Gefaehrliche Tiefen
erzählt?«
Sie sah sich in seinen verspiegelten Gläsern die Schultern zucken. »Das wurde Zing von mehreren Leuten hier berichtet.«
Er stand auf, griff nach seinem Bierglas und trank es aus.
»Zing würde gern in Erfahrung bringen, ob die hiesigen Fischer noch immer Seegurken und Hummer und Haiflossen an asiatische Schiffe verkaufen. Bedrohen Sie noch immer Wissenschaftler?«
»Wir haben nie jemanden umgebracht.« Wieder fuhr er sich mit dem Finger über den Schnurrbart.
»Bis jetzt?« Sie wusste, das hätte sie nicht sagen sollen, aber sie hatte die Nase voll von diesen Spielchen! Zing war nicht da, um dem Mann auf den Zahn zu fühlen. Sam Westin brauchte dringend Antworten.
Santos knallte sein leeres Bierglas auf den Tisch. »Es mag Leute geben, die haben den Tod verdient«, zischte er.
Allmählich machte er ihr wirklich Angst.
Super, WildWest! Weiter so!
Sie hatte ihn zu sehr in die Enge getrieben. Und wenn er nun ein Messer in der Tasche hatte? Die Tische um sie herum waren leer. Die Köchin und die Bedienung beobachteten das Ganze von der Küche aus. Würden sie ihr zu Hilfe kommen, falls Santos beschloss, sie zu erstechen?
Ãber dessen Schulter hinweg entdeckte Sam auf der StraÃe eine bekannte vierschrötige Gestalt. »Eduardo!«, rief sie.
Doch der hörte sie nicht. Er trug Jeans und T-Shirt und hatte ein winziges, dunkelhaariges Mädchen an der Hand. Da die Reisegruppe der
Papagayo
in der Stadt unterwegs war, hatte der Naturführer seinen freien Tag. Eduardo lebte hier.
Carlos packte sie am Unterarm. »Richten Sie Zing aus, was ich Ihnen gesagt habe«, knurrte er. »Sagen sie Zing, dass die Fischer nichts mit dem Tod dieses
cientista
zu tun haben.«
Eduardo war fast schon am Café vorüber. Sam erhob sich halb von ihrem Stuhl und brüllte: »Eduardo!«
Er wandte den Kopf in ihre Richtung. Sie winkte wie verrückt. Eduardo zog das Kind in Richtung des Cafés, und schon standen die beiden neben Sams Tisch auf dem betonierten Patio. Sobald Eduardo einen Blick auf Santosâ Gesicht geworfen hatte, schrak er zusammen, schluckte und fuhr sich mit den Fingern durch das widerspenstige Haar. Dann kniete er sich hin, damit er auf Augenhöhe mit dem Mädchen war, deutete mit dem Kopf auf Sam und sagte: »Das ist Señorita Westin, Marisela.«
Sam lächelte. »
Mucho gusto,
Marisela.«
Die Kleine nahm den Finger gerade lange genug aus dem Mund, um mit hellem Stimmchen
mucho gusto
zu erwidern. Dann lieà sie den Blick unsicher zu Carlos Santos wandern.
Eduardo richtete sich auf. »Marisela ist meine Enkelin. Wir wollen ein
helado
kaufen â ein Eis.«
»
Helado
!«, zwitscherte das Mädchen.
»Wir sehen uns ja dann in ein paar Stunden«, sagte Eduardo zu Sam. Das kleine Mädchen zupfte an seinen Hosenbeinen. Er hob es hoch, wandte sich zum Gehen und begrüÃte erst jetzt den anderen Mann mit einem kurzen Nicken. »Santos.«
Carlos Santos schlug mit der Faust gegen Eduardos Schulter. »Duarte.«
Eduardo sah den Fischer etwas gequält an, dann entfernte er sich Richtung StraÃe.
Bleib hier
, hätte sie Eduardos rasch enteilendem Rücken am liebsten hinterhergeschrien. Santos stand noch immer da, Hände und FüÃe angespannt nach auÃen gedreht, und starrte sie an. Sam legte so viel Geld unter ihr Bierglas, dass es auf jeden Fall zur Begleichung der Rechnung reichen musste. »Tja, ich muss dann mal los.«
»Passen Sie auf sich auf.« Er lächelte und entblöÃte seine perfekten Zähne. »Wir lieben unsere Besucher. Einen haben wir bereits verloren. Wir wollen nicht, dass Ihnen auch noch etwas zustöÃt.«
Als sie an ihm vorbeiging, flüsterte er leise: »GenieÃen Sie den Rest Ihrer Reise auf der
Papagayo
, WildWest.«
16
Sam mietete ein Schnellboot, auf dem ein Taxi-Schild prangte, um sich zur
Papagayo
zurückfahren zu lassen. Ein Extra-Obolus brachte den Bootsführer dazu, einen Zickzackkurs zwischen den Schiffen in der Bucht einzuschlagen, sodass sie die Seelöwen filmen konnte, die wie kleine Paschas auf den Schlauchbooten hockten.
Als das Wassertaxi an die Heckplattform der
Papagayo
stieÃ, erschien einer der Seeleute auf dem Oberdeck. Sie winkte. Er erwiderte die Geste und verschwand, um sich wieder dem zuzuwenden, womit er gerade beschäftigt gewesen war, was auch immer das sein mochte. Das Schiff lag
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