Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
wissen, wo ich wohne.
Gott, Emma, wirst du jetzt paranoid?
Kopfschüttelnd drücke ich die Haustür auf und lasse sie unmittelbar hinter mir ins Schloss fallen. Ich bin ein Idiot, ernsthaft. Die ganze Sache mit Jason, seine Geheimniskrämerei, der anonyme Drohbrief – das alles hat mich offenbar nervöser gemacht, als ich zugeben will. Und irgendwie ist es komisch ... der erste Tag ohne Jason seit über einer Woche. Wir haben Handynachrichten und E-Mails geschrieben, aber wenn ich ehrlich bin denke ich ständig nur an ihn und seinen Körper, möchte ihn anfassen, ihn riechen, ihn streicheln ...
„Hey! Das Buch ist da!“
Sylvia kaut auf irgendwas rum, das sie offenbar aus dem riesigen Topf geholt hat, der auf dem Herd exotische Düfte von sich gibt. Ein Curry? Currys sind Sylvias neue Leidenschaft, und ich bin sehr dankbar dafür. Ich liebe es, dass sie so gut kocht, sonst würde ich mich ausschließlich von Fast Food ernähren müssen.
Das Buch liegt auf dem Tisch, noch in dem braunen Amazon-Umschlag verpackt. Sie hat es nicht geöffnet, also natürlich auch nicht gelesen. Wahnsinn! Ich wusste gar nicht, dass sie so viel Selbstbeherrschung an den Tag legen kann, wenn sie will. Jedes Jahr zu Weihnachten muss ich ständig mein Zimmer abschließen, weil sie sonst meine Schränke und Schubladen durchwühlt auf der Suche nach meinen Geschenken für sie. Wie ein kleines Kind, entsetzlich!
Während ich die Schuhe von meinen Füßen streife, reiße ich die Verpackung auf und hole das gute Stück hervor. In der Tiefe . Es ist ein Hardcover mit schwarzem Umschlag, nur der weiße Schriftzug sticht sofort ins Auge.
„Na los, lies doch!“ Sylvia rührt noch ein letztes Mal im Topf, dann stellt sie sich auf die Zehenspitzen und holt Teller aus dem Hängeschrank unserer Plastikküche.
„Jetzt? Vor dem Essen?“
„Na sicher! Ich sterbe vor Neugier.“
Das Buch liegt plötzlich schwer in meiner Hand, und der Verrat an Jason nagt an mir. Kann ich das wirklich machen? Er hat mich gebeten, es nicht zu lesen, was auch immer der Grund dafür war. Es geht mich nichts an. Wir haben eine Vereinbarung getroffen, wir haben nur Sex miteinander, warum will ich dann unbedingt wissen, was mit ihm passiert ist? Es sollte mich einfach nichts angehen, aber weil er sich mir gegenüber so bedeckt verhält,
Während wir essen, blättere ich in den ersten Seiten herum, bis ich zu der Stelle komme, an der die Online-Leseprobe geendet hat.
„Und?“
Mir fällt schon zwei Seiten weiter die Gabel aus der Hand und ich starre Sylvia mit aufgerissenem Mund an.
„Ich glaube, ich weiß, warum Jason seinen Bruder für tot erklärt hat.“
„Na was? Sag schon!“
Sie greift über den Tisch, um mir ungeduldig das Buch wegzunehmen, aber ich schlage mit der flachen Hand darauf und halte es fest.
„Lies vor!“
Kopfschüttelnd schlucke ich und schließe die Augen. Nein, das mag ich nicht vorlesen. Kann ich nicht vorlesen. Ich kann nur hoffen, dass es fiktiv ist, dass Phil sich das nur ausgedacht hat und nicht wirklich ...
„Mein Gott, Emma!“
Sylvia platzt endgültig vor Neugier und lässt ihren noch halbvollen Teller stehen. Dann geht sie um mich herum und liest über meine Schulter hinweg mit. Ich wage kaum zu atmen.
„Himmelherrgott, das ist ja ...“
Wieder und wieder gleiten meine Augen über die Seite und lesen die wenigen, aber trotzdem aussagekräftigen Worte.
Ich konnte nichts dazu. Er kam jede Nacht in mein Bett gekrochen, sein kleiner, warmer Körper drückte sich vertrauensvoll an mich. Seitdem unser Vater ausgezogen war, spielte ich Vaterersatz für ihn. Und es war gut so.
Eines Nachts kam er zu mir, als ich gerade dabei war, mich selbst zu befriedigen. Er war so klein und so unschuldig, er merkte nicht, was ich da tat. Und wenn er es bemerkt hätte ... er hätte ja nicht gewusst, was vor sich ging. Er wusste noch nichts darüber, über diese ungeheure Macht, die von meinem Körper Besitz ergriffen hatte und mit der ich nicht umgehen konnte.
Er schob sich neben mich unter die Bettdecke, ich hatte seine kleinen Füße auf dem Linoleumboden gehört, wie sie zu mir rübertapsten, aber ich konnte nicht aufhören. Ich wollte nicht aufhören.
Mein Atem keuchte, während ich mich weiter befriedigte. Und dann war da plötzlich seine Hand auf meiner Brust ... seine warme, kleine Hand. Als ich die Augen öffnete und den winzigen Mund im Mondlicht sah, konnte ich einfach nicht anders.
Mir war damals noch nicht klar, dass
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