Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
aus, als hätten wir uns in Jason getäuscht?“
„Es ist nur ein Buch. Fiktiv. Und wir wissen nicht genau, worum es wirklich geht.“
„Aber morgen Abend werden wir es erfahren.“
Die Detektivin reibt sich die Hände.
Mir ist ganz übel. Mein Magen tobt herum wie ein verrückt gewordener Schwertkämpfer.
„Jason ist in Mailand, er kommt erst am Donnerstagabend zurück.“
„Seid ihr verabredet?“
Verwirrt hebe ich die Schultern.
„Ich glaube, schon. Vielleicht ist es nicht richtig, was ich hier mache. Jason will nicht darüber reden, und das sollte ich akzeptieren. Wir haben eine Vereinbarung, es geht nur um Sex. Ich spreche ja auch nicht über meine Probleme mit ihm.“
„Es wäre ein guter Anfang für dich, Emma, wenn du es tun würdest. Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du einen Ansatzpunkt hast? Offenbar ist in seinem Leben einiges vorgefallen, das ihn belastet. Und so wie ich das sehe, hat Phils Buch auf jeden Fall damit zu tun.“
Ich beiße mir auf die Unterlippe und starre auf meine neuen Chucks. Vermutlich hat sie Recht. Morgen Abend bin ich klüger ...
26
Die Stunden im Büro sind heute dahingekrochen, obwohl ich verdammt viel Arbeit mit dem dämlichen – Verzeihung – Gemeindefest habe. Wegen der ganzen Organisation, und weil Ken immer noch krank ist, konnte ich mich kaum unserem Heftchen widmen. Ich werde am Wochenende leider eine Sonderschicht einlegen müssen, und das passt mir gerade gar nicht!
Am Donnerstag kommt Jason aus Mailand zurück. Ich kann mir momentan eher vorstellen, das Osterwochenende mit einer ganz besonderen Form von Eiersuchen zu verbringen als mit Arbeit. Ich fürchte nur, die Entscheidung liegt nicht in meiner Hand.
Seufzend krame ich um halb neun abends meine Unterlagen zusammen und verlasse das inzwischen leere Büro. Zum Glück ist mir Reverend Clawson heute nicht über den Weg gelaufen, auf sein unheimliches Gesicht kann ich im Moment verzichten. Zumal ich ihn langsam wirklich verdächtige, etwas mit diesem anonymen Drohbrief zu tun zu haben, den ich letzte Woche bekommen habe. Ist das wirklich erst eine Woche her?
Oh Gott, es kommt mir vor, als seien Monate vergangen, seitdem ich Jason nach der Auktion getroffen habe. Heute kann ich es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Hoffentlich ist das Buch schon da, das Sylvia gestern bestellt hat! Ich werde kein Auge zutun bevor ich es nicht gelesen habe, ganz egal, ob Jason das recht ist oder nicht. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, aber nur fast. Schließlich schickt er mir den ganzen Tag lang Kurznachrichten, die mich von der Arbeit abhalten. Seine Schuld, dass ich heute so spät nach Hause komme!
Die Straßen sind nicht dunkel, das sind sie nie in der Mitte von London. Ebenso wenig, wie der Himmel jemals schwarz wird. Der Himmel über der Stadt leuchtet irgendwie immer rot, von den vielen Lichtern, die überall brennen. Ein perfektes Motiv für die Darstellung von Stromverschwendung – London bei Nacht!
Es ist kühl heute Abend, ich ziehe die Schultern zusammen auf dem Weg zur U-Bahn-Station, weil ich keine Jacke angezogen habe. Am Morgen schien noch die Sonne, aber jetzt weht ein frischer Wind durch die vollen Straßen.
Während der Fahrt starre ich aus dem Fenster der rappelnden U-Bahn und lasse die Notfallmarkierungen im Tunnel an mir vorbeirasen. Normalerweise lese ich, obwohl die Fahrt kurz ist, aber heute bin ich froh, ein paar Minuten entspannen zu können. Nur die Augen mache ich nicht zu, sonst schlafe ich womöglich ein und fahre durch bis nach Kennington.
In der Küche im ersten Stock brennt Licht, das sehe ich schon von der Straßenecke aus. Meine Fingerspitzen kribbeln vor Aufregung. Bestimmt war Sylvia vor mir zu Hause und hat schon alles gelesen. Wehe !
Als ich die schmale Carol Street entlang auf unser Haus zugehe, bemerke ich das Auto. Es fährt verflucht langsam, was mich irritiert, so als wollte es hinter mir bleiben. Erst als das Motorengeräusch erstirbt wage ich, mich umzudrehen. Ein schwarzer Alfa Romeo, vermutlich hat einer unserer Nachbarn ein neues Auto und parkt gerade am Rand ein. Den Fahrer kann ich nicht erkennen, denn im Wagen brennt kein Licht, und noch bevor ich die Haustür aufschließen kann, erlöschen auch die Scheinwerfer. Ich warte ein paar Sekunden, aber es rührt sich nichts. Niemand steigt aus. Das ist doch seltsam? Mein Herz klopft schneller und ich überlege, ob es gut ist, jetzt ins Haus zu gehen. Falls mich jemand verfolgt hat, wird er danach
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