Gefaehrliche Tiefen

schicken.
    Schwartz’ Hand schoss vor und packte sie am Arm. »
Qué hace usted?
«
    Â»Was?« Wo war Eduardo? Sie brauchte einen Dolmetscher. Schwartz legte die Hand auf eine Ecke des Laptopbildschirms, als wolle er ihn zuklappen. Schnell packte sie den Bildschirm an der anderen Ecke und drückte dagegen, um ihn offen zu halten. »Nein.«
    Wie zum Teufel hieß Arbeit auf Spanisch? Es war irgendein seltsames Wort, ähnlich wie traben. »
Travalo
«, versuchte sie und zeigte auf sich. »Meine
travalo
.«
    Â»
Trabajo
«, korrigierte Schwartz.
»Usted es cientista también?
«
    Sam kannte die Wörter für »Sie« –
usted –
und »auch«
también
. Klang, als würde er fragen, ob sie ebenfalls Wissenschaftlerin sei. »Ich bin Autorin.« Sie ließ die Finger über den Tasten schweben und tat so, als würde sie tippen. »Autorin.«
    Â»
Escritor. Autor
«, riet Schwartz.
    Das klang richtig. Sam nickte.
    Â»
Pero ustedes trabajaban juntos.
« Er sah sie bestätigungsheischend an, aber in dem Satz kamen zu viele Silben vor, die ihr nicht geläufig waren. »
Trabajaban juntos.
« Er hielt zwei Finger hoch.
    Dan und sie hatten zusammengearbeitet? Warum fragte er das immer wieder? »Ja.«
    Die beiden Polizisten warfen sich einen Blick zu, der Sam einen Angstschauder über den Rücken jagte. Zu was hatte sie gerade Ja gesagt? Hatte sie ihnen einen Grund geliefert, sie ins örtliche Gefängnis zu stecken? Nein, Schwartz richtete sich auf und sagte etwas zu Aguirre, woraufhin dieser nickte und die beiden in den Gang hinaustraten. Als die Tür hinter ihnen zufiel, stieß Sam einen tiefen Erleichterungsseufzer aus, klappte den Laptop zu und ließ Unterarme und Kopf daraufsinken. Wenig später schaltete sich der Ventilator aus, und der Laptop ging auf Standby.
    Würde man bei
Out There
erwarten, dass sie den Auftrag jetzt allein zu Ende brachte? Da brauchte sie nicht lange zu überlegen. Natürlich würde man das. Dafür war sie schließlich berühmt – ein Ein-Frauen-Team: Autorin, Fotografin, Videofilmerin. Wandervogel, Kajakcrack, Kletterspezialistin.
Taucherin.
So hatte sie es doch gewollt, oder etwa nicht?
    Nein
, widersprach sie sich. Sie hatte sich verpflichtet zu tauchen, zu fotografieren und zu schreiben. Und nicht dazu, einen Freund sterben zu sehen und mitten in eine Morduntersuchung zu geraten. Was zum Teufel sollte sie jetzt tun?
    Kurz nach eins hörte Sam, wie das Marineschiff ablegte. Nachdem das Motorengeräusch verklungen war, konnte sie wiederholt das Bellen eines Seelöwenbullen hören, der seine Herde bewachte, außerdem schwere Schritte über ihr im Aufenthaltsbereich des Schiffs. Vielleicht genehmigten sich Constantino und der Kapitän jetzt, wo die Polizei weg war, einen Drink.
    Sie setzte sich auf und klappte den Deckel des Laptops auf. Vom Bildschirm starrte Dan sie an.
Ich weigere mich, eine Tagelöhnerin zur Partnerin zu haben
. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Heulsuse! Wenn Zings Freund gestorben wäre, würde sie nicht rumhocken und sich selbst bemitleiden. Sam stand auf, steckte ein kleines Notizbuch und einen Stift in die Gesäßtasche ihrer Shorts und trat in den Flur.
    Auf dem Gang rund um das Hauptdeck war alles ruhig. Eine leichte Brise wehte die Gerüche der gut hundert Meter entfernten Felsküste heran – den süßlichen Duft des Seetangs, der nach einem Tag intensiver Sonneneinstrahlung vor sich hin moderte, gemischt mit dem bitteren Gestank nach Vogelguano.
    Sie lehnte sich eine Weile an die Reling und ließ sich von der kühlen Nachtluft das brennende Gesicht kühlen und die feuchten Wangen trocknen. Zwischen den Wellen, direkt unter der Wasseroberfläche, tanzten große schwarze Teller auf und ab. Ein Flossenschlag, dann stob ein Knäuel leuchtender Algen aus dem Wasser. Meeresschildkröten. Grüne Meeresschildkröten, vielleicht aber auch die untergeordnete Spezies, die Schwarze Suppenschildkröte. Noch heute Morgen hatte sie eine Aufnahme von diesen Meeresreptilien gemacht, wie diese ihre gesprenkelten Köpfe aus dem Wasser reckten und wie Wassercockerspaniel am Heck der
Papagayo
um Frühstücksabfälle bettelten.
    Die Tiere auf den Galapagosinseln flohen nicht vor den Menschen. Manchmal machten sie den zweibeinigen Eindringlingen nicht einmal Platz. Das hier war noch immer ein