Gefaehrliche Tiefen
Theres
hauptsächliche Leserschaft darstellte. »Was für einen Computer hast du, Maxim?«
Der Führer zog einen Flunsch. »Einen uralten. Hier benutze ich Tonys. Und ich spare.«
Dann verfolgten Tony und Maxim also ihre täglichen Berichte? Wer noch?
»Werden Sie über das hier schreiben?«
Sam zögerte. Ihr war nur zu bewusst, dass Schwartz ganz in der Nähe saÃ. Andererseits verstand er vermutlich kein Englisch. »Meinen Sie über das, was mit Dr. Kazaki passiert ist?«
Maxim nickte.
»Ja, darüber werde ich schreiben.«
Darüber.
Dans Tod. Ihr schnürte sich plötzlich die Kehle zu.
Maxim nickte verständnisvoll. Er rieb sich über seine Schenkel, dann sprang er abrupt auf, klatschte in die Hände, um alle zum Schweigen zu bringen, und stürzte sich in die Aufzählung der für den nächsten Tag geplanten Gruppenaktivitäten. Ein Besuch in der Darwin Station und ein Ausflug nach Puerto Ayora. Am Ende seiner Ausführungen richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf Sam und fragte: »Werden Sie mitkommen, Wilderness?«
Sam zuckte zusammen, als Maxim sie so ansprach. »Nach Puerto Ayora komme ich mit, aber später muss ich arbeiten.«
Eine Zeit lang betrachtete sie grüblerisch die Eiswürfel in ihrem Glas, dann sah sie auf ihre Uhr. Zwanzig Uhr dreiÃig. Ihr blieb noch eine halbe Stunde, um ihre Berichte fertig zu machen und sich auf die Chatroomgespräche vorzubereiten. Die Vinylkissen quietschten, als sie aufstand. »Gute Nacht allerseits.«
An Deck sog sie noch einmal tief die frische Luft ein, bevor sie sich in ihre Kabine begab. Der Wind hatte aufgefrischt, groÃe Wellen liefen vom Bug zum Heck, und die
Papagayo
zerrte an ihrem Anker. Als sie über das Metallgitter des AuÃengangs schlenderte, stieg ihr der durchdringende Geruch brennenden Tabaks in die Nase. Sie sah hoch. Oben an der Reling lehnte eine dunkle Silhouette, und in der Finsternis glühte eine Zigarette auf.
Jonathan Sanders. Paige und er waren nach Dan und ihr an Bord gekommen. Ein Zufall? Oder war man Dan und ihr gefolgt?
13
In ihrer Kabine angekommen, machte Sam die Berichte für Zing und Wilderness fertig und sah dann noch einmal ihre Fotos und Notizen durch, um in die richtige Stimmung für das Gespräch mit den Leserinnen und Lesern von
Out There
zu kommen.
Sie klickte sich durch die wunderbaren Fotos von ihrem ersten Galapagos-Tauchabenteuer: Sonnenstrahlen, die durch das jadegrüne Wasser fielen. Eine lila Tiefseegorgonie. Eine Meeresschildkröte. Kaum zu glauben, dass diese Fotos erst vor drei Tagen entstanden waren. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie zu dem Foto kam, auf dem Dan die Seegurke hochhielt. Seine mandelförmigen Augen waren hinter der Taucherbrille deutlich zu erkennen. Noch war sein Blick klar â das Foto hatte sie geschossen, bevor das Kohlenmonoxid sein Gehirn umnebelt hatte. Ein richtig nettes Foto, sie sollte es Elizabeth schicken.
Passen Sie auf meinen Mann auf.
»Ach, Dan«, murmelte sie. »Was ist bloà passiert?«
Ein lautes Klopfen an der Tür lieà sie aufspringen. Sergeant Schwartz und ein ecuadorianischer Marineoffizier traten in die Kabine. Eduardo blieb in der Tür stehen.
Ein Blick auf ihre Gesichter, und Sam wusste, was los war. »Sie haben ihn gefunden.«
»Ja.« Eduardo sah aus, als wolle er jeden Moment in Tränen ausbrechen. »In der Nähe von Leon Rock.«
Schwartz musterte sie so gründlich, als hätte er den Auftrag, sich jede einzelne Sommersprosse in ihrem Gesicht einzuprägen.
»Kann ich ihn sehen?«, fragte Sam. Sie war nicht unbedingt darauf erpicht, wieder einmal dem Tod gegenüberzutreten, aber sie wollte herausfinden, ob sich an Dans Leiche Verletzungen oder sonstige Auffälligkeiten finden lieÃen â irgendein Hinweis auf das, was sich abgespielt hatte.
»Die Polizei hat ihn nach Puerto Ayora gebracht«, erwiderte Eduardo.
Sam holte tief Luft. »Hat man Dans Frau benachrichtigt?«
Rasend schnell tauschten die beiden Männer ein paar spanische Sätze aus, dann übersetzte Eduardo kummervoll: »Das amerikanische Konsulat in Guayaquil ruft an.«
Sam kam sich auf einmal schrecklich feige vor. Hätte sie Elizabeth Kazaki zurückrufen und ihr selbst die schreckliche Nachricht überbringen sollen? Sie rieb sich die nackten Arme und richtete den Blick dann auf Schwartz, der sie aus seinen
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