln gab es keine großen gefährlichen Tiere. Sam bahnte sich einen Weg in Richtung des Geräuschs und geriet dabei in ein Brennnesselgebüsch, das ihre Waden in Brand setzte. Danach bewegte sie sich etwas vorsichtiger vorwärts, umging die schlimmsten pflanzlichen Angreifer und erreichte schließlich eine Reihe undeutlicher Eindrücke in der Erde. Seltsam.
    Aus den Büschen hinter ihr drang lautes Zischen. Erschrocken wirbelte Sam herum. Und da war es, eines jener prähistorischen Wesen, nach denen sie gesucht hatte. Das Reptil stand auf Zehenspitzen, streckte den Hals in ihre Richtung und betrachtete sie aus halbgeschlossenen Augen. Das Exemplar gehörte nicht zu den wahren Giganten, auf die sie gehofft hatte, aber immerhin reichte sein Kopf bis zu ihrem Oberschenkel, und es war bestimmt zwanzigmal größer als die größte Schildkröte, die sie bisher gesehen hatte. Sie richtete die Kamera auf das Tier. Der hohe, dicke Panzer hatte in Sams Augen nur wenig Ähnlichkeit mit dem Sattel, nach dem das Tier benannt war. Andererseits – was wusste sie schon von antiken spanischen Sätteln?
    Nachdem sie sich eine Zeit lang gegenseitig angestarrt hatten, beschloss die Schildkröte, dass Sam keinen Grund zur Aufregung bot und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die grauen Blätter des Buschs, in den sie halb hineingekrochen war. Nahe bei den Klauen ihres rechten Fußes lag der sonnengebleichte Schädel eines langnasigen Tiers. In den USA hätte Sam drauf getippt, dass es sich um ein Reh handelte, aber hier konnten es eigentlich nur die Überreste einer Wildziege sein. Bevor von Seiten der Regierung Abschussmaßnahmen beschlossen worden waren, hatten sich die eingeführten Ziegen massiv vermehrt und alles kahl gefressen, was sie finden konnten – eine Bedrohung für das ursprüngliche Ökosystem, die beinahe zum Hungertod der Schildkröten geführt hätte.
    Sam schaltete ihre Kamera auf Videoaufnahme und filmte die Schildkröte beim Fressen. Dass diese sanften Giganten leichte Beute waren, leuchtete ihr sofort ein. In früheren Jahrhunderten hatten Seeleute sie einfach auf ihre Schiffe getragen, wo sie dann als Nahrung dienten. Aufgrund dieser Praxis wären die Riesenschildkröten damals beinahe ausgestorben. Sam wusste, dass Wilderer noch immer die eine oder andere von ihnen erlegten. Ein Schlag mit der Machete in den vorgereckten Hals, und das friedfertige Reptil vor ihr wäre Geschichte. Wie alt dieses Exemplar wohl war? Ob es schon mehrfache Großmutter oder gar Urgroßmutter war? Oder vielleicht eher Großvater? Um das Geschlecht einer Schildkröte zu bestimmen, musste man normalerweise die untere Seite des Panzers oder den Bereich um den Schwanz herum untersuchen, aber beides würde sie bei diesem riesigen Tier nicht wagen.
    In der Nähe der Spitze des Buschs summte eine Biene um ein paar gelbe Blumen herum. Meilenweit waren das die einzigen Blüten, die Sam hier gesehen hatte. Offensichtlich gefielen die

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