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Gefaehrliche Verstrickung

Gefaehrliche Verstrickung

Titel: Gefaehrliche Verstrickung Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit ihren Haarspitzen spielten. Mit einem Blick hätte sie seine subtilen Flirtversuche beenden können. Aber sie ließ ihn gewähren. »Sind Sie ein Romantiker?« Sein Gesicht sprach dafür, dachte sie, poetisch, schmal, mit Augen, die sanft oder auch sehr intensiv blicken konnten.
    »Ja, ich glaube schon. Und Sie?«
    »Nein. Und ich gehe auch nicht mit Herren zum Essen, die ich nicht kenne.«
    »Chamberlain, Philip Chamberlain. Soll ich Helen bitten, uns ganz formell bekanntzumachen?«
    Der Name sagte ihr etwas, rief den Anflug einer schmerzlichen Erinnerung herauf, die aber sogleich wieder verblasste . Sie be schloss , später genauer darüber nachzudenken, doch im Moment schien es ihr interessanter zu sein, das Spiel fortzusetzen. Das langsame Stück war zu Ende, und das Orchester spielte nun flottere Rhythmen. Er ignorierte den Wechsel und behielt sein Tempo bei. Warum deshalb ihr Puls schneller ging, wusste sie nicht. Fasziniert gab sie sich dem Rhythmus der Musik hin.
    »Was würden Sie mir über Sie berichten?«
    » Dass ich nicht verheiratet bin und überaus diskret, was meine geschäftlichen und privaten Beziehungen anbelangt. Dass ich sehr viel reise und eine mysteriöse Vergangenheit besitze. Dass ich überwiegend in London lebe und ein Landhaus in Oxfordshire besitze; ein leidenschaftlicher Spieler bin, der lieber gewinnt als verliert. Dass ich es nicht verschweige, wenn ich eine Frau anziehend finde.« Er führte ihre Hand an seine Lippen und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken.
    Sie bemühte sich, die Hitze, die durch ihren Arm schloss , zu ignorieren. »Tun Sie das, weil Sie aufrichtig sind oder weil Sie es eilig haben?«
    Er lächelte sie an und hätte damit beinahe erreicht, dass ihre Lippen sich ebenfalls zu einem Lächeln kräuselten. »Ich würde sagen, das hängt von der jeweiligen Dame ab.«
    Das war eine deutliche Herausforderung. Und sich der Herausforderung nicht zu stellen, war Adrianne schon immer ein gewisses Problem gewesen. Sie fällte ihre Entscheidung aus einem plötzlichen Impuls heraus, wohl wissend, dass sie sie bereuen würde.
    »Ich wohne im Ritz«, ließ sie ihn wissen und entzog sich seinen Armen. » Passt Ihnen acht Uhr?«
    Philip ertappte sich dabei, wie er ganz automatisch in seiner Tasche nach dem nichtvorhandenen Zigarettenpäckchen nestelte, als sie durch die Menge davonschwebte. Wenn sie seine Gefühle schon nach einem Tanz so durcheinanderbringen konnte, war es hochinteressant zu erfahren, was sie mit ihnen einen ganzen Abend lang anstellen würde. Er winkte den Ober heran und nahm sich noch ein Glas Champagner.
    Erst nach über einer Stunde gelang es Adrianne, sich unbemerkt davonzuschleichen. Sie war bisher nur ein einziges Mal im Hause der Fumes gewesen, aber sie besaß ein gutes Erinnerungsvermögen, das sie mittels der Grundrißpläne nochmals aufgefrischt hatte. Das erste Problem bestand darin, Lady Fume, der allgegenwärtigen Gastgeberin, und den dienstbeflissenen Hausangestellten zu entrinnen. Schließlich versuchte sie es nach dem Motto »Frechheit siegt«. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass sie mit dieser Methode selten falsch lag. Sie ging so selbstverständlich die Treppe nach oben, als habe sie jedes Recht der Welt, in einem fremden Haus herumzuspazieren.
    Hier im zweiten Stock hörte man die Musik nur noch gedämpft, und in den Gängen roch es nach Zitronenöl, ein angenehmer Gegensatz zu dem schweren Duft der Treibhausrosen, der die unteren Räume erfüllte. Die Türen, die von den weißgetünchten Korridoren abgingen, waren in Wedgwood-Blau gestrichen. Adrianne hielt sich rechts, zählte vier Türen ab und klopfte dann zur Vorsicht leise an. Hätte jemand geantwortet, so hätte sie sich mit angeblichen Kopfschmerzen und der Suche nach Aspirin aus der Affäre ziehen können. Da jedoch niemand antwortete, vergewisserte sie sich noch einmal, dass sie allein war, und schlüpfte dann leise durch die Tür. Sie wartete einen Moment, nahm eine kleine Taschenlampe aus ihrem Abendtäschchen und ließ den schmalen Lichtstrahl durch den dunklen Raum gleiten.
    Es war wichtig, den Standort jedes einzelnen Möbelstücks zu kennen, um beim nächsten Mal, wenn sie diesen Raum betrat, während ihre Gastgeber schliefen, nicht gegen einen Louis-Quinze-Tisch oder einen Queen-Anne-Sessel zu stoßen.
    Sorgfältig prägte sie sich alle Einrichtungsgegenstände ein, während sie gleichzeitig zu dem Schluss kam, dass Lady Fume sich einen kreativeren Innenarchitekten

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