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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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IMMER NOCH AUF FREIEM FUSS. POLIZEI STEHT VOR EINEM RÄTSEL. Im folgenden stellte der Verfasser den Nutzen der neuen Polizeistreitkräfte in Frage und forderte zum Nachdenken darüber auf, ob die diesbezüglich ausgegebenen Gelder sinnvoll eingesetzt oder für eine undurchführbare Idee zum Fenster rausgeworfen wären.
    »Und?« knurrte Runcorn.
    »Die habe ich noch nicht gesehen«, sagte Monk. »Aber ich hatte auch nicht viel Zeit zum Zeitunglesen.«
    »Ich will nicht, daß Sie Zeitungen lesen, verdammt!« explodierte Runcorn. »Ich will, daß Sie was tun, damit solcher Blödsinn gar nicht erst geschrieben wird! Oder der hier.« Er packte das nächste Blatt. »Oder der!« Wieder eins. Dann schleuderte er alle auf einmal von sich, ohne auf das Chaos zu achten, als sie über die polierte Holzoberfläche segelten und in heillosem Durcheinander auf dem Boden landeten. Statt dessen griff er nach einem der Briefe. »Vom Innenministerium.« Seine Fingerknöchel traten weiß hervor. »Man stellt mir ein paar sehr peinliche Fragen, Monk, und ich habe keine Antworten. Ich kann Sie nicht ewig in Schutz nehmen - ich weiß nicht wie! Was in drei Teufels Namen treiben Sie die ganze Zeit? Wenn einer aus dem Haus die unglückselige Frau ermordet hat, bleiben doch nicht so viele Möglichkeiten offen, oder? Großer Gott, wie viele Verdächtige können es schon sein - vier oder fünf vielleicht, mehr nicht. Was ist los mit Ihnen, daß Sie so lange dafür brauchen?«
    »Weil vier oder fünf Verdächtige drei oder vier zuviel sind - Sir. Es sei denn, Sie können eine Verschwörung nachweisen«, erwiderte Monk sarkastisch.
    Runcorns Faust krachte auf den Tisch. »Werden Sie nicht frech, verflixt noch mal! Ein flottes Mundwerk hilft Ihnen hier auch nicht mehr raus. Welche Verdächtigen haben Sie? Diesen Lakai - wie heißt er gleich - Percival. Sonst noch wen? Wie's aussieht, war's das schon. Warum können Sie den Fall nicht abschließen? Sie erwecken langsam einen unfähigen Eindruck.« Seine Wut verwandelte sich in genüßlichen Spott. »Sie waren immer unser bester Mann, aber in letzter Zeit lassen Sie nach. Warum nehmen Sie diesen gottverdammten Lakai nicht fest?«
    »Weil keine Beweise für seine Schuld existieren.«
    »Wer soll's denn sonst gewesen sein? Denken Sie scharf nach! Sie waren mal der cleverste, rationalste Mann, den wir hatten.« Runcorns Unterlippe kräuselte sich. »Vor diesem Unfall waren Sie so logisch wie eine Algebraformel - und ungefähr genauso gewinnend -, aber Sie verstanden Ihren Job. Heute hab ich da gewisse Zweifel.«
    Monk riß sich mühsam zusammen. »Statt Pervical, Sir, könnte es auch eine der Wäschemägde gewesen sein.«
    »Wie?« fragte Runcorn ungläubig, offenbar kurz davor, in Hohngelächter auszubrechen. »Sagten Sie, eine der Wäschemägde? Machen Sie sich nicht lächerlich! Mit welchem Motiv? Wenn das alles ist, was Sie zu bieten haben, sollte ich den Fall vielleicht wirklich einem Ihrer Kollegen übergeben. Wäschemagd! Was in Gottes Namen könnte eine Wäschemagd veranlassen, mitten in der Nacht aus dem Bett zu kriechen, ins Schlafzimmer ihrer Herrin zu schleichen und sie zu erstechen? Ausgenommen, natürlich, bei ihr ist eine Schraube locker, Monk? Und jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie würden eine Irre nicht erkennen, wenn Sie eine sehen!«
    »Nein, bei ihr ist keine Schraube locken. Sie ist krankhaft eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig? Auf ihre Herrin? Das ist doch absurd. Wie kann sich eine Wäschemagd auf eine Stufe mit der Hausherrin stellen, Monk? Das müssen Sie mir genauer erklären. Sie klammern sich an einen Strohhalm!«
    »Die Wäschemagd ist bis über beide Ohren in den Lakai verliebt - so schwer ist das doch nicht, oder?« setzte Monk ihm übertrieben geduldig auseinander. »Der Lakai strebt nach Höherem und bildet sich ein, die Herrin hätte Gefallen an ihm gefunden - was stimmen kann oder auch nicht. Die Wäschemagd hat er zweifellos in dem Glauben gelassen, es wäre so.«
    Runcorn legte die Stirn in Falten. »Es war also die Wäschemagd? Können Sie die nicht festnehmen?«
    »Aufgrund welcher Beweise?«
    Sein Vorgesetzter funkelte ihn wütend an. »Schön, wer sind also Ihre restlichen Verdächtigen? Sie sagten vier oder fünf. Das waren erst zwei.«
    »Myles Kellard, der Mann der anderen Tochter.«
    »Warum?« Runcorn war schlagartig beunruhigt. »Sie haben doch keine Anschuldigungen vorgebracht, oder?« Seine schmalen Wangen färbten sich schwachrot. »Das ist eine heikle

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