still und weitgehend verlassen, nur ein paar Besatzungsmitglieder befanden sich an Bord. Die Kabine kam Sam jetzt nicht mehr klaustrophobisch eng, sondern friedlich und beinahe gemütlich vor.
Der Tag war von vorne bis hinten nicht so verlaufen wie erhofft. Sie hatte ihren Pass nicht zurückerhalten und nicht einen einzigen Verbündeten gewonnen. Stattdessen war sie einem Feind begegnet. Zumindest hatte die Bedrohung ein Gesicht bekommen: Carlos Santos.
Vielleicht verdienen manche Menschen den Tod.
Hatte Dan gewusst, dass die Fischergewerkschaft eine Gefahr für ihn darstellte? War die NPF über die Drohung informiert gewesen? Sie fuhr ihren Laptop hoch, holte Dans USB -Stick aus dem Versteck und stöpselte ihn in den USB -Port.
Sie ging die zwischen Dan und der NPF gewechselten Mails durch. Die Mitteilungen drehten sich überwiegend um geschäftliche Einzelheiten bezüglich seiner Reisevorbereitungen und die Begutachtung von Tauchgründen, aber eine von
[email protected] trug den faszinierenden Vermerk »Gerücht bestätigt«.
habe gerade die bestätigung bezgl des geplanten resorts in villamil erhalten: ankunft der chinesischen delegation in puerto ayora ist für den 16. märz geplant, am 17. märz stehen teilnahme an parade u feierlichkeiten auf dem programm. regierungsvertreter vor ort wollen unbedingt eindruck schinden. es ist von entscheidender bedeutung, die ergebnisse der studie lange vorher publik zu machen, damit die chinesen sie in ihre entscheidungsfindung miteinbeziehen werden. lass aber auf
KEINEN
FALL
durchblicken, dass du schon vorher von dem besuch erfahren hast, das könnte unseren gewährsmann in gefahr bringen. die zahlen werden für sich sprechen. lass Out There das ganze kommentieren.
Die Chinesen hatten vor, in Villamil zu investieren? Schon das Wort
Resort
lieà nichts Gutes erahnen. Jede Woche wurden Lebensmittel und Wasser für die Städte auf den Galapagosinseln per Schiff vom Festland herangeschafft. Wie groà wäre der Bedarf eines Resorts? Mehr Schiffe, mehr Touristen, mehr Flüge ⦠Dan hatte Ãbergriffe auf das Gebiet des Naturparks rund um Villamil erwähnt, die ungestraft geblieben waren. Planten die LanderschlieÃer etwa, das Resort auf geschütztem Gebiet zu errichten? Würde es eine Müllentsorgungsanlage haben? Oder würde es, wie viele der bereits bestehenden Unternehmen auf den Galapagosinseln, ungeklärte Abwässer in das Meeresschutzgebiet pumpen? Vor ihrem geistigen Auge erschien das hässliche Bild von Seeschildkröten, die in einer unsäglichen Jauchebrühe herumschwammen.
Kein Wunder, dass Dan die Fertigstellung dieser Studie für überaus wichtig gehalten hatte. Und dass Zings Berichte Santos dermaÃen alarmiert hatten. War Dan etwa wegen eines geplanten Resorts getötet worden?
Ihr Gespräch mit Santos hatte eins klargemacht: Sie musste Wilderness Westin und Zing vollkommen auseinanderhalten. Aber jetzt, da sie die Wut gepackt hatte, gab sich Wilderness nicht mehr länger damit zufrieden, die unbekümmerte, fröhliche Touristin zu sein, die sie bislang gewesen war.
Sam beschloss, in ihrem Beitrag die wachsende Bevölkerung der Inseln mit den Seelöwen im Hafen zu vergleichen. Sie schrieb über die rüpelhaften Seelöwenbullen und steuerte ihre Videoaufnahmen der Tiere auf sinkenden Schlauchbooten sowie ein Foto der überfüllten Academy Bay bei. Weder Menschen noch Robben hatten die Absicht, den Ast, auf dem sie hockten, abzusägen (oder im Fall der Robben, die Boote, auf denen sie lagen, zu versenken), aber höchstwahrscheinlich würde es am Ende genau darauf hinauslaufen.
Um zu verhindern, dass ihre antitouristischen Tendenzen
Out There
Probleme bereiteten, schloss sie mit den Worten, dass ihre Leser lieber bald eine Reise buchen sollten, wenn sie die Umwelt auf den Galapagosinseln noch in ihrem annähernden Urzustand sehen wollten. Die Herausgeber würden diesen Kommentar freudig mit Keys Reise-Homepage verlinken. Sie las den Text noch einmal gründlich durch und brachte ihn dann zusammen mit dem Bildmaterial auf den Weg. AnschlieÃend wandte sie sich dem komplexeren Problem von Zings Beitrag zu.
Carlos Santosâ maliziöses Lächeln tanzte vor ihren Augen herum, während sie auf den leeren Bildschirm starrte.
Zur Hölle mit ihm!
Sie tippte:
Ich bin hierhergekommen, um die Wahrheit zu veröffentlichen,