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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Sie sich klar, dass Puerto Ayora ein kleiner Ort ist und Santa Cruz eine kleine Insel. Die Galapagosinseln sind eine kleine Provinz. Ecuador ist ein kleines Land.«
    Sam starrte ihn an. »Und? Umso wichtiger sollte es doch sein, die nationalen Ressourcen für die Zukunft zu bewahren.«
    Er runzelte die Stirn. »Die ecuadorianische Regierung hat einen Sitz im Vorstand der Charles-Darwin-Gesellschaft.«
    Wollte er damit sagen, dass die Darwin Station nichts unternehmen würde, das der ecuadorianischen Regierung irgendwie missfallen könnte? »Dann muss ich wohl mit dem Direktor des Nationalparks sprechen.«
    Seine Hand schloss sich noch ein wenig fester um ihre. »Der Direktor des Nationalparks ist zur Zeit in Guayaquil. Er hat die Stelle erst vor drei Monaten angetreten. Die vorherige … mehrere vorherige …« Er schluckte, dann fuhr er fort: »Es gab Morddrohungen. Verstehen Sie?« Flehend blickte er sie an.
    Ja, sie verstand – von der Darwin Station oder vom Galapagos-Nationalpark konnte sie keine Unterstützung erwarten.
    Guerrero lockerte den Griff um ihre Hand. »Wir tun alle unser Bestes. Das werden Sie dem Rest der Welt doch mitteilen, nicht wahr?«
    Sam ging zur Tür und öffnete sie. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Dr. Guerrero.«
    Â»Mein Beileid zu Dr. Kazakis Tod«, rief er ihr hinterher. »Er wird uns fehlen.«
    Nach dem Verlassen des Gebäudes ging Sam über den kurzen, ausgetretenen Weg zu dem Gehege, in dem Lonesome George gelebt hatte. Jetzt hing dort nur noch ein Schild zur Erinnerung. Die Riesenschildkröte war vermutlich weltweit das berühmteste Reptil. Sam lehnte sich auf den Zaun und betrachtete seinen Nachfolger, der laut Schild Diego hieß. Sie hätte vor Frust am liebsten geheult. Lonesome George war mit über neunzig Jahren gestorben, ein schwerfälliger, urzeitlicher Dinosaurier, fast doppelt so groß wie der
Galápago
, den sie im Bergland von Isabela gesehen hatte.
    Lonesome George war der einzige bekannte Vertreter dieser Unterart von Inselschildkröten gewesen. Aus keinem der Eier, die er befruchtet hatte, war jemals ein Junges geschlüpft. Ob er sich wohl abgrundtief einsam gefühlt hatte?
    Sie selbst jedenfalls kam sich gerade sehr einsam vor. Sam umklammerte den Maschendraht und drückte fest zu, bis er sich schmerzhaft in ihre Hände bohrte. Der Darwin Station oblag die Aufgabe, sich um alle Belange des Naturschutzes zu kümmern, und die Natural Planet Foundation lieferte die Daten, die weltweit zur Durchsetzung von Naturschutzanliegen benötigt wurden. Sie hatte erwartet, hier Verbündete zu finden.
    Guerrero bereitete die Studie der NPF offensichtlich Kopfzerbrechen. Dabei hätte Dan lediglich seine Zählungen weitergemeldet, um den Zielen der NPF zu dienen: Die ungeschminkte Wahrheit über den Zustand des Planeten zu veröffentlichen – egal ob gut oder schlecht.
    Wenn der Bericht der NPF über die Galapagosinseln mit schlechten Nachrichten aufwartete und von illegaler Fischerei und Überfischung handelte, würden die Umweltschutzgruppen aufmerken. Und vermutlich versuchen, Druck auszuüben, zum Beispiel indem sie ihre Mitglieder aufforderten, eine Petition an die ecuadorianische Regierung zu richten. So etwas konnte durchaus eine Reaktion hervorrufen, etwa den Erlass schärferer Gesetze gegen das illegale Fischen. Andererseits reichten die Naturschutzorganisationen schon seit Jahren Beschwerden über Ecuador ein, weil es zu viele Einwanderer und zu viele Touristen auf die Inseln ließ und zu viel Handel erlaubte. In manchen Zeiten hatten die Galapagosinseln auf der UNESCO -Liste der bedrohten Regionen gestanden. Was würde Dans Bericht von all den vorausgehenden unterscheiden? Vielleicht der Zeitpunkt. Vermutlich war es der erste Bericht, der nach Erlass der neuen Verfassung und den vielen Versprechungen über besseren Schutz des Gebiets herauskam.
    Diego erhob sich auf seine schuppigen Beine. Es schien ganz schön anstrengend zu sein, den großen, schweren Panzer hochzustemmen. Als er breitbeinig zu seinem Futterhaufen watschelte, kratzten seine Zehennägel über die feste Erde seines Geheges. Am Ziel angekommen streckte er den Hals vor und schnappte sich mit seinem schnabelartigen Maul ein Blatt Kopfsalat. Es sah aus, als würde sich ein Elefant an einer Salatbar bedienen.
    Sam trieb es die Zornesröte ins Gesicht, dass man einige

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