Gefaehrliche Tiefen
Blumen der Schildkröte ebenfalls, denn sie schob sich so weit hinauf wie möglich, stemmte sich mit einem Fuà auf dem Ziegenschädel ab und schaffte es so schlieÃlich, eine der Blumen in ihrem Maul verschwinden zu lassen. Sam tat es leid um die Blume, aber andererseits schmeckten die zarten Blütenblätter vermutlich ziemlich gut, wenn man sich vorher durch einen Haufen lederner Blätter gefressen hatte.
Mit einem Wesen Zwiesprache zu halten, dessen Vorfahren bis in die Zeiten der Dinosaurier zurückreichten, erwies sich als weniger interessant, als Sam gedacht hatte. Nach einer halben Stunde wurde ihr das monotone Mampfen und Schlucken der Schildkröte allmählich langweilig. Sie stand auf. »Tja, Kumpel, war nett, dich kennenzulernen, aber ein anregender Gesprächspartner bist du nicht gerade. AuÃerdem muss ich langsam zurück.«
Die Schildkröte rülpste, dann furzte sie lautstark. Sam fühlte sich an die pupsenden Kühe im ländlichen Kansas erinnert, wo sie aufgewachsen war.
»Gleichfalls«, sagte sie zu der Schildkröte. »Mach es gut, mein Freund.«
Sie wanderte den Berg hinunter und fotografierte dabei das Meer und die Inseln in der Ferne. Ein Habicht und eine Schildkröte machten nicht viel her für Wilderness Westins Bericht des heutigen Tages. Mit diesen Fotos würde sie niemals den Unterhaltungswert erreichen, den Wyatt sich wünschte. Vielleicht konnte sie sie mit ein paar Archivfotos von Vulkanausbrüchen kombinieren, die es in den letzten Jahren auf den Galapagosinseln gegeben hatte, und über die unwirtliche Umgebung schreiben. Das schien ihr die bessere Lösung zu sein, obwohl ihr auch diese Materie immer noch zu trocken vorkam. Vielleicht kam ihr das aber auch nur so vor, weil sie sich im Moment selbst so ausgetrocknet fühlte. Tauchen war harte Arbeit, dafür konnte sie als Zing aber auch interessantere Berichte abliefern. Dan hatte gesagt, dass ihr Tauchgang am Nachmittag unkompliziert sein würde, und sie freute sich schon darauf.
Als sie sich dem Strand näherte, auf dem ihr Kajak lag, entdeckte sie ein Dutzend männlicher Wasserleguane, die um den Platz auf dem höchsten Lavabrocken kämpften. Die Tiere trugen eine prächtige rot-grüne Balzfarbe. Zwei der groÃen Echsen glänzten noch von einem kürzlichen Ausflug in die Brandung. Sam stellte die Kamera auf Videoaufnahme und richtete sie auf die Tiere. Anstatt sich davonzumachen, watschelten drei von ihnen erstaunlicherweise auf Sam zu, wobei ihre langen, gebogenen Zehennägel laut über den Fels kratzten. Sam ging in die Hocke und beugte sich vor. Das Hauptmotiv ihrer Bildkomposition wählte genau diesen Moment, um aus seinen schuppigen Nüstern eine Doppelfontäne aus Salzwasser auszustoÃen.
»Danke.« Sam putzte die Linse mit dem Saum ihres T-Shirts trocken. »Was ich damit sagen will: Ich selbst hätte jetzt nicht unbedingt eine Salzwasserdusche gebraucht, aber das gibt ein prima Video.«
Aus humorlosen schwarzen Augen betrachteten die Leguane sie. Die am nächsten befindliche Echse hob und senkte den Kopf und zischte laut.
»Der Felsen gehört euch«, versicherte Sam ihm, während sie sich langsam zurückzog. »Ehrlich gesagt, könnt ihr die ganze Insel haben.«
Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie zu spät zu ihrem Tauchgang mit Dan kommen. Auf dem Rückweg konnte sie mit der Strömung rudern, doch die Strecke war ein paar Meilen länger, weil das Schiff während ihrer Abwesenheit ein Stück weiter Richtung Süden gefahren war. Sie eilte den Pfad zwischen den weià bemalten Felsen entlang, die den offiziellen Parkweg markierten, wobei sie darauf achtete, nicht auf die rotgelben Klippenkrabben zu treten, die zwischen den Lavaritzen hin- und herwuselten.
Diesmal lagen keine Seelöwen in oder auf Sams Kajak, aber ein kleines Weibchen hatte sich daneben ausgestreckt und döste in dem schmalen Schattenstreifen, den das Boot auf der Ostseite warf. Sam stupste es mit dem Zeh an, woraufhin es sich widerwillig erhob und ins Wasser trottete.
Nachdem Sam ihre Kamera und ihre Wanderstiefel in der hinteren Klappe verstaut hatte, zog sie ihre Sandalen an und trug das Kajak zum Wasser hinunter. In der Bucht bellte und plantschte in der Nähe einiger Felsen eine Gruppe junger Seelöwen. Sam paddelte auf sie zu, in der Hoffnung, wenigstens einen kurzen Blick auf einen Pinguin zu
Weitere Kostenlose Bücher