Gefaehrliche Verstrickung
diese Hallen schreiten, aber dann ganz heimlich, still und leise.
»War's das?«
Philips Flüstern ließ sie beinahe zusammenzucken, half ihr jedoch, nun auch die komische Seite ihres Spiels zu sehen. »Bei weitem noch nicht. Die Hochzeitsgäste möchten unterhalten sein. Zuerst kommen die Musikanten und Tänzer. Du darfst sie nicht sehen.« Sie warf ihm ein schnelles Lächeln zu. »Sollte nicht länger als zwanzig Minuten dauern.«
»Und dann?«
»Das Hochzeitsfest. Wir werden durch die Gästeschar schreiten. Irgendwo wird ein mit Blumen geschmücktes Podest stehen. Dort werden wir während der Zeremonie sitzen und anschließend etwa zwei Stunden lang Glückwünsche entgegennehmen.«
»Zwei Stunden - wie reizend«, brummte er. »Geben sie uns wenigstens was zu essen?«
Dafür hätte sie ihn am liebsten geküßt. Statt dessen lachte sie. »Später, beim Hochzeitsmahl. Warum hast du das angezogen?«
Weil ihr Vater es so gewünscht hatte, aber das wollte er ihr nicht sagen. »Bist du in Rom...«, meinte er leichthin. Dann wurden sie wieder anderweitig in Anspruch genommen.
Mit den Blumen hatte sie nicht übertrieben. Üppigste Arrangements aus bunten Blüten rankten sich vom Boden bis an die Decke. Das einzige, was diese Pracht noch übertraf, waren die Geschmeide der Damen. Auch was die Zeit anbelangte, hatte sie nicht übertrieben. Über zwei Stunden lang saßen sie unter einer Art Baldachin, schüttelten Hände, tauschten Küsse aus und nahmen Glückwünsche entgegen, während Philip glaubte, sein Kopf werde jeden Augenblick zerspringen. Der intensive Duft der Rosen und die unerträgliche Mischung der schweren Parfüms setzten ihm schwer zu.
Doch das war noch längst nicht alles. Anschließend wurden sie in einen riesigen Saal geleitet - oder eher getrieben, wie es Philip vorkam -, in dem sich auf endlosen Tischreihen alle Arten von kandierten Früchten, Desserts und scharf gewürzten Fleischgerichten türmten. In der Mitte thronte zwanzig Schichten hoch die Hochzeitstorte.
Einer der Gäste hatte verbotenerweise eine Polaroidkamera mitgebracht. Sehr zum Vergnügen der Damen, die sich begeistert in Pose stellten und dann rasch die Bilder in ihren Taschen verschwinden ließen. Philip bat um ein Foto von
Adrianne und sich und steckte es dann ebenfalls schnell weg.
Acht Stunden, nachdem sie ihr Hochzeitskleid übergezogen hatte, wurden Philip und sie zu den Gemächern geleitet, in denen sie ihre erste Nacht als Mann und Frau verbringen sollten.
»Nun«, brachte sie heraus, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte und das letzte Kichern draußen verstummt war. »Das war vielleicht eine Show.«
»Etwas habe ich allerdings dabei vermißt.«
»Was denn? Schlammschlachten vielleicht?«
»Zynikerin, du.« Er nahm ihre Hände, bevor sie ihren Kopfschmuck abnehmen konnte. »Ich habe die Braut noch nicht geküßt.«
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Dafür ist noch Zeit.«
Sie beugte sich zu ihm, drückte sich an ihn. Dieses eine Mal, sagte sie zu sich. Nur dieses eine Mal wollte sie an ein Happy-End glauben. Auch in diesem Raum duftete es süß nach Blumen. Der Stoff ihres Kleides raschelte leise, als er sie in seine Arme zog. Dieser Kuss , so warm und fest, war alles, was sie sich im Augenblick wünschte.
»Du bist so wunderschön, Addy. Als du heute vormittag in den Saal geschwebt kamst, ist mir wirklich die Luft weggeblieben.«
»Ich war ganz ruhig, bis ich dich sah.« Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. »Für das, was du heute für mich getan hast, werde ich mich niemals revanchieren können.«
»Für das, was man aus purem Eigennutz tut, erwartet man keine Wiedergutmachung. Wir reisen morgen ab.«
»Aber...«
»Ich habe bereits mit deinem Vater gesprochen.« Er nahm ihr den Perlenkranz aus dem Haar und legte ihn beiseite. Es kribbelte ihn in den Fingern, diese in ihrem Haar zu vergraben. »Er hat nichts dagegen, dass ich mit meiner Frau gleich morgen auf Hochzeitsreise gehe. Ich habe ihm erzählt, dass wir zwei Wochen in Paris verbringen und dann nach New York fliegen werden.«
»Du hast recht. So ist es am besten. Je weniger ich von meinen Brüdern und Schwestern sehe, desto leichter wird es mir fallen, sie nie wiederzusehen.«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Nach dieser Sache wird er mir jeglichen Kontakt mit ihnen verbieten. Ich weiß das, und ich akzeptiere es auch. Ich habe nur nicht gedacht, dass es mir so schwerfallen würde aufzugeben, was ich nur für so kurze Zeit
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