Gefaehrliche Verstrickung
hatte sie damit nie gewinnen können.
Seine zweite Frau hatte ihm nach Fahid noch zwei Töchter geboren. Im Harem erzählte man sich, Abdu sei nach der Geburt der zweiten Tochter so wütend geworden, dass er Leiha beinahe verstoßen hätte. Doch der Kronprinz war ein starker und schöner Junge. Es gingen Gerüchte um, wonach Leiha bald wieder schwanger sein würde. Um sein Königsgeschlecht zu sichern, nahm Abdu sich noch eine dritte Frau und sorgte rasch dafür, dass sein Samen keimte.
Phoebe nahm nun jeden Morgen eine Pille. Sie flüchtete sich in ihre Träume, tagsüber genauso wie nachts.
Im Harem beobachtete Adrianne ihre Cousinen beim Tanzen, den Kopf auf die Knie ihrer Mutter gekuschelt, ihre Augenlider gegen den beißenden Qualm der Räucherstäbchen halb geschlossen. Der lange, schwule Nachmittag dehnte sich unendlich. Sie hatte gehofft, sie würden einkaufen gehen, vielleicht ein wenig Seide oder eine Goldkette aussuchen, wie die, die Duja ihr am Tag zuvor gezeigt hatte, aber ihre Mutter war schon am Morgen so matt und lustlos gewesen.
Sie würden morgen einkaufen gehen. Heute kämpfte sich der Ventilator träge durch die rauschgeschwängerte Luft, während draußen die Trommeln einen langsamen Takt schlugen. Latifa hatte einen Katalog von Frederick's aus Hollywood in den Harem geschmuggelt. Kichernd beugten sich die Frauen über die glänzenden Seiten oder plauderten, wie üblich, über Sex. Adrianne war zu sehr an die offenherzigen Worte und freizügigen Beschreibungen gewöhnt, um sich um das Gerede zu kümmern. Sie mochte viel lieber den Tänzerinnen zusehen, ihren langsamen, sinnlichen Bewegungen, dem Fließen ihres schwarzen Haars, dem Drehen und Biegen ihrer Körper.
Sie ließ ihren Blick zu Meri schweifen, der dritten Frau ihres Vaters, die, offensichtlich stolz und zufrieden mit ihrem schwellenden Leib, in ihrer Nähe saß und sich über Geburten unterhielt. Leiha, die mit angespanntem Gesichtsausdruck ihre jüngste Tochter stillte, sah ebenfalls verstohlen zu Meri hinüber. Fahid, ihr robuster Fünfjähriger, kam auf sie zugetrottet und verlangte Aufmerksamkeit. Ohne einen Augenblick zu zögern, nahm Leiha das Baby ab und zog mit einem triumphierenden Lächeln ihren Sohn an die Brust.
»Kein Wunder, dass sie uns nur ausnutzen, wenn sie erwachsen sind«, murmelte Phoebe.
»Mama?«
»Ach, nichts.« Abwesend streichelte sie über Adriannes Haar. Die Schläge der Trommeln dröhnten in ihrem Kopf, monoton und endlos, wie die Tage, die sie im Harem verbrachte. »In Amerika werden alle Babys geliebt, egal ob Mädchen oder Junge. Von den Frauen wird auch nicht erwartet, ihr Leben nur damit zu verbringen, Kinder zu gebären.«
»Wie kann ein Geschlecht dann stark bleiben?«
Phoebe seufzte. Es gab Tage, an denen sie nicht mehr klar denken konnte. Das lag an den Pillen, denen sie andererseits für ihre Wirkung so dankbar war. Die letzten Packungen hatten sie einen Smaragdring gekostet, dafür hatte sie jedoch als Zugabe eine Flasche russischen Wodka erhalten. Sie teilte ihn sich streng ein, erlaubte sich nur jedesmal, wenn Abdu ihr Schlafgemach verlassen hatte, ein kleines Glas. Sie wehrte sich schon lange nicht mehr gegen Abdu, es war ihr gleichgültig geworden; sie ließ es über sich ergehen und dachte dabei nur an den Trost, den ihr das Glas Wodka danach bescheren würde.
Sie könnte ihn verlassen. Wenn sie nur den Mut dazu aufbrächte, könnte sie Adrianne nehmen und fliehen - zurück ins richtige Leben, wo Frauen nicht gezwungen werden, ihren Körper aus Scham zu verhüllen und sich den grausamen Launen der Männer zu unterwerfen. Sie könnte nach Amerika zurückgehen, wo sie geliebt wurde, wo Menschen sich in den Theatern drängten, um sie zu sehen. Sie könnte wieder spielen. Hatte sie das nicht täglich getan? In Amerika könnte sie Adrianne ein schönes Leben bieten.
Sie konnte nicht fliehen. Phoebe schloss die Augen und versuchte, das Schlagen der Trommeln aus ihrem Kopf zu verbannen. Um Jaquir zu verlassen, brauchte eine Frau die schriftliche Erlaubnis eines Mannes der Familie. Abdu würde ihr diese Erlaubnis niemals geben, denn er hasste sie gleichermaßen, wie er sie begehrte.
Sie hatte ihn bereits mehrmals darum gebeten, sie gehen zu lassen, aber er hatte abgelehnt. Eine Flucht würde Tausende von Dollar kosten - und ein Risiko bedeuten, das zu tragen sie nahezu bereit war. Aber gemeinsam mit Adrianne würde sie es niemals schaffen, das Land zu verlassen. Kein Schweigegeld wäre
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