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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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einige auch besorgt. Jerry Roberson trug wie immer einen mürrischen Gesichtsausdruck zur Schau.
    Â»Das ist die normale Vorgehensweise«, fuhr der Kapitän fort, um die Leute zu beruhigen. »Die Mannschaft wird ebenfalls befragt. Nach dem Essen geht es los.«
    Sobald alle mit dem Nachtisch fertig waren, wurde die Reisegruppe zum üblichen abendlichen Informationsgespräch mit Maxim in den Aufenthaltsbereich gebeten. Kurz darauf kam Aguirre und machte Jerry und Sandy Roberson ein Zeichen, ihm auf das Oberdeck zu folgen. Sam war die Letzte, die noch beim Essen saß. Obwohl die Touristen sie alle genauso gut sehen konnten wie Sam sie, schien gerade jeder so zu tun, als sei sie unsichtbar. Nachdem sie den letzten Löffel Passionsfruchtmousse heruntergeschluckt hatte, huschte sie leise durch die Tür in den Gang und stieg die Treppe zum Büro des Kapitäns hinauf, in dem die Befragungen stattfanden. Den Rücken gegen die Wand neben dem offenen Bullauge gepresst, lauschte sie, welche Fragen die Polizisten den Robersons stellten.
    Â»Woher soll ich wissen, was er vorhatte?«, fragte Jerry genervt. »Ich weiß nur, dass es irgendwas mit Fischen zu tun hatte und dass er ein Japse war.«
    Â»Jerry!«, sagte seine Frau mahnend.
    Es folgte ein kurzer Austausch zwischen Eduardo und einem der Polizisten auf Spanisch. Dann fragte Eduardo leise: »Sie meinen, er war Japaner?«
    Â»Genau das habe ich gesagt. Ein Japse.«
    Wieder rief Sandy: »Jerry!«
    Das veranlasste Roberson zu sagen: »Also hören Sie mal. Diese Jungs wissen ganz genau, was ich meine. Ich habe in Vietnam gedient. Mein Vater und mein Onkel sind im zweiten Weltkrieg in Okinawa ums Leben gekommen. Japsen, Chinesen, Koreaner, Vietnamesen – diese Schlitzaugen sind doch alle gleich. Die interessieren sich für niemanden, außer für sich selbst. Ihr wisst das doch auch. Die fangen euch hier illegal die ganzen Fische weg, nicht wahr? An den Küsten der USA haben wir auch immer Schwierigkeiten mit denen.«
    Kein Wunder, dass Jerry Roberson Dan und sie so böse angestarrt hatte. In seinen Augen war Daniel Kazaki mit seiner irisch-japanisch-amerikanischen Abstammung nur ein Japse, und Sam hatte den Fehler begangen, sich mit dem Feind einzulassen.
    Ob Roberson, ein ehemaliger Navy Seal, Japsen so sehr hasste, dass er einen schlitzäugigen Fremden aus Delaware umbringen würde? Könnte er sich die Ausrüstung des Kapitäns ausgeliehen haben und Dan ins Wasser gefolgt sein? Soweit Sam wusste, waren sich die beiden Männer vor dieser Reise nie begegnet. Ein spontaner Mord aufgrund von Vorurteilen schien ihr unwahrscheinlich – um es vorsichtig auszudrücken –, außer Roberson wäre ein Serienmörder, der sich auf Weltreise begeben hatte, um alle Asiaten aus dem Weg zu räumen, die ihm unterwegs begegneten.
    Die Befragung ging weiter. Jerry beharrte darauf, dass er an dem Tag von Dans Verschwinden in seiner Kabine geschlafen habe. Sandy war mit der Reisegruppe beim Schnorcheln gewesen. Keiner von beiden wusste, wo sich Dan Kazaki oder Summer Westin an diesem Tag aufgehalten hatten.
    Die Erwähnung ihres Namens überraschte Sam. Wieso fragten die Polizisten, wo sie sich aufgehalten hatte? Das hatte sie ihnen doch alles bereits erzählt.
    Stuhlbeine kratzten über den Fliesenboden. Sam beschloss, sich zu verdrücken, bevor jemand bemerkte, dass sie gelauscht hatte. Sie hastete die Treppe zum Hauptdeck hinunter, riss die Tür auf und ging an den jetzt leeren Esstischen vorbei in den Aufenthaltsbereich.
    Die Neonlichter an der Decke kamen ihr viel zu hell vor, die Gespräche zu laut. Constantino bediente an der winzigen Bar. Der arme Kerl arbeitete bestimmt sechzehn Stunden am Tag. Um irgendetwas in der Hand zu halten, bat sie ihn um eine Cola Light.
    Während er ihr Glas füllte, drehte sie sich um und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Brandon, Ken, die beiden Birskys und Paige Sanders saßen auf dem L-förmigen Sofa. Ihre Aufmerksamkeit war auf Maxim gerichtet, der sich mit einer Meeresenzyklopädie in der Hand bemühte, all die Fische zu identifizieren, die die anderen beim Schnorcheln entdeckt hatten. Sam quetschte sich zwischen Ken und Brandon auf die vinylüberzogenen Sitzkissen.
    Â»Meerbarbe?« Maxim deutete auf ein Foto auf der Seite vor ihm.
    Â»Ich glaube nicht.« Abigail Birsky schüttelte den Kopf. »Er hatte

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