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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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sicheren Gewässer auf unbekanntes Terrain zu wechseln, wo man ihn anfeinden würde, weil er eine Frau geheiratet hatte, die gesellschaftlich weit über ihm stand. Wenn er blieb, würde er ein Leben lang geschmäht werden und sich jeden Tag mit engstirnigen Aristokraten auseinandersetzen müssen, denen es Freude bereitete, Kate zu sagen, wie schlecht ihre Entscheidung, ihn zu heiraten, gewesen war.
    Wollte er sich das antun? Oder ihr? Sollte er verschwinden, bevor sie sich an ihn gewöhnte? Oder sollte er sie einfach entführen und auf das erste Schiff schaffen, das sie von England wegbrachte? Könnte er seinen Traum auch mit einer Ehefrau an seiner Seite verwirklichen?
    Ehefrau. Er schüttelte den Kopf. Wann hatte er angefangen, so über Kate zu denken? Als sie in seinen Armen geweint hatte? In dem Moment hatte er tatsächlich Beschützerinstinkte verspürt und sich dabei ertappt, wiedergutmachen zu wollen, dass das Mädchen stets um die Aufmerksamkeit eines Vaters gekämpft hatte, der sie ablehnte.
    Doch sie war nicht mehr das kleine Mädchen. Sie war härter, wachsam wie ein wilder Fuchs, der immer damit rechnete, dass die Jagdmeute ihm auf den Fersen war. Genau wie er trug sie Narben mit sich herum, die niemals verblassen würden. Hatte sie sich zu sehr verändert, um ihre Beziehung von früher wiederaufnehmen zu können? Und wie war es mit ihm? War sie Grund genug, um das Leben zu opfern, das er seit zehn Jahren plante?
    Warum, um alles in der Welt, hatte ihr Vater solche Anschuldigungen ausgestoßen? Gab es etwas in ihr, vor dem man Angst haben musste? Und warum, fragte Harry sich, hatte er vor all den Jahren Kate nicht auf die Anschuldigungen ihres Vaters angesprochen? Was für ein arroganter Idiot er doch gewesen war.
    Tja , dachte er und zupfte seine Manschetten zurecht. Das war ein Fehler, den er nicht mehr ungeschehen machen konnte. Jetzt konnte er sich lediglich wie der liebestrunkene Ehemann verhalten.
    Lange bevor er den chinesischen Salon erreichte, wo Kate ihre Gesellschaften abzuhalten pflegte, hörte er Frauenstimmen. Finney stand im Flur. Seine riesigen Pranken hatte er in weiße Handschuhe gesteckt. Fragend verzog er sein blasses unförmiges Gesicht.
    »Soll ich Sie ankündigen?«
    Harry runzelte die Stirn. »Grundgütiger, nein. Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Alles so ruhig wie an einem Sonntag im Puff.«
    Harry nickte. »Ich erwarte einige Gäste, die durch den Hintereingang kommen. Sie sollen sich in der Bibliothek versammeln. Sagen Sie Mudge Bescheid und achten Sie darauf, dass es keine verdächtigen Beobachter gibt.«
    Er erklärte Finney knapp, was er erfahren hatte, und wartete ab, dass der hünenhafte Mann in die Küche ging, um die Bediensteten zu instruieren. Mit einem tiefen Atemzug wandte er sich wieder der Tür zum Salon zu.
    Wenn er ganz nahe am Eingang stand, konnte er den Raum im Spiegel an der vorderen Wand überblicken. Kate saß auf dem roten Sofa und reichte drei Frauen Teetassen. Die Damen hatten sich offenbar angezogen, um zu beeindrucken. Sie trugen mit Federn geschmückte voluminöse Hauben und überladene pastellfarbene Kleider. Er hatte recht gehabt. Kate hatte ihre Schutzmauer wieder aufgebaut. Plaudernd reichte sie einen Teller mit Gebäck herum. Sie strahlte in einem ihrer unverkennbaren Kleider. Dieses Kleid war grün, hatte einen hohen gerafften Kragen und lange Ärmel, um ihre Verletzungen und die blauen Flecke zu verbergen. Sie hatte ein passendes Haarband in ihr hochgestecktes Haar geflochten. Es war ihr gelungen, wie eine junge Frau auszusehen, die sich auf dem Heiratsmarkt tummelte.
    Harry wusste, dass er hineingehen sollte, aber er konnte den Blick nicht von Kate abwenden. Etwas an ihrem unbekümmerten Lächeln traf ihn bis ins Innerste. Er hätte sein Offizierspatent darauf verwettet, dass niemand in der feinen Gesellschaft eine Ahnung hatte, was hinter Kates wortgewandter, extravaganter Persönlichkeit steckte. Nicht einmal er hatte es geahnt. Zum ersten Mal seit Jahren wusste Harry die Professionalität zu schätzen, die hinter ihren Auftritten steckte. Und er gestand sich ein, dass er nicht nur verblüfft, sondern dass er stolz auf sie war.
    Sie sollte sich den Damen nicht allein stellen müssen. Noch ein letztes Mal zog er sein Jackett zurecht und stürzte sich dann in die Schlacht. »Meine Liebe, es tut mir so leid, dass ich zu spät bin«, sagte er mit einem Lächeln, als er das Zimmer betrat. »Marcus Drake hat Beau und mich zu einem

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