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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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stopfte die Zeitung in der Hoffnung in ihren Tourenrucksack, später mit Hilfe eines Lexikons ein bisschen mehr zu verstehen.
    Ein Schatten fiel auf ihren Arm. Sie fuhr herum, um den jungen Mann zu betrachten, der am Tisch neben ihr Platz genommen hatte. Als sie sah, dass es der Mann im schwarzen Tanktop aus der Darwin Station war, wurde sie blass. Ihr Spiegelbild starrte ihr gleich doppelt aus seiner verspiegelten Brille entgegen.
    Grüßend hob er sein Bierglas und entblößte unter seinem akkurat geschnittenen Schnurrbart strahlend weiße Zähne. Dort, wo der Bügel am rechten Brillenglas endete, war ein Designerlabel – PCB – in Gold aufgedruckt. Genau wie bei der Brille des feindseligen Bootsführers Ricardo Diaz.
    Â»Wilderness Westin?« Der Mann im schwarzen Tanktop stand auf, beugte sich über sie und versperrte ihr so die Sicht auf den Hafen.
    Ein Angstschauder lief ihr über den Rücken. Sollte sie sich ihren Rucksack schnappen und das Weite suchen? Aber wohin sollte sie gehen?
    Er streckte die rechte Hand aus und sagte: »Carlos Santos. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
    Sie seufzte erleichtert auf. Er war kein Mörder, der sie verfolgte. Aber sie war es nicht gewöhnt, ihre Fans persönlich zu treffen. Und noch weniger, von ihren Fans auf der Straße erkannt zu werden. Ein wenig widerwillig sagte sie Hallo und schob ihre Finger in seine. Sein Griff war fest, und sie spürte die Schwielen an seinen Händen. Das war keine Hand, die den ganzen Tag nur auf einem Schreibtisch lag oder auf der Tastatur eines Computers. Als er sie losließ, hätte Sam sie am liebsten gerieben, so weh hatte ihr sein Griff getan.
    Santos hakte den Zeigefinger unter den Steg der Brille und schob sie nach unten auf die Nase. Seine Augen waren von einem so dunklen Braun, dass sie schon sehr genau hinsehen musste, um die Iriden von den Pupillen unterscheiden zu können. Er lächelte, und in seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen. Carlos Santos war ein sehr gut aussehender Mann.
    Â»Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Er ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder und stellte sein Bierglas nicht gerade leise auf den Tisch. »Sie sind doch Wilderness Westin, oder?« Er sprach mit starkem Akzent, beherrschte die englische Sprache ansonsten aber recht gut.
    Â»Ich bin Westin«, bestätigte sie.
    Â»Mein Beileid zum Tod Ihres Kollegen, Dr. Kazaki«, sagte er.
    Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. »Danke.« Diese Antwort hatte sie immer reichlich seltsam gefunden, aber als Pastorentochter war sie sie von klein auf gewöhnt.
    Er ließ den Blick durch das Café schweifen. »Wo ist Zing?«
    Â»Zing ist nicht hier.«
    Â»Sie waren zusammen in dem Hotel.«
    Hotel? Verwirrt starrte sie ihn an. Sie war heute nur in einem Hotel und zu diesem Zeitpunkt auch die einzige Besucherin dort gewesen. »Meinen Sie das Hotel
Aurora
?«
    Er nickte.
    Er musste sich auf die Zeit beziehen, als Dan und sie dort abgestiegen waren. Santos hatte gesehen, wie die skandinavische Touristin Sam ihre Sonnenbrille zurückgegeben hatte. Die Frau hatte lange rote Haare, sah gut aus und ähnelte Zing vielleicht. Santos musste der Mann sein, der mit der Zeitung in der Lobby gesessen hatte. Wie lange verfolgte er sie wohl schon?
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie irren sich. Ich habe Zing seit meiner Ankunft nicht mehr gesehen.«
    Santos starrte sie über seine Sonnenbrille hinweg an und kniff die Augen zusammen. »Wo ist Zing jetzt?«
    Sam versuchte, das Thema zu wechseln. »Es überrascht mich, dass die Leute hier
Out There
lesen.«
    Er nahm seine Sonnenbrille ab, legte sie auf den Tisch und lächelte. »Wir sind nicht alle Hinterwäldler. Auf den Galapagosinseln gibt es eine Menge Computer. Mit dem Internet gehören wir jetzt alle zu einer großen Familie.«
    Klasse.
Genau das hatte ihr noch gefehlt. Ein weiterer Galapagueno, der sich auf dem Laufenden hielt, wo sie gerade steckte. »Sie sprechen sehr gut englisch.«
    Â»Ich habe drei Jahre in L . A. gearbeitet. Einer meiner Brüder lebt dort.«
    Â»Oh.«
Krieg dich endlich wieder ein
, ermahnte sie sich.
Du bist Journalistin; hier bietet sich dir gerade die Chance, die ehrliche Meinung eines Einheimischen zu hören.
Sie beugte sich vor. »Und jetzt leben Sie in Puerto Ayora?«
    Â»In Villamil. Es gibt eine Fähre.«
    Wieder schnürte

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