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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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rückwärts, schnappte nach Luft und konzentrierte sich darauf, ihren Puls zu verlangsamen. Sobald sie wieder richtig bei Atem war, zog sie ihr Kajak heran, hievte sich bäuchlings auf das Heck und lag einen Moment mit dem Gesicht nach unten still da. Dann setzte sie sich breitbeinig darauf und schob sich nach vorne, bis sie die Beine ins Boot schwingen konnte.
    Auf dem ganzen Weg zurück zur Yacht formte ihr Verstand im Rhythmus ihrer Schläge die Worte
Mein Gott, nein, mein Gott, nein, mein Gott, nein
. Sie hatte auch vorher schon Leichen gesehen. Sie war darauf gefasst gewesen, den Taucher tot aufzufinden, zumindest so gefasst, wie man im Angesicht des Todes überhaupt sein konnte. Aber auf Daniel Kazakis Gesicht war sie nicht gefasst gewesen.

9
    Sam steuerte ihr Kajak zum Heck der
Papagayo
neben eines der
Pangas
, kletterte auf die Plattform und befestigte das Bugseil an einer Klampe. Die Welt fühlte sich an wie aus dem Gleichgewicht geraten – Himmel und Meer schwankten um sie herum. Sie presste den Rücken gegen das breite Heck und schloss einen Moment die Augen. Es war eine Erleichterung, die solide Yacht unter ihrer Wirbelsäule und das glatte Fiberglas an ihren Fingern zu spüren.
    Dan konnte einfach nicht tot sein. Ihr Tauchgang sollte erst in über einer Stunde beginnen. Ein unkomplizierter Tauchgang – ihr klang seine Stimme noch im Ohr. Das Tauchziel lag nicht einmal in der Nähe des Wegs zum Alcedo oder jener Felsen.
    Vielleicht war das, was sie gesehen hatte, gar nicht real. Vielleicht ließen zu viel Sonne und Anstrengung sie halluzinieren. Die Strömung und das Bugseil hatten sie von dem Taucher fortgezogen, sie hatte sich gar nicht richtig auf sein Gesicht konzentrieren können. Ihr Magen schlug Purzelbäume. Vielleicht hatte sie eine Lebensmittelvergiftung. Oder das alles war ein Albtraum, und sie würde jeden Moment aufwachen.
    Sie stieg zum Hauptdeck hinauf und dann die Innentreppe zu ihrer Kabine hinunter. Aus den Kabinen fünf und sechs drangen gedämpfte Stimmen und Wasserrauschen. Die Reisegruppe war zurück von ihrer Expedition. Vielleicht war auch Dan in seiner Kabine und arbeitete an seinem Computer.
    Sam drehte den Knauf und stieß die Tür zu Dans Kabine auf. Seine Kleidung lag auf der unteren Koje, sein Notebook stand zugeklappt auf dem winzigen Schreibtisch.
    Der Albtraum war Realität.
    Dan war tot.
    Allmächtiger.
Ihr Herz machte einen Satz und schien sich dann verletzt zusammenzukrampfen. Sie trat in die Kabine und schloss die Tür hinter sich. An der Wand über dem Schreibtisch hing ein Foto, auf dem Elizabeth Seans Hand hochhielt und damit in die Kamera winkte. Sam fiel wieder ein, was Elizabeth am Telefon zu ihr gesagt hatte:
Passen Sie auf meinen Mann auf.
Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund.
    Â»Oh, Dan.« Sie wandte sich von dem Foto ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Was zum Teufel ist passiert? Warum bist du ohne mich getaucht?«
    Sie schob seine Kleidung zur Seite, ließ sich schwer auf die Koje fallen und stützte den Kopf so in die Hände, dass sie ihre Augen bedeckten.
Denk nach.
Was sollte sie jetzt tun? Eine Notrufnummer gab es hier nicht, und selbst wenn es sie gegeben hätte – Dan hätte keiner mehr helfen können.
    Wieso war Dan überhaupt getaucht? Er konnte auf keinen Fall von hier zu den Felsen getrieben worden sein – die Strömung verlief in umgekehrter Richtung. Er hätte am Morgen von der
Papagayo
gesprungen sein können, bevor das Schiff losgefahren war, aber wieso hätte er das tun sollen? Wie war ihm das Mundstück seines Atemreglers abhandengekommen? War der Schlauch gleichzeitig mit Hals und Gesicht aufgeschlitzt worden? So, wie sich der Anblick seiner Leiche in ihr Gedächtnis gebrannt hatte, musste jemand von hinten an ihn herangeschwommen sein und ihn mit einem Messer angegriffen haben. Was voraussetzen würde, dass es ganz in der Nähe Taucher geben musste, die bereit waren, einen Mord zu begehen. Waren die Fischer derart gewalttätig?
    Dan war so sicher gewesen, dass ihnen auf dem Boot nichts passieren könnte. Sam dachte an Ricardo, den Bootsbesitzer, der als Erster entdeckt hatte, dass sie für die NPF arbeiteten. Hatte er von ihrem neuen Aufenthaltsort gehört? Aber wieso sollte Ricardo den weiten Weg bis zur Insel Isabela machen, um Dan umzubringen? Es wäre viel leichter gewesen, sie beide zu

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