Gefaehrliche Verstrickung
Kassenhäuschen umsah, in dem es immer so abscheulich nach Autoabgasen roch, fasste er seinen Entschluss: Ab jetzt würde er selbst die Dinge in die Hand nehmen und ändern.
»Du solltest Faraday sagen, dass er dir mal einen anständigen Ofen hier reinstellen soll, anstelle von diesem alten, klapprigen Ding.«
»Nun mach mal keinen Wirbel, Phil.« Mary zählte zwei kichernden Mädchen das Wechselgeld hin, die ihrerseits eifrig dabei waren, mit Philip zu flirten. Mit einem kleinen Lachen schob sie ihnen die Münzen durch die halbrunde Öffnung in der Scheibe. Sie konnte ihnen nicht böse sein. Warum auch, sie hatte sogar die Nichte ihrer Nachbarn - und die war immerhin schon fünfundzwanzig - dabei ertappt, wie sie sich an Phil heranmachte. Tee hat sie ihm angeboten. Ihn gebeten, hereinzukommen und ihre quietschende Tür zu ölen. Quietschende Tür, so konnte man es auch nennen! Das nächste Wechselgeld schmiss Mary derart unfreundlich hin, dass das mondgesichtige Kindermädchen verärgert den Kopf schüttelte.
Schluß mit solchen Gedanken, auf der Stelle. Sie wusste , dass Phil sie eines Tages verlassen würde und dass es wegen einer anderen Frau geschehen würde. Aber bestimmt nicht wegen einer vollbusigen Ziege, die auch noch zwölf Jahre älter war als er. Nicht, solange sie, Mary Chamberlain, noch auf Erden weilte.
»Is' was mit dir, Mum?«
»Wie bitte?« Leicht errötend kehrte Mary wieder in die Wirklichkeit zurück. »Nein, nein, es ist nichts, mein Liebling. Möchtest du dir vielleicht den Film ansehen? Mr. Faraday hat sicher nichts dagegen.«
Solange er mich nicht sieht, bestimmt nicht, dachte Philip grinsend. Er dankte Gott dafür, dass er diesen Faraday schon seit geraumer Zeit von der Liste seiner möglichen Väter hatte streichen können. »Nein, danke. Ich bin nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass ich noch ein paar Besorgungen machen muss . Soll ich dir was vom Markt mitbringen?«
»Nun, wie wär's mit einem schönen Huhn?« Abwesend hauchte Mary in ihre kalten Hände, als sie sich zurücklehnte. Es war verdammt kalt in dem Kassenhäuschen, und es würde noch viel kälter werden, denn der Winter hatte erst begonnen. Im Sommer war es da drinnen so heiß und stickig wie in einem dieser türkischen Dampfbäder, von denen sie gelesen hatte. Aber zumindest hatte sie Arbeit. Wenn eine Frau ihren Jungen allein großziehen muss und dazu noch keine besondere Schulbildung hat, muss sie eben nehmen, was sie bekommen kann, dachte sie. Sie langte nach ihrem Geldbeutel aus imitiertem Leder. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, sich eine Pfundnote oder auch zwei aus der Kasse zu nehmen.
»Ich hab' selbst noch ein bisschen Geld einstecken.«
»Na gut. Aber paß auf, dass das Huhn auch frisch ist«, ermahnte sie Phil und schob einer entnervten Frau, die versuchte, zwei zankende Jungs und ein kleines Mädchen mit verheulten Augen in Zaum zu halten, vier Eintrittskarten zu.
In fünf Minuten würde die Vorstellung beginnen. Sie muss te noch weitere zwanzig Minuten in der Kasse bleiben, falls noch Nachzügler kämen. »Vergiß nicht, dir das Geld für das Huhn aus der Dose zu nehmen, wenn du heimkommst«, ermahnte sie ihn, wohl wissend, dass er es nicht tun würde. So ein guter Junge, stets legte er Geld in die Dose, anstatt sich welches rauszunehmen. »Aber sag mal, solltest du nicht in der Schule sein?«
»Heute ist doch Samstag, Mum.«
»Samstag. Ja, natürlich, du hast recht.« Sie versuchte, nicht zu seufzen, als sie ihren Rücken streckte, und griff nach einem ihrer schon sehr abgegriffenen Hochglanzmagazine. »Mr. Faraday will nächsten Monat ein Cary-Grant-Festival ansetzen. Er hat mich sogar gebeten, ihm bei der Auswahl der Filme behilflich zu sein.«
»Das ist aber nett.« Die kleine Lederbörse in seiner Tasche wurde merklich schwerer, und es drängte ihn, nach Hause zu kommen.
»Wir werden das Festival mit meinem Lieblingsfilm beginnen. To Catch a Thief. Er wird dir gefallen.«
»Möglich«, murmelte er und blickte in die arglosen Augen seiner Mutter. Wieviel wusste sie? fragte er sich. Niemals erkundigte sie sich nach der Herkunft der kleinen Geldbeträge, die er nach Hause brachte. Dabei war sie alles andere als dumm. Nur optimistisch, dachte er und gab ihr wieder einen Kuss auf die Wange. »Sollen wir uns den Film an deinem freien Abend nicht zusammen ansehen?«
»Oh, ja, das wäre schön.« Sie unterdrückte das Bedürfnis, ihm übers Haar zu streichen, weil sie wusste , dass es ihn
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