Gefaehrliche Ueberraschung
unter dessen pflegen-den Händen noch nie eine Pflanze eingegangen war.
»Wir brechen doch erst am späten Nachmittag auf, Bumby«, sagte Dolly voller Mitgefühl für ihren Mann.
»Warum fahren wir denn auf dem Weg nicht kurz bei seinem Haus vorbei?«
»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen.«
»O Lieber, das könntest du doch gar nicht.«
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ora war durch das Klingeln des Handys aufgeweckt wor-Nden, und wenig später wiederholte Regan, was der Entführer gesagt hatte.
Gleich darauf meldete sich das Telefon auf dem Nachttisch.
»Sie konnten nicht wissen, dass in der Tasche eine Wanze war«, erklärte Jack bestimmt. »Sie bluffen. Es würde mich nicht überraschen, wenn dem Typ auf dem Boot die Tasche unab-sichtlich ins Wasser gefallen wäre.«
»Mich auch nicht«, seufzte Regan. »Aber meine Mutter be-steht darauf, dass das Geld diesmal ohne Rückversicherung übergeben wird.«
»Verstehe. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass sie mit Ihrem Vater sprechen konnten. Führen Sie das Ihrer Mutter vor Augen, Regan. Er sagte zu Ihnen, er sähe langsam rot… Benutzt er diese Metapher eigentlich häufig, wenn er wütend oder erregt ist?«
»Diesen Ausdruck habe ich noch nie von ihm gehört. Meine Mutter übrigens auch nicht.«
»Dann wollte er Ihnen etwas mitteilen, Ihnen einen Hinweis geben«, sagte Jack. »Ich bitte Sie und Ihre Mutter, gründlich darüber nachzudenken, ob Ihnen dazu etwas einfällt.«
Regan und Jack vereinbarten, am Morgen wieder miteinander zu sprechen, dann rief Regan Alvirah und Fred an.
Es wurde wieder eine schlaflose Nacht, da sich Nora und Regan verzweifelt bemühten, einen Sinn in Lukes Bemerkung zu finden und sich an Regans Lieblingsbuch zu erinnern.
»Wenn dein Vater nach Hause kam, bist du immer mit einem Buch auf ihn zugerannt«, erzählte Nora, »aber mir will einfach der Titel nicht einfallen. Könnte es vielleicht ein Märchen gewesen sein? Schneewittchen, Dornröschen oder vielleicht Rumpel-stilzchen!«
»Nein, mit Sicherheit nicht«, antwortete Regan.
Gegen Morgen fielen sie in einen leichten, unruhigen Schlaf.
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Auf ein Frühstück verzichteten beide. Sie hatten keinen Appe-tit. Gegen acht wurde Nora zum Röntgen gebracht. Als sie gegen neun wiederkam, fuhr Regan in die Cafeteria hinunter und holte zwei Becher Kaffee.
»Während ich in der Röntgenabteilung wartete, ist mir etwas eingefallen, was vielleicht wichtig sein könnte«, sagte Nora, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.
Regan sah ihre Mutter an.
»Es ist doch völlig verrückt, dass der Ort für die erste Geld-
übergabe aus einem meiner Bücher stammt. Die dem Foto deines Vaters beiliegende Karte wurde mit ›Ihr größter Fan‹ unterzeichnet. Wenn es sich bei diesem Fan um den Entführer handelt, kann man doch vermuten, dass er alle meine Bücher kennt.«
»Sehr gut möglich. Aber was willst du damit eigentlich sagen?«
»Als ich da auf die Röntgenaufnahme wartete, erinnerte ich mich plötzlich daran, dass ich vor langer Zeit schon einmal eine Entführungsgeschichte geschrieben habe.«
»Tatsächlich? Die habe ich nie gelesen.«
»Ich schrieb sie, als ich mit dir schwanger war. Es ist eine Kurzgeschichte, kein Roman. Und in ihr wird sehr ausführlich eine Lösegeldübergabe in Queens geschildert.« Nora verstummte und biss sich auf die Lippe. »Mein Arzt hatte mir Bettruhe empfohlen, und Dad schlug mir vor, den Ort der Geldübergabe auszukundschaften. Er machte Fotos und zeichnete eine Stra-
ßenkarte, auf der er die günstigste Stelle für das Zurücklassen des Geldkoffers markierte. Nach der Veröffentlichung bekam ich hundert Dollar für die Geschichte, und Dad flachste, die Hälfte davon stünde ihm zu.«
»Typisch Dad«, lächelte Regan. Trotz brennender Wehmut verspürte sie so etwas wie Hoffnung. »Nehmen wir an, du hättest Recht und der Entführer ist ein geradezu besessener Fan, der 154
aufgrund deiner Szenarien vorgeht. Es ist gut vorstellbar, dass er diese alte Kurzgeschichte irgendwo aufgetrieben hat und sich von ihr für die zweite Geldübergabe inspirieren lässt. Wenn wir zuvor schon wissen, wohin er mich führen wird, kann die Polizei die Route absolut unauffällig überwachen. Wo in Queens hast du die Geldübergabe stattfinden lassen?«
»Himmel, Regan, das war vor einer halben Ewigkeit, und wie ich schon sagte, hat Dad für mich recherchiert. Irgendwo in der Nähe des Midtown-Tunnels, mehr weiß ich nicht.«
»Du hast doch bestimmt noch eine Kopie der
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