Gefaehrliche Tiefen
sich ihr die Kehle zu. Villamil? War er einer der Fischer, die regelmäÃig
Out There
lasen? Dann kannte er zweifellos ihre Berichte über illegales Fischen. Berichtigung: Zings Berichte.
Mist!
Für diesen Undercover-Quatsch war sie einfach nicht gemacht. Ihr Gesichtsausdruck musste sie jeden Moment verraten. Rasch trank sie noch einen Schluck Bier und beschloss, dass Wilderness sich dumm stellen würde. »Ich wusste gar nicht, dass es eine Fähre gibt.«
»Die Fähre geht täglich.« Er strich sich mit einem Finger über seinen Schnurrbart.
Ein Glück, dass
Out There
sie unter diesem blöden Pseudonym schreiben lieÃ. »Ich habe keine Ahnung, wo Zing sich gerade aufhält.«
Und sie ehrlich gesagt noch nie gesehen.
Plötzlich überkam sie das Bedürfnis laut loszulachen, weshalb sie die Lippen fest aufeinanderpresste.
Er legte die Ellbogen auf den Tisch. »Können Sie ihr was ausrichten?«
»Von Carlos Santos?«
»Von den Fischern der Galapagosinseln.«
Ihr drehte sich der Magen um. »Sie repräsentieren sämtliche Fischer?«
»Ja.« Wieder schenkte er ihr sein anziehendes Lächeln. »Wann sehen Sie sie?«
Sam zog mit dem Finger Zickzacklinien über ihr Bierglas. »Ich weià es nicht. Ich könnte ihr höchstens eine E-Mail schicken.« Sie sah hoch und lächelte ihn ebenfalls an. »Andererseits können Sie das genauso gut selbst machen. Ãber den Link auf
Out There
.« Vielleicht hatte er das ja bereits getan â vielleicht stammten die Drohungen von ihm.
»Keine E-Mail«, erwiderte er.
Was sollte das jetzt heiÃen? Dass er keinen E-Mail-Zugang hatte oder dass er keine Spur im Netz hinterlassen wollte? Sie hatte Angst, Wilderness Westin könnte zu neugierig wirken. »Was soll ich ausrichten?«
»Sagen Sie ihr, dass sie sich irrt.« Er drehte leicht den Kopf, und die Sonne fiel auf einen groÃen Diamantstecker in seinem linken Ohr. Fischen musste eine Menge Geld einbringen.
»Das verstehe ich nicht.« Sam lieà das restliche Bier in ihrem Glas herumwirbeln. »Worin irrt sie sich?«
»Sagen Sie ihr, dass es nicht verboten ist, im Reservat zu fischen. Die Fischer haben Lizenzen. Wir dürfen für unseren Eigenbedarf fischen. Ich esse Hai, und viele Galapaguenos tun das ebenfalls.«
Dann war er also sauer über Zings Bericht über die abgeschnittenen Haiflossen. »Aber die Mengen sind doch strikt begrenzt, oder nicht? Und â laut Zing â waren da so viele Fischkadaver, und den meisten fehlten nur die Flossen â¦Â«
Er schnappte sich ihre Serviette und begann, sie zu Konfetti zu zerreiÃen. »Wie würde es den Amerikanern gefallen, wenn jemand versuchen würde, ihre Arbeitsplätze zu zerstören?«
Ob es an ihrem zweiten Bier lag oder an der Tatsache, dass Santos bisher keine Waffe gezogen hatte â sie wurde jedenfalls von Minute zu Minute unerschrockener. Und wütender. »Wenn mein Job darin bestünde, dem Ãkosystem zu schaden, dann wäre es nur richtig, ihn zu beenden.«
Er hörte einen Moment mit seiner Konfettiproduktion auf und blickte ihr in die Augen. »Die Amerikaner haben nicht das Recht, dem Rest der Welt Vorschriften zu machen.« Er sprach leise und ruhig und mit groÃer Ãberzeugung.
»Die Amerikaner haben damit nichts zu tun. Die Galapagosinseln wurden 1978 zum Weltkulturerbe erklärt. Diese Gegend ist schon seit Jahrzehnten Schutzgebiet.«
Er nahm seine Sonnenbrille vom Tisch und setzte sie wieder auf, sodass sie seine Augen nicht mehr sehen konnte. »Das Meer war niemals tabu, das kam erst, als Leute wie Zing angefangen haben, sich einzumischen.«
Seine dunklen Augen hatten zumindest menschlich gewirkt. Die verspiegelte Brille wirkte dagegen feindselig. »Zing beschreibt lediglich den gegenwärtigen Zustand«, widersprach sie. »Schade, dass sie nicht hier ist. Sie würde bestimmt gern mehr über die hiesigen Fischereiprobleme hören.«
»Probleme?«, gab er höhnisch zurück.
»Wir haben gehört, dass es hier Probleme gab. Es stimmt doch, dass Fischer die Darwin Station besetzt und gedroht haben, Wissenschaftler und Touristen umzubringen? Und dass sie mit ihren Macheten mehrere Schildkröten zerhackt haben? Und der Direktorin des Galapagos-Nationalparks haben sie doch auch gedroht?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer hat Ihnen das
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