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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Tatsachenberichte und Statistiken. Dafür habe ich Drohungen von einem hier ansässigen Fischer erhalten, der meine Kollegin, Wilderness Westin, belästigt hat. Wurde Daniel Kazaki ermordet, weil er Daten über den Zustand der Galapagosinseln gesammelt hat?
    Sie entschied sich, das erste Unterwasserfoto, das sie von Dan gemacht hatte – jenes mit der Seegurke – in ihren Bericht einzufügen, zusammen mit dem Foto von ihm auf dem Schiffsdeck. Die Leser sollten ihn als freundlichen, kostbaren Menschen sehen.
    Ich werde weiterhin über alles berichten, was ich hier beobachte
, schrieb sie.
Heute hat Wilderness der Darwin-Forschungsstation und dem Hauptquartier der Nationalparkverwaltung einen Besuch abgestattet, in der Hoffnung, Unterstützung für unser Team zu finden.
    Apropos Parkverwaltung: War in der Lokalzeitung nicht ein Foto von Parkrangern abgebildet gewesen? Sie zog die
Gazeta Galápagos
aus ihrem Rucksack und rollte sie auseinander. Sie überflog die Titelseite, fand rechts oben in der Ecke die Webadresse, ging ins Internet und rief die Homepage der Zeitung auf. Zum Glück enthielt sie denselben Artikel und dieselben Fotos. Sie kopierte den Link zum Artikel, fügte ihn in ein Online-Übersetzungsprogramm ein und klickte dann auf ›Spanisch in Englisch‹.
    Und voilà, da war er wieder, nun in dem verhunzten Englisch einer Internetübersetzung. Bei den beiden Parkaufsehern handelte es sich um Vater und Sohn, genau wie sie vermutet hatte. Der Sohn war noch ganz neu in seinem Job. Der Vater arbeitete schon seit beinahe zehn Jahren bei der Parkverwaltung und war zu Ruhm gelangt, als er vor drei Jahren an einer abgeschiedenen Insel angelegt hatte, um ein dort ausgebrochenes Feuer näher zu untersuchen, und dabei angeschossen worden war. Es folgte ein verworrener Absatz über illegales Zelten und Jäger sowie Riesenschildkröten, die im Feuer umgekommen waren.
    Selbst wenn diese Ereignisse bereits ein wenig zurücklagen, war der Artikel doch ein Beweis für die unruhige Vergangenheit der Inseln. Sogar Carlos Santos könnte ihr nichts vorwerfen, wenn sie über eine Geschichte berichtete, die bereits in der
Gazeta Galápagos
erschienen war. Er würde es natürlich trotzdem tun, aber Zing die Schuld geben.
    Sie fügte die Links zur
Gazeta
-Homepage in Zings Artikel ein, zusammen mit einer kurzen Erläuterung der Geschehnisse. Schüsse auf Parkwächter, verbrannte Inseln, tote Wasserschildkröten. Der Ärger im Paradies hatte vor langer Zeit seinen Anfang genommen und war bis heute nicht beigelegt. Sie setzte ein friedliches Foto vom Sonnenuntergang in Puerto Ayora hinzu, das sie DER SCHÖNE SCHEIN TRÜGT nannte. Sie biss sich auf die Lippe, als ihr Dr. Guerreros Bitte einfiel, und formulierte rasch ein paar Sätze. Sie schrieb, dass die Angestellten der Darwin-Forschungsstation und die Parkranger unter extrem schwierigen Bedingungen zwar ihr Bestes gaben, aber nicht Herren der Lage waren.
    Was die Frage aufwarf: Wer
war
Herr der Lage? Und wo stand die
fiscalia
in diesem ganzen Durcheinander? Auf Seiten der Umweltschützer? Der Einheimischen? Verdammt, die Polizisten waren doch Einheimische, oder etwa nicht?
    Laut Plan sollte sie in drei Tagen abreisen. Würden sie das zulassen? In fünf Tagen war sie mit Chase in der Ski-Lodge in Utah verabredet, komme, was da wolle. Würde auch nur einer von ihnen sich zu ihrem Rendezvous einfinden? Oder würden sie immer noch Tausende von Meilen voneinander entfernt festsitzen, gefangen in ihrem endlosen Spiel von hinterlässt-du-mir-eine-Textnachricht-hinterlass-ich-dir-eine-Textnachricht.
    Sie schickte Zings Beitrag ab, in der Hoffnung,
Out There
würde es nicht auffallen, dass Zing diesmal keine Tauchaufnahmen lieferte. Dann öffnete sie ihre Mails. Wilderness’ Ordner enthielt ein paar Nachrichten. Der undurchsichtige SanDman schrieb: »Sag Zing, manchmal ist Vorsicht besser als Nachsicht.«
    Â»Sag’s ihr doch selber, du Arschloch.« Was sollte das überhaupt heißen? Die Zahl von Zings Kritikern entsprach fast der ihrer Unterstützer. Viele Nachrichten in ihrem Mailordner waren auf Spanisch, in den Betreffzeilen tummelten sich jede Menge auf den Kopf gestellte Ausrufezeichen. Auch ein übler Kommentar auf Englisch war dabei:
Verzieh dich, du Miststück!
Sie verzichtete dankend auf die Lektüre.
    In keinem der Ordner fand sich eine Nachricht von Chase.

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