Gefaehrliche Verstrickung
verlegen machte. »Grace Kelly spielt mit. Stell dir vor, eine echte Prinzessin! Gerade heute morgen muss te ich daran denken, als ich diese Zeitschrift aufschlug und den Artikel über Phoebe Spring las.«
»Über wen?«
»Oh, Philip.« Sie schnalzte mit der Zunge und schlug die Seite auf. »Phoebe Spring. Die schönste Frau der Welt.«
»Meine Mutter ist die schönste Frau der Welt«, entgegnete er; weil er wusste , dass sie darüber verschämt lächeln und dabei rot werden würde.
»Du bist mir schon so ein Charmeur.« Und sie lachte tatsächlich, laut und herzlich, wie er es an ihr so liebte. »Schau sie doch einmal an. Sie war Schauspielerin, eine wunderbare Schauspielerin, und heiratete dann einen König. Nun lebt sie mit dem Marin ihrer Träume in dessen Märchenpalast in Jaquir. Genau wie im Film. Das hier ist ihre kleine Tochter. Die Prinzessin. Noch keine fünf Jahre alt, die Kleine, und schon eine richtige Schönheit, findest du nicht?«
Philip blickte gelangweilt auf das Bild in der Zeitschrift. »Ich weiß nicht, ein kleines Kind eben.«
»Seltsam. Das arme Mädchen hat so unglaublich traurige Augen.«
»Ach, was du wieder für Geschichten erzählst.« Seine Hand schloss sich um das Päckchen in seiner Hosentasche. Jetzt wollte er seine Mutter ihren Fantasien und Träumen über Hollywood, Prinzessinnen und weiße Limousinen überlassen. Aber er würde schon dafür sorgen, dass sie einmal in einer solchen fahren würde. Zum Teufel, er würde ihr eine kaufen. Heute muss te sie sich noch damit begnügen, über Königinnen zu lesen, aber eines Tages sollte sie wie eine Königin leben, so wahr er Phil Chamberlain hieß. »Ich gehe jetzt.«
»Mach dir einen schönen Nachmittag, mein Schatz.« Mary war schon wieder in ihre Zeitschrift versunken. So ein hübsches kleines Mädchen, dachte sie in einem Anflug mütterlicher Gefühle.
4. Kapitel
Adrianne liebte die Silks, den orientalischen Basar mit all seinen Geschäften. Bereits im Alter von acht Jahren kannte sie den Unterschied zwischen echten Brillanten und funkelnden Glassteinen, burmesischen Rubinen und Steinen minderer Qualität. Von Jiddah, ihrer Großmutter, hatte sie gelernt, so präzise wie ein eingefleischter Diamantenhändler die Steine nach Schliff, Reinheit und Farbe zu beurteilen. Mit Jiddah schlenderte sie stundenlang durch die Basare und bewunderte die besten Steine, die dort angeboten wurden.
Juwelen bedeuteten finanzielle Sicherheit für die Frauen, erklärte ihr Jiddah. Was hatten sie schon von Goldbarren oder Papiergeld, die im Banktresor eingeschlossen waren? Diamanten, Smaragde und Saphire konnte man sich anstecken und umlegen und so der Welt ihren Wert demonstrieren.
Nichts machte Adrianne mehr Spaß, als ihre Großmutter beim Feilschen in den Basaren zu beobachten, wo die anschwellende Hitze die stehende Luft zum Flimmern brachte. Oft gingen sie, begleitet von einer Schar schwarzgekleideter Frauen, die wie Raben hinter ihnen hertrippelten, durch die Suks, ließen Gold- und Silberketten durch ihre Hände gleiten, probierten Ringe mit erlesenen Edelsteinen an oder bewunderten einfach nur die kostbaren Juwelen, die hinter staubigen Glasscheiben funkelten. In diesen engen Gassen, wo sich die schwüle Hitze mit dem strengen Geruch von Tieren und Gewürzen mischte, patrouillierten die matawain mit ihren hennarot gefärbten Bärten, bereit, jede Verletzung der religiösen Vorschriften ohne Gnade zu bestrafen. Adrianne fürchtete sich nicht vor den matawain, wenn sie mit Jiddah zusammen war. Die ehemalige Königin genoss in Jaquir höchste Verehrung, hatte sie doch zwölf Kindern das Leben geschenkt. Wenn Adrianne mit ihr einkaufen ging, genoss sie die bunte Vielfalt der Marktgeräusche, das Geplapper der feilschenden Kunden, das Schreien eines Esels, das Klappern der Sandalen auf dem harten Lehmboden.
Wenn zum Gebet gerufen wurde, schlössen die Suks. Dann warteten die Frauen, während die Männer sich gen Mekka verneigten. Mit gesenktem Haupt lauschte Adrianne dann dem Klicken der Gebetsperlen, wie die anderen Frauen um sie herum. Sie ging noch nicht verschleiert, war aber auch kein Kind mehr. In diesen letzten Tagen des Mittelmeersommers wartete Adrianne gelassen auf den Wandel, der sich bald vollziehen würde.
Und das tat auch Jaquir. Obwohl das Volk mit Armut zu kämpfen hatte, schwelgte der Palast in Reichtum. Als erstgeborene Tochter des Königs hatte sie ein Anrecht auf die Symbole und Zeichen ihres Ranges. Doch Abdus Herz
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