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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Aufmerksamkeit zurück auf den Horror des Tages. Sie wandte den Kopf und sah drei ernst blickende Männer vor sich stehen.
    Â»Wir können keine Leiche finden«, sagte Kapitän Quiroga. Er erklärte ihr, dass Tony mit seiner, Quirogas, Ausrüstung getaucht war, während die anderen Männer geschnorchelt hatten. Gefunden hatten sie nichts. Ungläubig starrte Sam erst in Eduardos verweintes, dann in Tonys undurchschaubares und schließlich in Kapitän Quirogas mitfühlendes Gesicht.
    Ihr Mund war trocken, und ihre Zunge fühlte sich geschwollen an. Es fiel ihr schwer, Sätze zu bilden. »Aber ich habe ihn gesehen. Habe ihn berührt.« Oh Gott, sie würde in die Bucht zurückkehren und Dans Leiche suchen müssen! Schwankend erhob sie sich. »Ich bringe Sie hin. Ich zeige Ihnen, wo er ist.«
    Der Kapitän nickte, und einen unerträglichen Moment lang dachte Sam, er wolle ihr Angebot tatsächlich annehmen, würde ihr sagen, sie solle ihren Taucheranzug anziehen und nach Dans Leiche suchen. Doch dann sagte er: »Vielleicht die Strömung. Oder Tiere.«
    Sam machte zwei Schritte auf die Treppe zu.
    Eduardo packte sie am Arm und hielt sie fest. »Nein.« Er sah sie durchdringend an. »Wir haben gesucht. Sorgfältig. Wirklich, Sam, er ist nicht da.«
    Wie konnte das sein? Hatten die Strömung oder Seelöwen Dans Leiche davongetragen? Mein Gott – Haie? Sie hätte ihn nicht bewegen, sondern die Leiche in die Felsspalte zurückschieben sollen. Aber ihr war die Luft ausgegangen. Die Strömung und das Kajak hatten an ihr gezerrt. Und es konnte doch niemand erwarten, dass sie die Leiche eines Freundes packte und in eine Felsspalte schob? Ihre Hände zitterten, als wären sie Wesen, die gar nicht zu ihr gehörten.
    Wieder sah sie die Gesichter der Männer vor ihr prüfend an. Schließlich blieb ihr Blick auf Tonys Gesicht hängen. Wusste er, was mit Dan geschehen war? Er hatte kein Wort von sich gegeben, weder auf Englisch noch auf Spanisch. Sagten die Männer die Wahrheit? Glaubten sie, dass Sam die Wahrheit sagte? Außer Erschöpfung und Sorge war ihnen nichts anzumerken.
    Kapitän Quiroga räusperte sich. »Dr. Kazaki ist offensichtlich nicht an Bord. Seine Taucherausrüstung ist ebenfalls weg. Vorläufig gilt er offiziell als vermisst. Wir müssen auf die Polizei warten.« Er klopfte ihr sanft auf die Schulter, dann drehte er sich um und ging, gefolgt von den anderen.
    Die Sonne verschwand, doch in Sams Netzhaut war der letzte Strahl noch eingebrannt. Kein grüner Blitz. Auf einmal verwandelte sich der warme Horizont in ein kaltes, ausdrucksloses Gesicht. Starre braune Augen. Violette Lippen. Rasch riss sie die Augen auf.
    Am schnell dunkel werdenden Himmel glitzerten die ersten Sterne. Die schrillen Schreie der Möwen waren verklungen und wurden von dem Geräusch der an das Schiff klatschenden Wellen, dem unablässigen Bellen der Seelöwen in der Nähe der Küste und dem Brummen eines Bootsmotors in der Ferne ersetzt. Aus dem Aufenthaltsbereich unter ihr drangen gelegentlich Satzfetzen, das Klappern von Besteck oder das Absetzen eines Glases auf einem der Holztische zu ihr herauf. Wie konnte die Reisegruppe nur essen? Was hatte man den Leuten erzählt?
    Der Wind blies ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Sie strich sie zurück, griff nach der Flasche, die neben ihr stand, und setzte sie an die Lippen. Wie Dan gesagt hatte, schmeckte der ecuadorianische Wein ziemlich bitter, aber er schien besser zu dieser Situation zu passen als der chilenische Chardonnay, den Constantino ihnen neulich gebracht hatte.
    Unten lachte jemand aus vollem Hals. Jerry Roberson oder Jon Sanders – sie wusste nicht, wer von beiden. Wie konnten sie so viel Spaß haben? Klar, Dan war für sie ein Fremder – der Meeresbiologe mit dem asiatischen Gesicht, einer der beiden mysteriösen Taucher, die nicht zu ihrer Reisegruppe gehörten.
    Sam starrte auf das schwarze Wasser zwischen dem Schiff und der Insel. Falls Dan von der Plattform am Heck der
Papagayo
ins Wasser geglitten war, hätte ihn doch jemand an Bord sehen müssen, oder? Vielleicht auch nicht, wenn er sich im Maschinenraum angezogen und sich dann direkt ins Wasser begeben hatte. Aber zwischen der Bucht, in der sie ihn gefunden, und der Stelle, an der die
Papagayo
zuletzt geankert hatte, lag eine felsige Halbinsel. Wie hätte er die

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