Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
urplötzlich schießt die Erkenntnis durch mich hindurch und bringt mich dazu, meinen Kopf erschreckt zu heben.
„Oh Gott, nein!“, rufe ich und versuche, mit einem bittenden Blick sein Mitgefühl zu erregen. Seine blauen Augen haben sich verdunkelt, das Grübchen in der Wange ist tiefer denn je. Meine Hände fangen an zu zittern, als er das Porzellangefäß mit einem diabolischen Grinsen schräg stellt. Ich spanne all meine Muskeln an und kneife die Augen zu, den Schmerz erwartend. Gütiger Himmel, er wird mich mit heißem Wachs verbrennen! Ich kann mir nur vorstellen, wie schmerzhaft das sein wird, und sauge gierig Luft ein, als sei ich kurz vor dem Ertrinken. Dann halte ich den Atem an und warte mit geschlossenen Lidern darauf, dass es ... weh tut.
„Jason“, flehe ich ein letztes Mal, kurz bevor ich den heißen Strahl spüre, der sich über meine Brüste ergießt. Ich schreie entsetzt auf ... dann stelle ich erst fest, dass es gar nicht wirklich schmerzt. Kein heißes Wachs, sondern warmes Öl ist es, das Jason nun mit der Hand über meinen Oberkörper verteilt.
„Oh verfluchter Mist“, schimpfe ich und hebe den Kopf, um ihn anzusehen. Er grinst wie ein kleiner Junge, der erfolgreich einen Streich gespielt hat.
„Es ist nur Massageöl.“
„Ja, das merke ich.“
Stöhnend lasse ich den Kopf zurück aufs Kissen fallen und genieße die sanften Liebkosungen, während er das Öl geschmeidig auf mir verreibt. Wie eine gute Körperpflege zieht das warme Öl sofort in meine Haut ein und lässt mich nach der Anspannung erleichtert seufzen. Ich spüre, wie sich das Adrenalin zurückzieht und wohlige Entspannung meinen Körper ergreift. Mein Herzschlag beruhigt sich langsam, ich kann Jasons kundige Finger endlich genießen. Trotzdem bin ich sauer. Ist es das, was er mit Mindfucking meinte? Dann bin ich kein großer Fan davon. Oder doch?
Das Wechselbad aus Aufregung, Panik und Entspannung ist intensiver als alles, was ich bisher erlebt habe. Es ist ein bisschen so wie bei einem Horrorfilm, den man total angespannt sieht, an den Nägeln kauend, bis am Ende die Erleichterung durch den Körper spült mit der Gewissheit, dass es nur ein Film war. Keine gruseligen Männer mit Eishockeymaske im Haus.
Jason ist unfassbar zärtlich. Er ölt jeden Zentimeter meiner Haut mit dem duftenden Massagewachs ein und ich genieße mit geschlossenen Augen. Dann zieht er sich plötzlich zurück, und als er zurückkommt, legt er eine Stoffbinde um meinen Kopf. Ich will protestieren, aber er streicht mir über das Haar und flüstert beruhigend in mein Ohr.
„Glaube mir, es ist noch sehr viel aufregender so.“
Noch aufregender? Gütiger Gott, ich bin jetzt schon ein Nervenwrack. Wenn ich an das Zeug denke, das ich selbst aus der Schublade geholt habe, wird mir ganz schwindelig. Was wird er alles mit mir anstellen? Können wir nicht einfach nur ... ficken? Ich beiße mir auf die Lippe, um ein Grinsen zu verbergen. Womöglich fasst er es falsch auf und glaubt, dass ich mich über ihn lustig machen will oder so.
Sei ein bisschen ernsthafter, Emma , schimpfe ich mit mir selbst. Seltsamerweise verspüre ich gar keine Angst mehr vor dem, was Jason mit mir vorhat. Stattdessen hat sich mein Gehirn auf reine Vorfreude, Neugier und Lust eingestellt, die mich zittern lässt. Ich fühle mich wie eine unerfahrene Landpomeranze, dabei dachte ich, sexuell durchaus erfahren zu sein. Wenn auch nur durch ziemlich langweilige One Night Stands.
Ich bin blind. Die dunkle Stimme des Sängers dringt bis in meinen Bauch und löst Vibrationen aus. „Tonight are you trying to fall in love again“ singt er zu schmeichelnden Violinen.
„Wer ist das?“, frage ich, während ich kaum höre, wie Jason neben dem Bett mit irgendwelchen Dingen hantiert.
„Die Tindersticks. Eine meiner Lieblingsbands.“
Klar. Ich habe noch nie davon gehört, aber das ist vermutlich keine Band, die regelmäßig in den Charts auftaucht.
Ein Kitzeln auf meinem Bauch reißt mich aus den Gedanken. Ich bleibe still liegen und lasse die Berührung auf mich wirken, bevor ich mir sicher bin, dass es das Nadelrad ist. Unzählige, winzige Nadeln streichen über meine Haut, über meine Brüste, umkreisen meine Brustwarzen, die sich immer mehr versteifen. Es ist eine seltsame Berührung, die kribbelt und mich dazu bringt, dass ich mich kratzen will. Ich kichere.
„Das kitzelt!“
„So?“
Jasons Stimme klingt dunkel und lässt mich in die Starre zurückfallen. Himmel, was
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