Gefaehrliche Verstrickung
weißt, dass ich recht habe.«
»Das heißt aber nicht, dass mir das recht ist.«
»Konzentrier du dich auf die Kombinationen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben.
»Mach's gut.« Er zog sie ganz dicht an sich heran und küßte sie innig.
»Mach's besser.«
Wie ein Schatten glitt sie aus dem Zimmer und war verschwunden.
Sie muss te diesen Job genauso angehen wie alle anderen vorher auch, ruhig und beherrscht. So hatte sie ihn geplant. Doch nun, da der Zeitpunkt gekommen war, auf den sie ihr ganzes Leben gewartet hatte, war sie so aufgeregt wie ein kleiner, ungeübter Kaufhausdieb. Sie bewegte sich schnell, hielt sich immer dicht an der Wand und lauschte, lauschte, lauschte.
Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, die hier und da von helleren Flecken durchbrochen war, wo das Mondlicht durch ein unvergittertes Fensterchen schien. In den Fluren und kleinen Salons standen etliche kostbare Kunstschätze - indische Elfenbeinschnitzereien, chinesische
Jadefiguren und französisches Porzellan. Doch diese Dinge interessierten sie noch weniger als der Plunder auf einem Flohmarkt. Sie hatte nur Augen für die Wächter. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, huschte Adrianne über die Treppe hinauf in den ersten Stock.
Auch hier herrschte tiefstes Schweigen. Es war so still, dass sie ihren eigenen Pulsschlag hören konnte. Die Blumen, die man für die Hochzeit aus Europa hatte einfliegen lassen, verströmten ihren süßen Duft. Ein weißes Taubenpärchen döste inmitten Tausender Blüten in seinem goldenen Käfig. Adrianne schlich sich an ihnen und weiter an den Salons, dem großen Saal und den Büros vorbei. Die Tür zum Sicherheitsraum war diskret plaziert, in einer Ecke des Flurs. Die Gäste sollten zwar beschützt werden, ohne sich jedoch durch aufdringliche Sicherheitsvorkehrungen wie Alarmanlagen und Waffen gestört fühlen zu müssen. Mit angehaltenem Atem schob Adrianne die versteckte Tür zur Seite.
Sie wartete ab, fünf Herzschläge, zehn - doch es geschah nichts. Es blieb weiterhin still. Ihre gummibesohlten Schuhe verursachten keinen Laut, als sie durch die Tür trat und sie wieder zuschob. Die Treppe dahinter war steil und gut einsehbar. Wenn sie ihr Zeitlimit überschreiten und entdeckt werden sollte, gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken, noch irgendeine Ausrede für ihr Hiersein. Ohne Licht und ohne ein Treppengeländer, an dem sie sich orientieren konnte, war ein rasches Vorwärtskommen unmöglich. Vorsichtig und viel zu langsam für ihr Empfinden tastete sie sich die Treppe hinunter.
Unten angekommen klopfte ihr Herz derart heftig, dass sie erst einmal stehenblieb und tief durchatmete. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch zwanzig Minuten Zeit für die Alarmanlage hatte, bevor Philip das erste Schloss berühren würde. Zeit genug. Mit ihrer kleinen, aber sehr starken Taschenlampe leuchtete sie den Raum ab.
In einer Ecke stapelten sich Holzkisten bis unter die Decke. Der Staubschicht nach zu urteilen, standen sie schon länger hier. An einer anderen Wand entdeckte sie eine große Glasvitrine mit zwei Schlössern und darin, aufgereiht wie Soldaten, eine Sammlung Gewehre. Auf den Läufen glänzte Waffenöl. Die Alarmanlage war an der gegenüberliegenden Wand installiert. Adrianne machte sich an die Arbeit, wobei sie versuchte, sich durch die Gewehre hinter ihrem Rücken nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Das Überwachungssystem für außen ließ sie unangetastet. Fünf schweißtreibende Minuten brauchte sie, um die Abdeckplatte der für sie interessanten Anlage abzuschrauben, sie zu inspizieren und den ersten Draht abzuklemmen. Insgesamt waren es zwölf, vier Drähte für jedes Schloss . Präzise, den Verkabelungsplan der Anlage genau vor Augen, arbeitete sie sich durch das Gewirr der Kabel, wobei sie exakt die richtige Farbfolge der einzelnen Drähte einhalten muss te. Erst Weiß, dann Blau, dann Schwarz, dann Rot.
Sie warf einen Blick zur Decke hoch und fragte sich, ob Philip schon an seiner Position war. Zwei Alarmvorrichtungen waren schon ausgeschaltet, doch ihre Nervosität hatte sich noch nicht gelöst und lag wie ein Felsblocken in ihrem Magen. Ein klitzekleiner Fehler jetzt, und der Plan, an dem sie ein Leben lang gearbeitet hatte, war mit einem Schlag zunichte gemacht.
Gerade als sie das letzte Kabel gefunden hatte und es eben abklemmen wollte, hörte sie die Schritte. Für Panik war jetzt keine Zeit. Sie befestigte die
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