Gefaehrliche Tiefen
töten, indem er einfach weggefahren wäre, solange sie unter Wasser waren.
Irgendjemand im Hotel
Aurora
hatte Mrs Vintner solch einen Schreck eingejagt, dass sie sie rausgeworfen hatte. Jemand in der Eingangshalle? Jemand, den Ricardo angerufen hatte?
Der Tauchladen hatte Dan eine Druckluftflasche mit Kohlenmonoxid gegeben.
Hatte es noch mehr Vorfälle gegeben, von denen Dan ihr nichts erzählt hatte? Sie nahm die Hände von den Augen, setzte sich auf und lieà den Blick durch die Kabine schweifen. Kojen, Schreibtisch, Computer. Ob sich in Dans Dateien oder E-Mails ein Hinweis finden lassen würde? In den USA würde die Polizei seinen Computer auf der Stelle beschlagnahmen.
Sam setzte sich auf Dans Stuhl. Er hatte sein Notebook im Stand-by-Modus gelassen. Als sie den Deckel aufklappte, leuchtete der Bildschirm auf und zeigte einen Ausschnitt eines Fotos, das sie gestern gemacht hatte. Dan hatte das Trümmerfeld mit den Metallgegenständen und den Resten der toten Haie vergröÃert. Ohne die federförmigen Korallen und die bunten Fische war das Foto nichts als die scheuÃliche Nahaufnahme verrottenden Mülls. Hatte er versucht, die Haiarten aufgrund ihrer Ãberreste zu identifizieren oder zählen wollen, wie viele Haileichen dort lagen?
Sie schloss das Fenster mit dem Foto und öffnete den Dateimanager. Dann schaute sie in die Schublade unter dem Computer, wo sie ein paar Quittungen, einen daumengroÃen USB -Stick und das Sauerstoffmessgerät fand, mit dem Dan den Inhalt ihrer Druckluftflaschen überprüft hatte, auÃerdem Dans Palmtop â den, mit dem er beim Tauchen die Zahlen notierte und sich Notizen machte. Sam sah Dan wieder vor sich, wie er auf die Tasten tippte und dann zu ihr hochsah und sie anlächelte.
Tränen lieÃen ihre Sicht verschwimmen. Verdammt, es musste eine Erklärung geben. Sie musste unbedingt herausfinden, was geschehen war.
Sie wischte die Tränen mit dem Handrücken fort, steckte den USB -Stick in die Buchse und kopierte rasch Dans E-Mail-Ordner und sämtliche Dateien, die so aussahen, als könnten sie irgendetwas mit dem Thema Meeresbiologie oder den Galapagosinseln zu tun haben. Ãber sich hörte sie Schritte. Rasch machte sie den Laptop aus und steckte den winzigen USB -Stick, das Sauerstoffmessgerät, Dans Palmtop und die Quittungen in die Tasche ihrer Shorts. Bevor sie in ihre Kabine gegenüber huschte, vergewisserte sie sich erst, dass niemand auf dem Gang war.
Falls ein Feind Dan auf der
Papagayo
aufgelauert hatte, konnte es gut sein, dass sie das nächste Opfer war. Sie schob das Sauerstoffmessgerät in die Schublade ihres Schreibtisches, zögerte aber, den USB -Stick dazuzulegen. Vielleicht war es auch nicht gut, die Informationen auf ihren Computer zu laden. In dem winzigen Raum gab es so gut wie kein Versteck. SchlieÃlich schlitzte sie das Papier eines der Tampons in ihrem Kulturbeutel auf und schob den USB -Stick in die Kartonhülle. Dann schlug sie eins ihrer Fischbestimmungsbücher auf, zog die Quittungen aus der Tasche und glättete sie, damit sie unauffällig zwischen den Seiten lagen. Eine der Quittungen war jene des Taucherladens für ihre vier Druckluftflaschen. Eine andere war in Spanisch geschrieben, aber Sam fiel das Wort
coqueta
auf â so hatte das Boot geheiÃen, das sie am ersten Tag gemietet hatten. Die Quittung war von Ricardo Diaz unterschrieben. Sam schlug das Buch zu und schob es zwischen zwei andere Bücher zurück, die sie mitgenommen hatte.
Falls Dan wegen seiner Arbeit für die NPF ermordet worden war, befanden sich in dem Palmtop vielleicht genau die Daten gespeichert, die der Mörder gern gelöscht hätte. Wo war das beste Versteck dafür? Sie holte die kleinen Fläschchen mit Haarwaschmittel, Sonnenschutzcreme und Insektenspray aus ihrem Seesack, legte den Palmtop hinein, deckte ein paar Papiertaschentücher darüber und packte dann die kleinen Flaschen obendrauf.
Ihr Blick fiel auf den Badezimmerspiegel, aus dem sie eine rotäugige, rotgesichtige Frau ansah. Ein paar blonde Strähnen ragten wie Strohhalme aus ihrem Zopf heraus. Nur eine der silbernen Kreolen hing noch in ihren Ohren. Sam fingerte an ihrem nackten Ohrläppchen herum, das sich geschwollen und ein bisschen wund anfühlte. Wo hatte sie sich den Ohrring herausgerissen? Sie nahm die verbliebene Kreole heraus, spritzte sich Wasser ins Gesicht und strich ihr
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