Gefaehrliche Ueberraschung
gewesen sein könnte. Einer der Typen, die hier als Weihnachtsmann rumlaufen, war vorgestern Abend hier. Ich bin fast sicher, dass er den Rahmen gekauft hat. Er wollte unbedingt einen Mitarbeiterrabatt.«
157
Das ist er, das muss er sein, dachte Alvirah. »Können Sie mir seinen Namen nennen?«
»Nein. Aber vielleicht treffen Sie ihn jetzt sogar in der Spielzeugabteilung an. Sie ist im zweiten Stock.«
ie müssen Alvin Luck meinen«, sagte der Abteilungsleiter S zu Alvirah, ein Mann Ende fünfzig, mit verkniffenem Gesicht. »Er hat am Donnerstag hier gearbeitet und nahm seine Uniform vermutlich mit nach Hause, um sie aufzubügeln. Wir achten sehr darauf, dass unsere Weihnachtsmänner den Kindern ein gutes Beispiel geben.«
»Und wann tritt er heute seinen Dienst an? Bald?«
»Er arbeitet nicht mehr für uns.«
»Nicht?«, wiederholte Alvirah enttäuscht.
»Nein. Gestern hat er seine Uniform abgegeben. Er machte bei seiner Einstellung deutlich, dass er am Heiligen Abend nicht zur Verfügung steht.«
»Hat er gestern Abend hier gearbeitet?«
»Nein. Seine Schicht endete um vier.«
»Können Sie mir seine Adresse oder eine Telefonnummer nennen?«
Tadelnd sah der Abteilungsleiter sie an. »Die Privatsphäre unserer Mitarbeiter ist uns heilig. Derartige Daten behandeln wir absolut vertraulich.«
Kein Problem für Jack, dachte Alvirah, dankte dem Mann und machte sich auf die Suche nach einem Telefon. Wenn dieser Alvin Luck in die Entführung verwickelt ist, bekommt Jack es sehr schnell heraus.
158
lvin Luck und seine Mutter zückten an der Tür der Radio ACity Music Hall ihre Eintrittskarten. Seit Alvins Kinder-tagen war es Tradition, sich die Weihnachts-Matinee anzusehen und danach ein festliches Lunch einzunehmen. Früher hatten sie immer im Schrafft’s gegessen und vertraten übereinstimmend die Meinung, dass es nicht mehr dasselbe war, weil sie auf Schrafft’s Hühnchen à la King verzichten mussten, seit das alt-ehrwürdige Restaurant seine Pforten geschlossen hatte.
Wenn das Wetter es zuließ, würden sie nach dem Essen einen Spaziergang über die Fifth Avenue unternehmen.
Heute amüsierten sie sich blendend bei der Show, ließen sich genüsslich Zeit beim Essen und schlenderten dann zum Rocke-feller Center, um ihr alljährliches Foto von dem festlich geschmückten Baum aufzunehmen. Und sie hatten die ganze Zeit nicht die geringste Ahnung, dass die Hälfte der Polizeieinheiten von New York City nach ihnen suchte.
egen halb zwölf bog Regan auf die Einfahrt ihres Eltern-Ghauses in Summit, New Jersey, ein. Hinter ihr hatte Nora die Beine auf dem Rücksitz ausgestreckt. Das Auto mit Alvirah und Willy folgte in geringem Abstand.
Sofort nach dem Gespräch hatte Alvirah Regan angerufen und ihr von Alvin Luck erzählt. »Sobald Jack ihn gefunden hat, ruft er Sie an«, versprach sie und bot spontan ihre Unterstützung bei der Suche nach der Kurzgeschichte an.
Auf Krücken und mit Willy an einer sowie Regan an der anderen Seite bewegte sich Nora auf die Haustür zu.
»Als ich das Haus am Mittwochabend verließ, hätte ich mir nicht einmal träumen lassen, auf diese Weise zurückzukehren.
159
Oder ohne Luke«, fügte sie fast tonlos hinzu.
Die Dunkelheit im Haus wirkte bedrohlich. Schnell schaltete Regan überall Licht an. »Wo willst du sitzen, Mom? Wo ist es dir am bequemsten?«
»Oh, im Sonnenraum, denke ich.«
Bewundernd blickte Alvirah sich um, als sie Nora am Wohnzimmer vorbei in den hinteren Bereich des Hauses folgte. Die große Küche ging in einen behaglichen Raum mit einladenden Couches, hohen Fenstern und einem offenen Kamin über.
»Schön«, äußerte sie anerkennend, »richtig anheimelnd.«
Nora humpelte zu einem Lehnsessel. Regan nahm ihrer Mutter die Gehhilfen ab und half ihr, das Bein auf einen Hocker zu legen. »Puh«, seufzte Nora und lehnte sich zurück. »Daran werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.« Die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn waren Beweise für die Kraft, die sie der kurze Weg vom Auto ins Haus gekostet hatte.
Ein paar Minuten später, nachdem Willy und Regan mit einem halben Dutzend Kisten vom Dachboden heruntergekommen waren, suchten sie alle fieberhaft nach der Manuskriptkopie einer Kurzgeschichte mit dem Titel Schlussakkord im Paradies, wie sich Nora inzwischen erinnert hatte.
»Ich war mir ganz sicher, buchstäblich alles aus den Anfangs-jahren aufgehoben zu haben, die Rechercheunterlagen, jede ein-zelne Manuskriptfassung, jeden Entwurf,
Weitere Kostenlose Bücher