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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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gerechtfertigte Aktion – Selbstverteidigung. Doch als er die Leichen umdrehte, schienen sie alle harmlose Fremde zu sein. Die letzte Leiche war Summer Westin.
    Mit einem Ruck setzte Chase sich im Bett auf. In dem anderen Bett schnarchte Nicole leise vor sich hin, oder genauer gesagt, gab sie bei jedem Atemzug ein leises Stöhnen von sich. Diese Geräusche hatten vermutlich den verdammten Albtraum ausgelöst.
    Die Zahlen auf dem Wecker neben dem Bett wechselten von 5:59 zu 6:00. Kurz vor Sonnenaufgang. Chase drehte sich auf den Rücken und starrte auf die fleckigen Deckenplatten. Nach und nach beruhigte sich sein Herzschlag. Nicole hatte ihren Bericht letzte Nacht über ihre sichere E-Mail-Adresse abgeschickt, damit ihr Vorgesetzter die aktuelle Sachlage kannte. Weder auf Chase noch auf Nicole hatte eine Nachricht aus der Außenwelt gewartet, was bedeutete, dass es in ihren Familien keine Probleme gab. Aber Sam stand nicht auf seiner Familienliste, und sie wusste auch nicht, wie sie ihn über das FBI erreichen konnte.
    Er musste unbedingt wissen, ob sie in Sicherheit war. Chase stand auf, schlüpfte leise in Joggingshorts, T-Shirt und abgenutzte Joggingschuhe und schloss die Tür hinter sich ab. Die Morgenluft war kalt. Über den graubraunen Hügeln im Osten färbte sich der Himmel gerade rosa. Chase machte ein paar Dehnübungen, band seine Schnürsenkel zu und suchte dabei unauffällig den Parkplatz und die umliegenden Gebäude nach eventuellen Beobachtern ab. Außer ihm war noch niemand auf. Er lief die schmale Straße hinter dem Motel hinunter und lauschte die ganze Zeit, ob hinter ihm Schritte oder Automotoren zu hören waren.
    Die Vögel schimpften von den Bäumen auf ihn hinunter, während er langsam durch die staubigen Straßen der Außenbezirke der Stadt lief. Von Jahr zu Jahr wurde es schwieriger, ein öffentliches Telefon zu finden. Jemanden vom Handy aus anzurufen, selbst wenn es sich um ein Wegwerfhandy handelte, war während eines Einsatzes als verdeckter Ermittler einfach zu gefährlich. Dort! Nein, irgendjemand hatte den Hörer herausgerissen, und die Schnur hing nutzlos vom Apparat herab. Chase joggte weiter, und sechs Straßen später stieß er auf eine altmodische Telefonzelle vor einem Vierundzwanzig-Stunden-Waschsalon. Er warf einen Blick durch die zerkratzten Plastikscheiben nach draußen, dann tippte er rasch seine Telefonnummer von zu Hause und den Code ein, mit dem er den Anrufbeantworter abhören konnte. Er beobachtete, wie aus einem Lieferwagen Zeitungen vor die Türen entlang der Straße geworfen wurden. In der Nähe beschnüffelten zwei streunende Hunde die Gerüche am Straßenrand. Nachdem sie auch die Telefonzelle untersucht hatten, trollten sie sich und liefen die Straße hinunter.
    Elf Nachrichten warteten auf ihn. Die erste stammte von seiner Schwester Raven. Sie wollte zum vierzigsten Hochzeitstag ihrer Eltern im Mai ein Fest machen und fragte, ob er an dem Tag nach Boise kommen könne. Raven konnte er später zurückrufen. Sie war es gewöhnt, manchmal mehrere Wochen am Stück nichts von ihm zu hören.
    Alle anderen Anrufe kamen von Summer.
Ruf mich bitte an, wenn du meine Nachricht bekommst. Ruf mich an, sobald du kannst. Ich muss unbedingt mit dir reden.
Weinte sie etwa? Er hatte sie verängstigt erlebt und auch wütend, aber noch nie hatte er sie weinen sehen. Was zum Teufel war da unten in Ecuador los? Laut der Zeitansage musste sie sämtliche Nachrichten am gestrigen Abend hinterlassen haben.
    Er steckte weitere Münzen in den Apparat, wählte Sams Nummer zu Hause und klingelte ihren Mitbewohner Blake aus dem Bett. Blake war nicht begeistert. »Ich habe von Sam nichts mehr gehört, seit sie auf die Galapagosinseln abgedüst ist. Sag mal, Mann, weißt du eigentlich, dass es hier gerade mal sechs Uhr ist?«
    Chase entschuldigte sich, aber bevor er auflegte, ließ er sich von Blake noch die Nummer von Sams Satellitentelefon geben. Als er anrief, hörte er nur eine fröhliche Voicemailansage:
Hi, hier ist die Journalistin Summer Westin von
Out There
. Ich bin zur Zeit auf einem spannenden Außeneinsatz. Hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe Sie so bald wie möglich zurück.
Das war nicht einmal Sams Stimme; das klang wie eine aufgekratzte Highschoolschülerin.
    Â»
Carajo«
, murmelte Chase und schlug frustriert gegen die Wand der Telefonzelle.

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